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Knochen-Mond

Knochen-Mond

Titel: Knochen-Mond
Autoren: Jason Dark
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aus. Noch stand die Gestalt ruhig auf dem Fleck, doch nach einer Weile bewegte sie den Kopf. Zuerst schaute sie nach rechts, dann in die entgegengesetzte Richtung, als wollte sie versuchen, die Schwärze zu durchdringen. Aber es war nichts zu sehen, selbst das Licht tauchte immer mehr weg und verschwand schließlich ganz.
    Wie auch die Gestalt.
    Nur ein kurzes Zucken ihrer Flügel war zu sehen. Dann jagte sie in einem schrägen Winkel in die Luft, als suchte sie ein bestimmtes Ziel. Zum Beispiel den Knochen-Mond…
    ***
    »He, Barry, was ist los? Wach doch auf, bitte. Komm, du kannst doch hier nicht schlafen…«
    Barry F. Bracht hörte die Stimme, als wäre sie meilenweit von ihm entfernt. Dabei stand Carla Hill direkt neben ihm, hatte eine Hand auf seine Schulter gelegt und schüttelte ihn.
    Sehr mühsam öffnete er die Augen, starrte auf seine Schreibtischunterlage und gab als Antwort ein unverständliches Brummen von sich.
    »Aufwachen, Barry…«
    »Was ist denn?«
    Carla Hill konnte sich ein Lachen nicht verkneifen, als sie die Antwort vernahm. So ähnlich reagierte ihr Mann auch, wenn er von ihr geweckt wurde.
    »Bist du krank, Barry?«
    Er gab keine Antwort.
    »He, ist dir nicht gut?«
    Er holte tief Luft. »Komisch, Carla, ich glaube, ich bin eingeschlafen, nicht?«
    Er hörte ihr Lachen. »Und ob du eingeschlafen bist, mein Junge. Tief und fest. Nur geschnarcht hast du nicht.«
    »Immerhin etwas.«
    »Und was ist sonst?«
    »Was soll sein?«
    Carla Hill hob die Arme und ließ sie wieder fallen. »Meine Güte, man schläft doch nicht einfach so ein, auch du nicht, obwohl du ja kein Morgenmensch bist.«
    »Manchmal schon.«
    Sie trat einen Schritt zurück. »Hast du was mit dem Kreislauf, Barry?«
    »Wie kommst du darauf?«
    »Bei dem Wetter. Draußen ist es nicht nur heiß, sondern noch feucht und schwül. Da kippen selbst die stärksten Athleten um.«
    Er winkte ab und lächelte kantig. »Klar, Carla, aber ich bin nicht umgekippt.«
    »Was denn?«
    Bracht streckte unter dem Schreibtisch die Beine aus. »Ich kann es dir nicht sagen, Carla. Es kam plötzlich über mich. Ich konnte mich nicht mehr halten, verstehst du?«
    »Ja, ja und dann?«
    »Schlief ich ein. Bis du mich geweckt hast.«
    »Komisch.« Sie schüttelte den Kopf. »Aus dir werde ich nicht schlau. Wie wäre es mit einer Tasse Kaffee?«
    »Frisch?«
    »Er müßte gerade durchgelaufen sein.«
    »Ja, er würde mir guttun.«
    Sie verließ den Raum kopfschüttelnd. Zurück blieb ein sehr nachdenklicher Barry F. Bracht.
    Okay, er hatte geschlafen. Aber das war nicht alles gewesen. Den Schlaf empfand er als zweitrangig. Viel wichtiger war der Traum gewesen. Durch ihn hatte er in eine Welt hineingeschaut, die ihm bis heute verborgen gewesen war. Aber eine Welt, die mit ihm unmittelbar zu tun hatte. Nicht mit ihm als Barry F. Bracht, sein zweites Ich war dort hineingestoßen und hatte durch den Traum den Weg gefunden.
    Zebuion!
    Er sah die Gestalt noch sehr deutlich vor sich. Ganz in Schwarz gekleidet, bis eben auf den Silbergürtel in der Mitte. Der Helm, die Flügel, all das paßte zwar nicht zusammen, doch er sah es nicht einmal als ungewöhnlich an.
    Und er hatte auch das Gesicht hinter der Scheibe gesehen. Ein hartes Gesicht, ein kantiges mit scharf geschnittenen Zügen. Ein Gesicht, das er kannte.
    Sein eigenes!
    Zwar nicht so aussehend wie jetzt. In dem anderen zeichneten sich die Gefühle und die Kraft des Kämpfers ab, aber ein Gesicht, das ihm gehören mußte.
    Er war Zebulo, der Kämpfer!
    Über seinen Rücken rann eine Gänsehaut. Tief holte er Luft, als er darüber nachdachte, und er dachte daran, daß sich sein Leben ändern würde. Das Schicksal hatte auch bis jetzt seine Weichen gestellt, jetzt aber würde der Zug des Lebens in eine andere Richtung fahren. Er saß in einem der Wagen und konnte nicht aussteigen.
    Carla kam mit dem Kaffee. »Trink ihn, dann geht es dir wieder besser.«
    »Du bist ein Schatz.«
    Carla lief rot an. »Hör auf, Barry.« Sie beugte sich vor. »Ich habe mir um dich wirklich Sorgen gemacht. Daß du so plötzlich einschläfst, ist doch nicht normal. Bist du krank?«
    »Nein, glaube nicht.« Kr trank die ersten Schlucke. »Tja, es ist nur komisch.«
    »Wie denn?«
    Barry F. Bracht schaute hoch, und sein Blick fiel in das besorgte Gesicht der Sekretärin. »Träumst du eigentlich hin und wieder?«
    Carla Hill mußte lachen. »Klar.«
    »Was denn?«
    Sie drohte mit dem Finger. »Das sage ich dir nicht.«
    »So ist
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