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Knastpralinen: Ein Hamburg-Krimi (German Edition)

Knastpralinen: Ein Hamburg-Krimi (German Edition)

Titel: Knastpralinen: Ein Hamburg-Krimi (German Edition)
Autoren: Simone Buchholz
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grinst.
    »Was machst du hier?«, frage ich noch mal.
    »Du fragst mich, was ich in meiner Wohnung mache?«
    »Was?«
    »Wir sind in meiner Wohnung, du Alki.«
    »Oh. Warum?«
    »Ich hab dich an der Haustür aufgelesen«, sagt er, »als ich von meinem Schlüsseleinsatz nach Hause gekommen bin. Du hattest … sagen wir mal … ein paar Probleme.«
    Ich lasse mich wieder ins Kissen fallen. Mein Körper fühlt sich an, als hätte ihn jemand mit Teer ausgegossen.
    »Kann ich einen Kaffee haben?«
    »Natürlich kannst du einen Kaffee haben.«
    Das ging alles so wahnsinnig schnell gestern. Ich kann ja wirklich trinken, so ist es nicht, aber das Tempo, das diese Jules Thomsen vorgelegt hat, war schon krass. Ich drehe mich zur Seite und sehe aus dem Fenster. Tatsächlich. Klatsches Bude. Von meinem Bett aus kann man nicht aus dem Fenster schauen. Und plötzlich hab ich eine Frau im Kopf. Sie hat dunkelblonde Locken. Ich weiß im ersten Moment gar nicht, wo die jetzt herkommt, aber dann dämmert es langsam. Die stolperte da gestern noch in den Nachthafen. Hat einen schnellen Wodka mit uns getrunken. Das war eine Freundin von Jules, glaube ich. Genau. Sie kam rein, hat sich wegen irgendwas tierisch aufgeregt, ich hab aber nicht kapiert, worum es ging. Und dann hat sie sich meine Thekengesellschaft regelrecht unter den Nagel gerissen. Sie hat sie richtig aus der Kneipe geschleift. Glaube ich. Bin mir aber nicht sicher.
    *
    Es hat bis zum frühen Nachmittag gedauert, bis ich wieder einigermaßen klar war. Ich hab mich so lange in der Staatsanwaltschaft hinter meinen Akten versteckt. Teufel Alkohol. Jetzt geht’s langsam. So langsam tauche ich wieder auf. Ich rufe den Faller an. Die alte Rosenschere. Es klingelt dreimal, dann geht er ran.
    »Chastity«, sagt er, »schön, dass Sie anrufen.«
    »Schön, dass Sie rangehen«, sage ich. »Wie geht’s Ihnen, Faller?«
    »Ausgezeichnet, danke.«
    »Wie das denn?«, frage ich.
    Das gab’s noch nie. Dass der Faller mal nichts zu maulen hat.
    »Ich hab endlich meine Rosen geschnitten«, sagt er.
    Ach nee.
    »Das hab ich so lange vor mir hergeschoben, das wurde schon ganz gammelig. Jetzt sind die alten Zöpfe ab. Ich muss mich da nicht mehr mit beschäftigen. Fühlt sich sehr gut an.«
    Ich kann mir nicht helfen, aber ich glaube, der Faller spricht gar nicht von seinen Rosen.
    »Sie brauchen den Leuchtturm nicht mehr, oder?«
    »Man kann nie wissen«, sagt der Faller.
    Ich zünde mir eine Zigarette an. Ich bin mir nicht mehr sicher, ob der Faller Lust hat, dem Calabretta und mir zu helfen. Ob er sein Bullenhirn für uns noch mal anschmeißt. Ob er sich noch mal in Richtung Sumpf bewegt. Da wachsen keine Rosen. Ich will es trotzdem versuchen.
    »Haben Sie ein bisschen Zeit für mich?«, frage ich.
    »Natürlich, mein Mädchen«, sagt er. »Wann?«
    »Heute Abend? Essen?«
    »Wo?«, fragt er.
    Ich muss an gestern Nacht denken. Jules Thomsen und ihr Hass auf ihren feinen Laden. Ich würde mir das gerne noch mal anschauen. Irgendwie lässt mich die Frau nicht los. Irgendwas an der fasziniert mich.
    »Lassen Sie uns ins Taste gehen, ja?«
    »Ins was?«, fragt er.
    »In dieses Restaurant in dem alten Fabrikgebäude«, sage ich. »Gleich hinter der Reeperbahn. Wissen Sie?«
    »Keine Ahnung«, sagt er.
    »Holen Sie mich um acht zu Hause ab?«
    »Okay.«
    Der Faller im Discorestaurant. Toll.
    *
    Er hält sich die Speisekarte vors Gesicht. Manchmal zieht er sie ein kleines Stückchen nach unten, so dass ich nur seine Augen sehen kann. Ich glaube, er schneidet mir hinter der Karte Grimassen.
    »Hey«, sage ich, »Clown gefrühstückt, hm?«
    Er zieht die Karte bis zu seinem Kinn und sagt:
    »Das ist doch auch zum Totlachen hier. Gepiercter Barsch. Also bitte. So ein Bullshit. Ich bin ja mal gespannt, wann Sie mir sagen, warum wir hier sind.«
    »Nur so«, sage ich, »das hat gar keinen richtigen Grund. Ich dachte, es ist lustig, Sie mal in so eine schnieke Umgebung zu setzen und zu kucken, was passiert.«
    »Haha, Chastity.«
    Der Faller wieder. Kann eben doch nicht aufhören, Bulle zu sein. Aber das passt mir ja ganz gut. Vielleicht kriege ich heute Abend doch noch ein paar kluge Gedanken aus ihm rausgepult.
    Unser Kellner heißt Bengt. Aha. Bengt sieht im Prinzip genauso aus wie Jason. Er bringt dem Faller ein Wasser und mir ein Glas Weißwein. Dann fängt er an, die Tageskarte runterzurattern. Das hat Jason nicht gemacht.
    Ich bin eigentlich nicht der Typ für so was, aber ich glaube, ich
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