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Knastpralinen: Ein Hamburg-Krimi (German Edition)

Knastpralinen: Ein Hamburg-Krimi (German Edition)

Titel: Knastpralinen: Ein Hamburg-Krimi (German Edition)
Autoren: Simone Buchholz
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sollte die Blutwurst probieren. Jules Thomsen hat gesagt, die Würste sind was Besonderes. Ich wüsste gerne, was sie meint.
    »Ich nehme die Blutwurst mit Äpfeln«, sage ich.
    »Und ich die Knastpralinen«, sagt der Faller.
    Bengt nickt.
    »Einmal Blutwurst und einmal Knastpralinen«, sagt er knapp, und dreht eine Pirouette in Richtung Küche.
    »Knastpralinen?«, frage ich.
    »Buletten«, sagt der Faller. »Schöne, dicke Frikadellen. Ist ja nicht so einfach, die gut zu machen. Und passt gar nicht zu dem Laden hier. Bin mal gespannt, ob die das hinkriegen.«
    »Die kriegen das hin«, sage ich.
    »Woher wissen Sie das?«, fragt er. »Öfter hier, hm?«
    »Nein«, sage ich und ziehe demonstrativ die Augenbrauen hoch. Ich versuche, den Spott in seiner Stimme zu ignorieren. Geht aber nicht. Ich muss mich verteidigen.
    »Ich hab neulich die Chefin kennengelernt«, sage ich, »die ist Spezialistin in Sachen Fleisch. Und ich mag sie ganz gerne.«
    »Sie mögen jemanden, der so einen Kasten hier sein Eigen nennt?«, fragt er. »Ist das Ihr Ernst, Chas?«
    Ich beuge mich über den Tisch und sage leise:
    »Sie hasst es. Sie hasst den Ort, und sie hasst die Leute.« Ich lehne mich wieder zurück. »Aber irgendwie kommt sie aus der Nummer nicht mehr raus.«
    »Das wiederum«, sagt der Faller, »finde ich auch sehr sympathisch. Gefangen im eigenen Leben und es zugeben können. Schaffen nicht viele.«
    »Ja«, sage ich, »die meisten würden doch so tun, als wäre alles chicko, oder?«
    Der Faller nickt, trinkt einen Schluck Wasser und sieht mich nachdenklich an.
    »Und jetzt reden wir mal über das, weswegen wir hier sind«, sagt er. »Was ist mit den toten Männern aus der Elbe? Problem, oder?«
    »Ja«, sage ich und streiche mit dem Zeigefinger über den Rand von meinem Weinglas. »Ist verflucht schwierig. Bis vorgestern hatten wir praktisch gar nichts, an dem wir uns hätten festbeißen können. Der Calabretta hat quasi ins Blaue ermittelt, das hat den wahnsinnig gemacht, der hat sich die Nächte um die Ohren geschlagen und ziellos nach Verdächtigen Ausschau gehalten, nur um irgendwas zu unternehmen. Und plötzlich haben wir einen Zeugen. Aber der ist ein windiger Typ. Wir vermuten, dass er die Frau, die er belastet hat, verfolgt. Trotzdem hat er wahrscheinlich beobachtet, wie sie jemanden getötet hat, der ziemlich genauso aussah wie unser erstes Opfer. Und er hat noch eine zweite Frau gesehen.«
    Der Faller schaut mich zufrieden an. Sein Blick sagt: Wusst ich’s doch. Zwei Frauen.
    »Wobei das Ganze nicht nach Mord aussieht, sondern eher nach einem saftigen Totschlag, einer Affekthandlung«, sage ich. »Vielleicht war es sogar Notwehr. Was dann so was von überhaupt nicht dazu passt, dass die ersten beiden Opfer zerschnitten und in Mülltüten verpackt waren. Das ergibt alles keinen Sinn.«
    Der Faller kratzt sich am Kinn.
    »Dieser Zeuge«, fragt er. »Konnte der die Frauen denn ordentlich beschreiben?«
    »Die Phantombilder, die wir mit seiner Hilfe haben anfertigen lassen, sind einen feuchten Schiss wert«, sage ich. »Der Typ konnte oder wollte dann doch nichts Genaues sagen. Trotzdem hat der Calabretta jede Menge Männer auf den Kiez geschickt, die rund um die Uhr die Augen aufhalten, nach einer Frau mit dunkelblonden Locken und auffälligen Kurven.«
    »Nach so einer wie der da drüben?«, fragt der Faller.
    Er zeigt mit den Augen zur Bar. Da ist diese Kellnerin, die mir beim letzten Mal schon aufgefallen ist. Brutal sexy ist die wieder. Es ist, als hätte sie eine Staubwolke aus Sex um sich rum, und immer dort, wo der Blick eines Mannes auf sie fällt, fangen die Staubpartikel an zu glitzern. Die Luft flimmert bei jedem Schritt, den sie macht.
    »Ja«, sage ich, »so ungefähr.«
    »Arme Frau«, sagt der Faller.
    »Wieso das denn?«, frage ich.
    »Das ist doch nicht schön«, sagt er. »All die Bestien hier im Raum holen sich später zum Einschlafen einen auf sie runter.«
    »Aber das kriegt sie doch gar nicht mit«, sage ich.
    »Oh doch«, sagt der Faller. »Das weiß sie ganz genau. Sehen Sie nicht, wie sie sich unter den geifernden Blicken dieser Typen windet? Würde mich nicht wundern, wenn die einmal am Abend von irgendeinem Heini an den Arsch gefasst kriegt. Keiner der Männer hier sieht in ihr was anderes als ein scharfes Stück Fleisch. Das muss entsetzlich unangenehm sein.«
    Ich sehe der Kellnerin hinterher. Wahrscheinlich hat der Faller recht. Ich kann das nicht einschätzen. Ich weiß nicht, wie das
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