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Knastpralinen: Ein Hamburg-Krimi (German Edition)

Knastpralinen: Ein Hamburg-Krimi (German Edition)

Titel: Knastpralinen: Ein Hamburg-Krimi (German Edition)
Autoren: Simone Buchholz
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Tritt gesetzt. Der Trainer hatte Recht. Man braucht nicht viel Kraft. Man braucht nur ein bisschen Tempo und ein genaues Ziel. Ja. Und jetzt liegt da einer auf dem Boden, mitten auf dem Gehsteig. Ist eine dunkle Ecke hier, und es ist schon weit nach Mitternacht, da kommt so schnell keiner vorbei. Trotzdem. Irgendwas muss sie ja wohl machen. Sie kann den doch nicht einfach hier liegen lassen. Tot. Wenn sie die Polizei ruft? Was soll sie sagen? Dass der sie angesprochen hat? Dass er sie »Bückstück« genannt hat? Und dann hat sie ihn gleich umgebracht? Aus Versehen? Soll sie das sagen? Klingt nicht gut.
    Sie denkt eine Minute nach, dann tut sie, was Frauen in schwierigen Situationen eben tun: Sie ruft ihre beste Freundin an.
    Wie einfach auch das war, zu zweit: toten Mann ins Auto schaffen, toten Mann vom Auto über den Hintereingang in die leere Küche schaffen, toten Mann ins Kühlhaus hängen. Niemand wird etwas bemerken. Das Kühlhaus darf ja keiner betreten, nur die Chefin. Da hat niemand sonst einen Schlüssel für, aus Prinzip. Da kann man schon mal was lagern, wenn man die Chefin ist. Und die Chefin kümmert sich jetzt auch persönlich darum, dass alles verschwindet. Der Kopf, die Hände und die Füße, die kommen weg. Der Rest wird verarbeitet. Wie Schweinehälften immer verarbeitet werden. Die Chefin macht die Würste oft über Nacht, wenn die Küche ihr allein gehört. Und legt das Fleisch ein, damit es gut mariniert. Oder bereitet schon mal das Ragout für den nächsten Tag vor. Je länger so ein Ragout vor sich hin schmort, desto besser. Gute Verarbeitung ist der Chefin wichtig, gute Produkte, gute Gewürze, keine blöden Mischungen oder Fertiggeschichten, wie sie in anderen Küchen oft verwendet werden.
    Man weiß heutzutage ja meistens gar nicht mehr, was da drin ist, im Essen.
    Menü
     
    Vorspeisen
     
    Crostini mit Leberfarce und grünen Weintrauben
    Büffelmozzarella mit gekochtem Rosmarinschinken
    Kleine Salsicce Lucane mit schwarzem Pfeffer und marinierten Peperoncini
    Warmer Kopfsalat mit Steinpilzen
     
    Hauptspeisen
     
    Orecchiette al Ragù in Amarone
    Hausgemachte Knastpralinen mit Kartoffel-Weingurken-Salat
    Ofenrouladen mit Pflaumen und Koriander in Tamarindenjus
    Salbei-Salsiccia auf Rotwein-Tomaten-Ratatouille
    Ochsenschwanzragout alla Cavour mit Buttergnocchi
    Marsala-Schnitzel mit frischem Fenchel
    Französische Blutwurst mit Äpfeln und Majoranbrot
     
    Desserts
     
    Kirschkuchen mit Vanillemilchschaum und Eierbiskuit
    Kastanien in Herrenschokolade
    Sie läuft durch die Stadt. Sie sucht jemanden. Einen, der ihr dumm kommt. Der sie blöd anmacht. Dem sie einen vor den Latz knallen kann. Es wird Zeit, dass mal wieder einer einen vor den Latz kriegt, einer von diesen Arschlöchern. Haben es alle verdient. Sind doch alle gleich. Sie läuft und läuft und läuft. Hat sicherheitshalber ihren extrakurzen Rock angezogen. Da muss doch einer kommen und sie anmachen. Sie kommen immer und machen sie an.
    Da. Der da.
    Er kommt auf sie zu. Er sieht sie an. Er sieht nett aus. Jung, freundlich, gut erzogen. Sie weiß, dass das nur Fassade ist. Ihr macht er nichts vor. Ist eine dunkle Ecke hier, da spricht man keine Frau an. Können die sich das nicht denken? Dass die Frau da Angst kriegt, wenn sie sie hier ansprechen? Dass sie keine andere Wahl hat, als sich zu wehren?
    Entschuldigung, sagt er, hätten Sie vielleicht mal Feuer?
    Zack, das war’s, Freundchen. Ausgeraucht.
    Schlachttag
    M ein lieber Herr Gesangsverein. Hab ich einen schweren Kopf. Meine Augenlider sind noch schwerer. Nicht aufzukriegen, die Dinger. Keine Chance. Irgendwo höre ich Klatsche reden, aber ich kann nicht sagen, wo, was und warum. Was macht der überhaupt hier? Wir sind doch gestern gar nicht zusammen nach Hause gekommen. Oder? Ich versuche, den Kopf zu heben. Geht nicht. Wenigstens habe ich inzwischen kapiert, dass Klatsche telefoniert. Ich glaube, er kommt näher. Heiliger Strohsack. Ist das laut.
    Als er endlich, endlich aufgelegt hat, schaffe ich es, ganz langsam meine Augen aufzumachen.
    »Was machst du hier?«, frage ich.
    »Mein Gott«, sagt er, »es spricht.«
    Ich drehe mich auf den Bauch, stütze mich auf meine Ellbogen und halte meinen Kopf fest.
    »Aua«, sage ich.
    Klatsche setzt sich zu mir aufs Bett und hält mir ein Glas hin. In dem Glas ist Wasser, und es sprudelt.
    »Hier«, sagt er. »Aspirin.«
    Ich schaffe es tatsächlich, mich aufzusetzen, das Glas zu nehmen und zu trinken. Klatsche sieht mich an und
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