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Klostergeist

Titel: Klostergeist
Autoren: Silke Porath
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für die Dufttage. Die ersten drei Hörer, die nach dem nächsten Song im Studio anrufen, bekommen je 100 Euro, mit denen sie nach Lust und Laune aus dem duften Sortiment einkaufen können. Also ran an die Telefone, die Leitungen sind frei nach ›Smell the Roses‹ von Natasha Bedingfield.
    Unser Werbepartner Optik Gebrüder Karl lässt die Donauwelle-Hörer wissen, dass heute bis 22 Uhr geöffnet ist. Nach einem kostenlosen Sehtest könnt ihr dort gleich am Büffet essen. Für jede Dame gibt es obendrein eine Rose zur Begrüßung.
     
    Als Pius am Haus von Bankier Engel läutete, fühlte er sich fast wie ein Freund des Hauses – schließlich war er ja eben erst hier gewesen. Und so freute er sich geradezu, als einer der mächtig breitschultrigen Bodyguards ihm die Tür öffnete.
    »Guten Morgen«, grüßte Pius und lächelte.
    »Moin«, brummte der Kerl im schwarzen Anzug.
    »Ich hätte gerne Frau Engel gesprochen.«
    »Die ist nicht da«, behauptete der Bodyguard und machte Anstalten, die Tür wieder zuzuknallen.
    Pius streckte schnell seinen Fuß vor. Das Türblatt bremste schmerzhaft an seinen Zehen, aber Pius bewahrte Haltung. Obwohl er vor Schmerzen gerne ein kräftiges »Aua!« von sich gegeben hätte, blieb er ganz ruhig. Anders als sein Gegenüber.
    »Himmelherrgott, Herr Pfarrer«, rief der Kerl. »Was soll das?«
    »Wo kann ich denn Frau Engel finden?«, flötete Pius. Sein großer Zeh wummerte.
    »Das weiß ich nicht, hier ist sie jedenfalls nicht, hören Sie nicht gut?« Offensichtlich hatte der Wachmann schlecht geschlafen.
    »Und der Herr Vorstandsvorsitzende?«
    »Ist auch nicht da.«
    Pius glaubte dem Mann kein Wort. »Und was machen Sie dann hier, wenn Ihre Schützlinge beide ausgeflogen sind?« Pius bewegte vorsichtig den Zeh in seinem Schuh. Langsam ließ das Pochen nach. Nichts gebrochen, welch ein Glück.
    »Ist mein freier Tag«, presste der Wächter zwischen den schiefen Zähnen hervor.
    »Kann ich hier auf die beiden warten?« Pius versuchte, sich in den Hausflur zu schieben, doch der massige Kerl drängte ihn zurück.
    »Nein!« Zack. Jetzt war es ihm doch gelungen, dem Pater die Tür vor der Nase zuzuknallen.
    Pius machte auf dem Absatz kehrt und humpelte zum Wagen. Fuhr um die nächste Straßenecke, stieg wieder aus, zerrte sich den Schuh und den Socken vom Fuß und betrachtete minutenlang seinen Zeh, der auf doppelte Größe angeschwollen war und in tiefem Rot neben seinen käsebleichen Kollegen am Fuß hing.
     
    Radio Donauwelle, euer Sender für Tuttlingen und den ganzen Landkreis! Ich bin euer Morgenmann Steven. Und ich habe eine schöne Aufgabe: Hermann aus Immendingen grüßt seine Frau Charlotte, mit der er auf den Tag genau 40 Jahre verheiratet ist. Hey, so alt bin ich noch nicht mal!
    Hermann wünscht sich was von Frank Sinatra. Ich hab mal im Musikarchiv gegraben und denke, Charlotte wird sich über ›Cheek to Cheek‹ freuen. Tanzt mal durch die gute Stube, ihr zwei in Immendingen!
    Jetzt noch ein Hinweis von einem neuen Werbepartner, dem Telefonhaus Call & Speak. Am kommenden Sonntag wird der Anbieter für Handys, I-Phones und günstige Verträge in der Königstraße eröffnen, und zwar im ehemaligen Telefonladen Kraus, genau zwischen Optik Suttner und Optik Gebrüder Karl. Zur Eröffnung seid ihr alle herzlich eingeladen!
    Und jetzt mache ich den Äther frei für den großartigen, unvergessenen Mr. Frank Sinatra!
     
    Noch ehe Thorben und Verena das Auto auf dem Firmenparkplatz der MBS – Metallbetriebe Spaichingen – geparkt hatten, war Thorbens Laune endgültig dahin: Der Parkplatz war eine einzige Matschkuhle und seine Füße steckten in hellbeigen Wildlederschuhen. Dort, wo im Sommer die Wagen der Freibadbesucher dicht an dicht parkten, war der Belag aufgebrochen worden, um die Leitungen zu vergrößern. Das neue Freibad sollte eine noch bessere Anbindung an die Fernwärme bekommen, welche aus dem Betrieb der MBS stammte. Fischers Schuhen – 199,90 Euro Ladenpreis, für 149,90 bei Ebay ersteigert – bekam die Baustelle allerdings weniger gut als den Freibadbesuchern, die sich auch an kühlen Frühlings- oder Herbsttagen über angenehm warmes Wasser freuen konnten.
    Verena quittierte Thorbens Fluch, als dieser den ersten Schritt in den Matsch tat, mit einem breiten Grinsen. Aus dem Kofferraum zog sie ein paar Gummistiefel. »Tja, Herr Kollege, ich empfehle die Investition in solches Schuhwerk!«, flötete die Kommissarin und tauschte die gefütterten
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