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Klingenfieber: Roman (German Edition)

Klingenfieber: Roman (German Edition)

Titel: Klingenfieber: Roman (German Edition)
Autoren: Tobias O. Meißner
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trocken, er röchelte schier. Er musste wohl gestolpert sein, jedenfalls saß er auf dem Hosenboden im Sand.
    Sie steckte sein Schwert neben ihn und setzte sich zu ihm. Die Mädchen spielten ihre Bewegungen nach. Sie wirbelten. Kindliche Versionen von ihr.
    »Ich weiß nicht, ob ich dir diese Waffe nicht besser wieder abnehmen sollte, damit du keinen Schaden damit anrichten kannst. Aber dann würde Elirou glauben, es wäre dir gestohlen worden, oder?«
    »Ja. Und sie würde sich weniger behütet fühlen.«
    »Hm. Meine Mädchen sollen noch keine bekommen, ich finde, sie sind noch zu jung dafür. Also behalte sie.«
    Stenrei betrachtete die Mädchen. Sie tanzten. Klingenlos und ohne Musik. »Ihr werdet durch die Dörfer ziehen wie bisher und Männer besiegen?«
    »Ja. Schon bald werden die Mädchen dazu ebenfalls in der Lage sein. Wir können dann gleich mehrere Männer in einem Dorf herausfordern. Ich schätze, wir werden eine Menge Münzen machen auf diese Weise.«
    »Und der Rittrichter?«
    »Den gibt es nicht mehr. Solange wir niemanden umbringen, wird sich auch kein neuer mit uns abgeben.«
    »Und Ugon Fahus? Und Neeva?«
    Sie seufzte. »Das ist eine lange Geschichte. Vielleicht erzähle ich sie dir einmal, bei einem brunnengekühlten Getränk. Aber nicht heute.«
    Er nickte. »Nicht heute.« Elirou würde schon zurück sein in ihrem Zimmer und sich Sorgen machen um ihn. Da gab es tatsächlich jemanden, der sich um ihn sorgte, und nicht nur, weil er der Sohn war und man sich um ihn zu kümmern hatte.
    Ein Platz im Leben. Das war viel wert.
    »Und Ladiglea?«, fragte er zuletzt. »Was wird aus ihr?«
    Erenis seufzte wieder. »Ich werde sie zu uns nehmen. Sie kann mir mit den Mädchen helfen. Wer weiß, vielleicht findet sie durch eine Aufgabe langsam wieder zu sich.«
    »Es kann aber auch sein, dass all das Kampfgewirbel zu viele Wunden in ihr aufreißt.«
    »Ja. Vielleicht. Wir werden sehen.«
    Er erhob sich. »Ich muss zurück. Ich danke dir für diese Lektion. Für alles.«
    »Ich habe mich auch nie bei dir bedankt. Also lass uns jetzt nicht damit anfangen.«
    Er nahm das Schwert. Das Geräusch, wie es aus dem Sand glitt, klang raunend und rau.
    Die Mädchen zeigten mit dem Finger auf ihn und lachten. Er war ein Mann, also brauchten sie ihn nicht zu fürchten. Sie waren klein und wild. Töchter . Und Schwestern. Aus ihnen würden eines Tages Frauen werden, denen Jungs wie er und der Rittrichter und Ugon Fahus zu folgen versuchten.
    Wortlos ging er zu den Zelten von Brendin Grya zurück, das Schwert über der Schulter, das im Licht der Sonne glänzte, als trüge er einen leuchtenden Stab, mit dem man heilen konnte, anstatt nur zu verletzen.
    Erenis schaute ihm nicht hinterher, sondern schnappte sich eins ihrer Mädchen und begann, deren Haltung zu korrigieren. Sie nahm sie an den Schultern, stellte sie aufrecht hin, befühlte ihr Rückgrat. Da war viel Zukunft vorhanden, im Rückgrat.
    Sie fing an, mit ihren Mädchen zu sprechen, und obwohl sie diese Sprache noch nicht verstanden, in denen die Worte einzelne Blöcke bildeten und nicht flossen wie ein Gesang, versammelten sich die kleinen Tänzerinnen um sie herum und lauschten mit offenen Mündern.
    Erenis erzählte ihnen, dass sie vom Dach der Kutsche aus, als sie zum ersten Mal nach Brendin Grya hineingefahren war, nackte Frauen gesehen hatte, die in Ketten in die Festspielstadt geführt wurden. Sie fragte sich und die Mädchen, wo man diese Frauen jetzt wohl finden konnte. Ob man sie noch zusammen hielt oder sie bereits verstreut waren, auf unterschiedliche Besitzer verteilt. Sie erzählte, dass man alle Frauen, die in Ketten und in Bändern lagen, befreien konnte. Wenn man nur entschlossen war.
    Die Mädchen wiegten sich im Klang dieser Worte, und obwohl sie ihnen noch ebenso unentzifferbar waren wie die Blutstaben auf der Klinge ihrer neuen Kriegslehrerin, nickten sie alle in feierlichem Ernst.

PROLOG
    D ie Schlacht war woanders geschlagen worden.
    In dem kleinen Dorf, das keinen richtigen Namen hatte, das nur nach dem Wasserfall in seiner Nähe bezeichnet wurde, hatte man von der Schlacht nicht viel mitbekommen. Nachts hatte es über den Wiesen eigenartig geleuchtet, einige der Älteren raunten, dass vielleicht sogar Magier an der Schlacht beteiligt waren. Hexenmeister.
    Am folgenden Morgen kam der Übriggebliebene in das Dorf gewankt.
    Er stützte sich auf eine Hellebarde, die bereits angesplittert war, und er blutete aus zahlreichen Wunden. Er war noch
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