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Klingenfieber: Roman (German Edition)

Klingenfieber: Roman (German Edition)

Titel: Klingenfieber: Roman (German Edition)
Autoren: Tobias O. Meißner
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inne und wandte sich erschrocken zu Ugon Fahus hin um. Erenis stand einfach nur mit hängenden Schultern da.
    Der Rittrichter spürte Oberwasser. »Jahaaa, da macht ihr verdutzte Gesichter, nicht wahr, ihr hochmütigen Metzen! Euren Vater oder König oder was immer das ist kann ich erledigen, von hier aus, mit einer einzigen Krümmung meines Fingers. Da nützt euch euer ganzes Schwertgehampel nicht das Geringste! Was sagt ihr nun?«
    Neeva bewegte sich wieder, um zwischen den Bolzen und Ugon Fahus zu gelangen, doch der Rittrichter begriff ihren Plan und bewegte sich ebenfalls seitlich. Sie tanzten beinahe miteinander, die Armbrust war wie eine Achse.
    »Du wirst trotzdem sterben«, sagte Neeva grimmig. »Was bringt dir das also, ihn zu erschießen?«
    »Es bringt mir, dass du, die du bereit bist, für diesen Mann dein Leben zu opfern, Erenis davon überzeugen wirst, dass sie sich fesseln und mit mir kommen soll. Dann werde ich dich und deinen König unbehelligt lassen, denn gegen euch liegt ohnehin keine Deliktsliste vor.« Er flüchtete sich in seine Fachsprache, um in dieser verfahrenen Situation zusätzlich an Sicherheit zu gewinnen. Wie er hier eingedrungen war und gegen eine Übermacht die Gerichtsbarkeit des Hochadels durchsetzte, das sollte ihm erst einmal einer nachmachen! Er lächelte verzerrt.
    »Erenis wird niemals mit dir gehen«, behauptete Neeva. »Sag es ihm doch einfach.«
    »Ich werde niemals mit dir gehen.«
    »Aber du musst! Ich muss dich haben! Und wenn der ganze Himmel dafür brennen soll!« Und aus Leibeskräften schrie er plötzlich: »Erenis, komm jetzt, sonst nagele ich diesen komischen Ritter an seinen Stuhl!«
    »Tu es doch«, sagte Erenis ruhig. »Ich bin ja ebenfalls deshalb hier.«
    Neeva erschrak wieder. Der Blick zwischen den beiden Schwestern war uneins.
    »Dann würde es dir also gefallen, ja?« schrie Vardrenken, zwischen Jubel und Verzweiflung schwankend. »Würde ich eine Last von dir nehmen?«
    »Nein. Denn ich könnte es jederzeit selbst tun.«
    Sie ging auf Ugon Fahus zu und versperrte dem Rittrichter dadurch das Schussfeld.
    Neeva war jetzt viel dichter an dem Rittrichter dran als an ihrem Lehrmeister. Sie begriff, dass sie einen furchtbaren Fehler begangen hatte. Das Auftauchen des Rittrichters hatte sie dazu verführt, einen Schulterschluss mit Erenis anzunehmen. »Nein«, rief sie nur, »tu es nicht! Erenis, nein!«
    Erenis hob ihr Schwert, Ladigleas Schwert.
    Der Rittrichter, der seines anvisierten Ziels nun beraubt war, legte seinerseits auf Neeva an, und zwar auf ihr Gesicht. »Zurück mit dir«, keuchte er. »Mit dir will ich gar nichts zu schaffen haben. Warum machst du dich nicht einfach davon und überlässt die ganze Angelegenheit mir und Erenis?«
    Neeva ignorierte die Bedrohung durch den Bolzen. Sie wandte sich Erenis und Ugon Fahus zu, setzte sich in Bewegung, rannte los.
    Der alte Mann saß vor Erenis, unter ihr. Sein Gesicht war unter dem Helm fast ganz verborgen, der Bart von silbernen Strähnen durchwirkt. Der eine Mundwinkel tiefer als der andere. Speichel sammelte sich dort. Seine Rüstung schützte ihn. Ihn mit einem Streich zu töten erforderte Kunstfertigkeit. Aber die hatte er sie gelehrt.
    Neeva rannte.
    Vardrenken schrie und schoss.
    Der Bolzen krachte Neeva in den Rücken, ließ sie ins Hohlkreuz gehen, noch drei Schritte weiter, dann fiel sie.
    Erenis wandte sich um.
    Der Rittrichter stellte seinen Fuß in die Schlaufe und versuchte, die Armbrust neu zu spannen.
    Erenis rannte los, auf ihn zu.
    Er hüpfte einbeinig. Alles an ihm war nun schief. »Ich habe dir das Leben gerettet! Sie wollte dich angreiffff…«
    Erenis stand vor ihm, das Schwert hoch erhoben. Sie hatte von unten nach oben durchgezogen. Sein Blut lief in schriftartigen Ornamenten über ihre Klinge abwärts. Er begriff, dass er sich schöner als so nicht mir ihr vereinigen konnte. Es war einfach unmöglich.
    Er gurgelte und pfiff, dann sank er in sich zusammen, schlenkernd, bereits leblos.
    Erenis beachtete ihn nicht weiter.
    Sie ging zu Neeva.
    Ihre Schwester lebte noch. Wand sich. Der Feind jeder Schwertkünstlerin, ein Geschoss, steckte feige von hinten in ihr und fraß sie. »Lass ihn leben«, flehte sie. »Lass ihn leben!« Selbst mit ihren letzten Atemzügen bat sie noch für Ugon Fahus.
    »Ohne dich wird er ohnehin verrecken.«
    »Nein. Die … Bediensteten … kümmern sich. Manchmal kommen Leute. Bringen Münzen. Wollen die Mädchen sehen. Die … Schule … trägt sich.
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