Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Klex in der Landschaft

Klex in der Landschaft

Titel: Klex in der Landschaft
Autoren: Tom Sharpe
Vom Netzwerk:
sich das öffentliche Interesse zu intensiv auf seine Rolle in dieser Angelegenheit richtete. Er hatte erwartet, daß die Autobahn Lady Maud aufregen würde; aber daß sie sich in einen menschlichen Tornado verwandelte, hatte er nicht vorhergesehen. Er hatte ganz gewiß nicht damit gerechnet, daß durch den Aufruhr, den sie offenbar partout anzetteln wollte, sein Unterhaussitz ins Wanken geraten könnte. »Wenn du nicht dafür sorgst, daß das Anwesen gerettet wird«, hatte Lady Maud ihm klargemacht, »sorge ich dafür, daß du nach der nächsten Wahl nicht mehr für South Worfordshire im Parlament hockst.« Sir Giles nahm diese Drohung ernst und beriet sich mit Hoskins von der Planungsbehörde in Worford. »Ich dachte, Sie wollten, daß dieses Ding durch die Schlucht führt«, meinte Hoskins, als sie in der Bar vom Handyman- Wappen saßen.
    Sir Giles nickte traurig. »Stimmt schon«, gab er zu, »aber Maud dreht völlig durch. Sie droht damit ... na, lassen wir das.« Hoskins beruhigte ihn. »Sie kommt drüber weg. Das tun sie immer. Man muß ihnen Zeit geben, sich an die Vorstellung zu gewöhnen.«
    »Sie haben gut reden«, sagte Sir Giles, »aber ich muß schließlich mit dieser abscheulichen Frau leben. Die halbe Nacht tobt sie in dem verfluchten Haus herum, und ich muß mir mein Essen selbst kochen. Außerdem gefällt es mir gar nicht, wie sie dauernd in der Küche sitzt und die Schrotflinte ihres Vaters putzt.«
    »Übrigens hat sie letzte Woche aufs Geratewohl einen Schuß auf einen der Landvermesser abgegeben«, sagte Hoskins. »Können Sie ihr nicht ein Verfahren anhängen?« fragte Sir Giles eifrig. »Damit wäre die Gefahr für ’ne Weile vorbei. Man schleppt sie einfach zum hiesigen Kadi.«
    »Sie ist selbst ehrenamtliche Richterin«, gab Hoskins zu bedenken, »und außerdem fehlen die Beweise. Sie würde dann einfach behaupten, sie hätte auf Kaninchen geschossen.«
    »Und dann ist da noch was. Das ganze Haus ist voll mit riesigen Scheiß-Schäferhunden. Die hat sie von irgend so einer verfluchten Wach- und Schließgesellschaft. Stellen Sie sich mal vor, ich kann nachts nicht mal zum Pinkeln über den Korridor gehen, ohne Gefahr zu laufen, daß ich gebissen werde.« Er bestellte noch zwei Whiskys und dachte über das Problem nach. »Es muß eine Untersuchungskommission eingesetzt werden«, sagte er schließlich. »Versprich ihnen eine Untersuchung, und sie werden sich ein bißchen beruhigen. Zweitens, bieten Sie der Kommission eine absolut unannehmbare Alternative an. So wie wir’s bei dem Wohnblock in Shrewton gemacht haben.«
    »Sie meinen, ich soll die Planungsgenehmigung für eine Kläranlage erteilen?«
    »Das haben wir damals getan. Hat astrein geklappt«, stellte Sir Giles fest. »Wenn wir nur eine Ausweichstrecke präsentierten, die niemand, der noch halbwegs bei Trost ist, akzeptieren könnte ...«
    »Da gibt’s ja immer noch Ottertown«, sagte Hoskins. »Was ist mit Ottertown?«
    »Das ist ein Umweg von fünfzehn Kilometern, außerdem müßte man durch ein im Rahmen des sozialen Wohnungsbaus errichtetes Viertel.«
    Sir Giles lächelte. »Genau mitten durch?«
    »Genau mitten durch.«
    »Klingt vielversprechend«, stellte Sir Giles fest. »Ich werde wohl als erster die Strecke durch Ottertown befürworten. Sind Sie ganz sicher, daß sie unannehmbar ist?«
    »Ganz sicher«, sagte Hoskins. »Ach ja, übrigens möchte ich mein Honorar im voraus.«
    Sir Giles schaute sich kurz in der Bar um. »Ich rate zum Kauf von ...«, fing er an.
    »Diesmal bar auf die Hand«, unterbrach ihn Hoskins, »mit United Oil habe ich Verluste gemacht.«
    Recht gutgelaunt traf Sir Giles im Haus Handyman ein. Sich von Geld zu trennen, gefiel ihm gar nicht, aber Hoskins war es wert, und die Idee mit Ottertown war genau die Art Taktik, die ihm zusagte. Sie würde Maud das ewige Licht der Öffentlichkeit vergessen lassen. Die Gemüter könnten sich beruhigen, und die Untersuchungskommission würde einen Beschluß zugunsten der Schlucht fällen. Inzwischen wäre es dann zu spät, um die öffentliche Meinung noch einmal zu mobilisieren. Untersuchungen waren ausgezeichnete Schlafmittel. Er absolvierte einen Spießrutenlauf durch die Wachhunde und verbrachte den Abend in seinem Arbeitszimmer mit dem Abfassen eines Briefes an den Umweltminister, in dem er die Einsetzung einer Untersuchungskommission forderte. Niemand konnte behaupten, dem Abgeordneten für den Bezirk South Worfordshire lägen die Interessen seiner Wähler
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher