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Klex in der Landschaft

Klex in der Landschaft

Titel: Klex in der Landschaft
Autoren: Tom Sharpe
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nicht am Herzen.
    *
    Während Sir Giles Komplotte ausheckte und Lady Maud in Komitees hockte, hatte Klex im Küchengarten alle Hände voll zu tun, um seine widersprüchlichen Aufgaben unter einen Hut zu bringen. Wenn er sich dranmachte, im Salatbeet das Unkraut zu jäten, klingelte es unweigerlich im Gewächshaus. Stundenlang hörte sich Klex Gespräche zwischen Sir Giles und leitenden Ministerialbeamten an, Telefonate von Sir Giles mit Bürgern seines Wahlkreises, mit seinen Börsenmaklern oder Geschäftsfreunden, aber nie ein Gespräch zwischen Sir Giles und Mrs. Forthby. Sir Giles war rechtzeitig gewarnt worden. Mrs. Forthbys Bemerkung, sie habe einen Anruf von einem Herrn namens Klex erhalten, der eine Tonne Schweinemist bestellt habe, hatte ihn stutzig gemacht. Es handelte sich offensichtlich um ein Versehen, allerdings war es Sir Giles unverständlich, wie Klex überhaupt in den Besitz dieser Nummer gekommen war. Im Rufnummernverzeichnis auf seinem Schreibtisch stand sie nicht, sondern nur in seinem privaten Terminkalender, und dieser Kalender steckte in seiner Tasche. Sir Giles lernte die Nummer auswendig und radierte sie dann im Kalender aus. Von Haus Handyman aus würde Mrs. Forthby nicht wieder angerufen werden.
    Wenn Sir Giles nicht telefonierte, dann mit Sicherheit Lady Maud: Sie erteilte Befehle, trommelte Mitarbeiter zusammen oder schleuderte den Behörden ihre Mißachtung mit einer Selbstsicherheit entgegen, die Klex verblüffte und erfreute. Bei ihr wußte man, wo man dran war, und Klex, dem Gewißheit über alles ging, verließ, wenn er ihr zugehört hatte, das Gewächshaus mit dem Gefühl, mit der Welt stünde alles zum besten, und daran sei auch nicht zu rütteln. Haus Handyman, der Park, das Pförtnerhäuschen, ein großer Triumphbogen am Ende der Zufahrt, wo Klex wohnte, der Küchengarten alle diese Dinge, denen er inmitten einer feindlichen Welt seine Anonymität anvertraut hatte, blieben weiter intakt und unberührt, wenn es nach Lady Maud ging. Sir Giles’ Telefonate hinterließen einen anderen Eindruck. Sein Protest war gedämpft, zu höflich und nicht eindeutig genug, um Klex zufriedenzustellen, so daß dieser den Eindruck gewann, irgend etwas sei faul. Er konnte zwar nicht genau ausmachen, was, doch jedesmal, wenn er nach einem Telefonat von Sir Giles den Kopfhörer absetzte, hatte er ein ungutes Gefühl. Nach seinem Geschmack wurde zuviel über Geld gesprochen, besonders über eine großzügige Entschädigung für das Herrenhaus. Am häufigsten war von einer Viertelmillion Pfund die Rede. Klex schüttelte den Kopf, als er mit seiner Hacke die Salatreihen durchging. »Redet Geld, so schweigt die Welt«, hatte Sir Giles seinem Gesprächspartner verkündet, aber Klex sagte das gar nichts. In seinem Vokabular gab es wichtigere Wörter. Daß er Sir Giles stundenlang zuhören mußte, hatte andererseits bei seinem Akzent wahre Wunder bewirkt. Mit den Kopfhörern auf den Ohren hatte Klex dagesessen und Sir Giles’ Aussprache geübt. Sir Giles sagte in seinem Arbeitszimmer »Selbstverständlich, mein Lieber, ich bin vollkommen Ihrer Meinung ...« Im Gewächshaus wiederholte Klex die Worte. Nach einer Woche konnte er ihn so täuschend ähnlich imitieren, daß Lady Maud, als sie eines Tages in den Küchengarten ging, um fürs Mittagessen ein paar Radieschen und Frühlingszwiebeln zu holen, zu ihrem Erstaunen mitten aus den Geranien Sir Giles’
    Stimme vernahm. »Ich betrachte die ganze Angelegenheit als klaren Verstoß gegen die Natur-Schutzverordnung«, sagte er gerade. »Mein lieber General, ich werde verdammt noch mal mein möglichstes tun, damit die ganze Geschichte im hohen Haus zur Sprache kommt.« Lady Maud stand wie festgewurzelt da, starrte ins Gewächshaus und spielte gerade mit dem Gedanken, Klex hätte dort möglicherweise einen Lautsprecher installiert, da tauchte er auch schon auf und strahlte triumphierend.
    »Gefällt sie Ihnen, meine Aussprache?« fragte er. »Du lieber Himmel, waren Sie das? Sie haben mich ganz schön erschreckt«, sagte Lady Maud.
    Klex grinste stolz. »Ich habe korrektes Englisch geübt«, sagte er.
    »Aber Sie sprechen doch perfekt Englisch.«
    »Oh nein. Nicht wie ein Einheimischer.«
    »Also, ich wäre froh, wenn Sie nicht herumliefen und wie mein Mann redeten«, sagte Lady Maud. »Ist schon schlimm genug, wenn sich einer von der Sorte hier rumtreibt.« Klex lächelte glücklich. Er war genau der gleichen Meinung. »Dabei fällt mir ein«, fuhr sie fort,
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