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Kleiner Hund und große Liebe

Kleiner Hund und große Liebe

Titel: Kleiner Hund und große Liebe
Autoren: Berte Bratt
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Familie erregt sich darüber, daß wir ganze achtzehn Jahre nicht geahnt haben, daß wir eine so entzückende Cousine haben!“ sagte Daniel. „Gar nicht davon zu reden, wie meine Eltern und Onkel und Tanten - und vor allem Opa, sich blau und grün ärgern, weil sie Tante Ruth nicht gekannt haben! Jetzt wollen wir alles nachholen! Tante Ruth und Miriam werden ja ganz in unserer Nähe wohnen, das ist prima! Aber bis dahin verlangt Opa ganz einfach, daß Miriam zu ihm kommt. Er hat natürlich recht, wenn er sagt: ,Ich bin alt, ich muß meine letzten Jahre ausnutzen, ich will meine Familie um mich haben!’ Nun ja, was Opa will, das setzt er durch. Übrigens, dieses starke Familiengefühl haben wir alle. Ob es daran liegt, daß man in schweren Zeiten lernt, zusammenzuhalten, weiß ich nicht.“
    „Etwas ist mir unklar“, sagte Mama. „Wenn ich also fragen darf.“
    „Soviel Sie wollen! Ich weiß, wie sehr Miriam Sie schätzt, und daß sie volles Vertrauen zu Ihnen hat, und sie freut sich - wir alle freuen uns - daß Sie so viel Interesse an ihrem Schicksal haben!“ Während dieses Gesprächs war Miriam in der Küche. Sie hatte darauf bestanden, den Kaffee zu machen und einen schönen Kuchen anzurichten, den ihre Tante ihr mitgegeben hatte.
    „Ja, es geht mich eigentlich nichts an“, sagte Mama. „Ich bin also kurz und gut neugierig. Wie kam es, daß Ihre ganze Familie zurück nach Deutschland kam und nicht in die Tschechoslowakei?“
    „Oh, das ist ganz einfach. Meine Großmutter war Deutsche, und sie sehnte sich immer zurück nach ihrem Vaterland. Bei meinen Großeltern wurde Deutsch gesprochen, auch von den Kindern, also von meinem Vater und seinen Geschwistern. Ja, dann ergab sich in den fünfziger Jahren eine Gelegenheit für Opa, sich in Deutschland eine neue Existenz aufzubauen, und er machte sich mit Kind und Kegel, daß heißt mit seiner Frau und fünf Kindern, auf den Weg. Er hat übrigens auch die deutsche Staatsangehörigkeit erworben. Nur sein ältestes Kind, mein Vater, machte sich selbständig. Er hatte eine gute Stellung in London, und erst als er ein Angebot aus Würzburg bekam, folgte er nach. Meine Mutter war auch mit ihren Eltern aus Deutschland geflüchtet - sie war damals ein Kleinkind -, meine Eltern hatten sich in England kennengelernt, und ich wurde da geboren. Aber seit meinem dritten Lebensjahr bin ich Deutscher!“
    „Es ist ja phantastisch, daß Ihr Großvater es geschafft hat, seine ganze Familie um sich zu scharen!“ meinte Mama.
    „Ich sagte es ja: Was Opa will, das setzt er durch! Er ist unbedingt das Oberhaupt der Familie; wir nennen ihn spaßeshalber ,den Patriarchen’. Übrigens, wir hängen alle sehr an ihm. Meine Großmutter starb vor drei Jahren. Nach ihrem Tod ist Opa noch mehr von der Nähe seiner Kinder und Enkelkinder abhängig. Er ist ein großartiger Mensch, und wir alle lieben ihn sehr!“
    „Und das beruht auf Gegenseitigkeit“, sagte Mama. „So viel habe ich verstanden!“
    Jetzt erschien Miriam mit der Kaffeekanne und einem Prachtstück von einer Torte.
    „Ja, meine Familie konnte mir gar nicht genug Liebes antun!“ lächelte Miriam. „Mutti hat versprechen müssen, jedes Wochenende zu Opa zu fahren, das heißt, sie wird von einem ihrer Vettern abgeholt. Eine leibliche Nichte und eine Großnichte zu haben, ist für ihn etwas ganz Neues!“
    „Ich hätte gern Mäuschen sein wollen, als du mit deinem Onkel und Daniel plötzlich vor der Tür standest“, sagte ich. Miriam lächelte, und ihre Augen glänzten.
    „Es war wie ein Märchen“, sagte sie. „Als Mutti endlich begriff, daß es ein Bruder ihres Vaters war, der da stand - nun ja, ist es da zu verwundern, daß ihr die Tränen kamen? Oh, was hatten wir gestern für einen Tag! Mutti holte die alten Briefe ihres Vaters heraus, das heißt die Fotokopien, die Originale liegen im Banksafe. Als Onkel Isaac die Handschrift seines Bruders sah, konnte er sich kaum beherrschen, und als er die herzzerreißenden Briefe gelesen hatte, war es mit seiner Fassung vorbei. Stundenlang hat er mit Mutti gesprochen, und Mutti hat die wenigen, unklaren Erinnerungen aus ihrer frühen Kindheit erzählt. Sie ahnte nichts von der Familie, sie erinnerte sich nur dunkel an ihre Eltern und die weite Reise von Bratislava nach Stockholm. Ja, und an ein paar Dinge aus der Wohnung erinnerte sie sich noch. Nun ja, die beiden sprachen und sprachen, und inzwischen machten Daniel und ich einen Spaziergang.“
    „Und Miriam erzählte
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