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Kleine Freie Männer

Kleine Freie Männer

Titel: Kleine Freie Männer
Autoren: Terry Pratchett
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und kümmerte sich dort um den Käse.
    Zum Mittagessen gab es Brot und Marmelade. Ihre
    Mutter sagte: »Die Lehrer kommen heute. Du kannst zu
    ihnen gehen, wenn du mit der Arbeit fertig bist.«
    Tiffany räumte ein, dass es ein oder zwei Dinge gab,
    über die sie gern mehr gewusst hätte.
    »Du kannst ein halbes Dutzend Karotten und ein Ei
    haben«, sagte ihre Mutter. »Über ein Ei freuen sie sich bestimmt, die armen Leute.«
    Nach dem Essen machte sich Tiffany auf den Weg, um
    Bildung im Wert eines Eis zu bekommen.
    Die meisten Jungen im Dorf machten schließlich die
    gleiche Arbeit wie ihre Väter, oder die Arbeit anderer Väter im Dorf, die diese ihnen nach und nach beibrachten.
    Von den Mädchen erwartete man, dass sie zu Ehefrauen
    wurden. Und dass sie schreiben und lesen konnten. Das
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    hielt man für Heimarbeit, zu knifflig für Jungen.
    Allerdings waren alle der Meinung, dass es noch einige andere Dinge gab, über die selbst die Jungen Bescheid
    wissen sollten, damit sie nicht ihre Zeit vergeudeten mit Fragen nach Einzelheiten wie ›Was liegt auf der anderen Seite der Berge?‹ und ›Warum fällt Regen vom Himmel?‹
    Jede Familie im Dorf kaufte jedes Jahr eine Ausgabe des Almanachs, und darauf basierte eine Art Bildung. Der
    Almanach war groß und dick und wurde irgendwo in der
    Ferne gedruckt; er berichtete detailliert über Dinge wie Mondphasen und die richtige Saatzeit für Bohnen. Darüber hinaus enthielt er Prophezeiungen für das kommende Jahr und erwähnte ferne Orte mit Namen wie Klatsch und
    Herscheba. Tiffany hatte ein Bild von Klatsch im
    Almanach gesehen. Es zeigte ein Kamel in einer Wüste –
    ihre Mutter hatte ihr erklärt, was beides war. Klatsch, ein Kamel in einer Wüste. Sie hatte sich gefragt, ob nicht ein wenig mehr dahinter steckte, aber ›Klatsch = Kamel +
    Wüste‹ schien alles zu sein, was man darüber wusste.
    Und das war das Problem. Wenn man der Sache keinen
    Riegel vorschob, würden die Leute immer neue Fragen
    stellen.
    Und da kamen die Lehrer ins Spiel. Gruppen von ihnen
    reisten durch die Berge, zusammen mit Kesselflickern,
    mobilen Schmieden, Wunderheilern, Tuchhändlern,
    Wahrsagern und all den anderen Leuten, die Dinge
    verkauften, die man nicht jeden Tag brauchte, manchmal aber nützlich waren.
    Sie zogen von Dorf zu Dorf und boten kurze Vorträge
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    über viele Themen an. Sie hielten sich abseits der anderen Reisenden und wirkten recht geheimnisvoll in ihren
    zerlumpten Umhängen und sonderbaren viereckigen Hüten.
    Sie benutzten lange Wörter wie ›Wellblechdach‹. Sie
    schlugen sich mehr schlecht als recht durch und überlebten mithilfe der Nahrungsmittel, die sie von ihren Zuhörern bekamen. Wenn ihnen niemand zuhörte, lebten sie von
    gebackenen Igeln. Sie schliefen unter den Sternen – die Mathematiklehrer zählten sie, die Astronomielehrer
    vermaßen sie, und die Literaturlehrer nannten ihre Namen.
    Die Geografielehrer verirrten sich im Wald und fielen in Bärenfallen.
    Normalerweise freute man sich über die Ankunft der
    Lehrer. Sie lehrten die Kinder genug, um sie zum
    Schweigen zu bringen, und das war das Wichtigste. Aber bei Einbruch der Nacht musste man sie aus dem Dorf
    jagen, damit sie keine Hühner stahlen.
    An diesem Tag wurden die bunten Buden und Zelte auf
    einer Wiese außerhalb des Ortes aufgebaut. Dahinter waren kleine quadratische Bereiche mit hohen Planen abgesperrt, und dort patrouillierten junge Lehrer – sie hielten nach Leuten Ausschau, die versuchten, Bildung zu erlauschen, ohne dafür zu bezahlen.
    Am ersten Zelt, das Tiffany sah, hing dieses Schild:

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    Geokrafie!
    Geokrafie!
    Geokrafie!

    Nur heute: alle großen Landmassen und Ohzeane.
    PLUS alles was man über Glätscher wissen muss!
    Ein Zent oder Alle Wichtigen Gemühsesorten

    Werden Angenommen.

    Tiffany hatte genug gelesen, um zu wissen: Dieser
    besondere Lehrer mochte sich gut mit Landmassen
    auskennen, aber er hätte die Hilfe des Mannes von der
    nächsten Bude gebrauchen können:

    Die Wunder der Zeichensetzung und Rechtschreibung.

    1 – Absolute Gewissheit beim Komma
    2 – Das Problem mit dem Eszett gelöst
    3 – Das Geheimnis des Semikolons Enthüllt
    4 – Das Et-Zeichen (kleine zusätzliche Gebühr)
    5 – Spass mit Klammern
    Nehme Gemüse, Eier und saubere gebrauchte Kleidung an.

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    Historische Szenen auf dem nächsten Zelt zeigten vor
    allem Könige, die sich gegenseitig den Kopf abschlugen, und ähnliche interessante Dinge. Der Lehrer davor trug einen
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