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Kleider machen Bräute

Kleider machen Bräute

Titel: Kleider machen Bräute
Autoren: Lucy Hepburn
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denen mehr Professionalität erwartet«, stimmte Molly zu. Sie wollte eine schnippische Bemerkung loslassen, dass das niemals passiert wäre, wenn Caitlin sie gebeten hätte, das Kleid zu entwerfen und zu nähen, aber sie verkniff es sich. Das Thema hatten sie ein für alle Mal hinter sich. Der Zug war abgefahren.
    Und bis zu diesem Moment hatte Molly auch zugestimmt, dass Caitlins Entscheidung, Delametri Chevalier für Entwurf und Ausführung ihres Brautkleids zu wählen, verdammt gut war. Schließlich hatte er eines der weltweit berühmtesten Ateliers. Und auch wenn er Molly im Kampf um den begehrten Job ausgestochen hatte, so gehörte er doch immer noch zu ihren großen Vorbildern. Molly hatte sogar im letzten Jahr ihres Modedesign-Studiums in Newcastle ihre Abschlussarbeit über ihn geschrieben. Und wenn Francesco es sich leisten konnte, ein Chevalier-Modellkleid für seine Braut schneidern zu lassen, na, dann wünschte sie allen viel Glück. Sie war vollkommen darüber hinweg. Vollkommen . Darüber . Hinweg .
    Molly fröstelte. Vom Fluss her wehte eine kühle Brise. Die Leute um sie herum begannen schneller zu gehen, die Mäntel zugeknöpft und die Hände in die Taschen gesteckt. Es wurde allmählich spät. Aber sie hatte jetzt auch die schmale Straße erreicht, in der sich ihr Apartmentgebäude befand. Sie beschleunigte ihren Schritt und eilte darauf zu.
    »Weißt du was, Molly?«, schniefte Caitlin.
    »Sag’s mir.«
    »Gegenüber der Kapelle haben sie bereits alles abgesperrt, um am Montag die Schaulustigen und die Presse fernzuhalten!«
    »Wie bitte? Du machst Witze! Das ist ja beängstigend.«
    Caitlin hatte ihr zwar erzählt, dass Francesco Marino in seinem Heimatland Italien eine Berühmtheit war, über das Ausmaß war sich Molly jedoch nicht im Klaren gewesen. Trotz ihrer Vorliebe für alles, was mit Mode zu tun hatte, war sie kein großer Fan von Klatschmagazinen und Promi-Zeitschriften. Offenbar war Francesco Marino in den Kreisen der feinen europäischen Gesellschaft bestens bekannt, was vermutlich an seinem hochrangigen Job in den italienischen Medien lag. Ansonsten wusste Molly eigentlich nichts über ihn; und bis zu diesem Moment und der Katastrophe mit dem Kleid hatte sie genau das an dieser Hochzeit am meisten beunruhigt.
    »Beängstigend ist nicht das richtige Wort!« Die Panik ließ Caitlins Stimme wieder schrill werden. »Und wenn es nicht rechtzeitig hier ist? Der Kurier könnte einen Unfall bauen. Oder wenn es nicht richtig sitzt? Es bleibt dann keine Zeit, um es zu ändern! Beängstigend? Von wegen! Das ist apokalyptisch! Vierhundertachtzig Freunde und Familienangehörige von Francesco, Molly – die meisten von denen reisen im Hubschrauber oder im Privatjet an. Und ich kenne so gut wie niemanden …«
    »Okay, wir werden das Problem bestimmt nicht lösen, indem wir durchdrehen.« Endlich hatte Molly die Stufen zu ihrem Apartment erreicht und schloss die Wohnungstür auf. »Jetzt beruhige dich erst einmal und …«
    »Ich kann mich nicht beruhigen!«, heulte Caitlin. »Mein Leben ist vorbei. Was wird Francesco sagen? Wenn mein Kleid nicht passt oder gar nicht da ist, werde ich zur internationalen Witzfigur!«
    Insgeheim dachte Molly, dass Francesco ihre Schwester hoffentlich für das liebte, was sie war, und nicht dafür, was die Presse über ihr Kleid dachte.
    »Was soll ich denn jetzt machen? In Jeans und T-Shirt zum Altar schreiten?«
    Molly schloss für diese Nacht die Tür zur Stadt ihrer Träume hinter sich und seufzte erleichtert. »Okay, Caitlin, wir werden Folgendes tun …«
    »Uns umbringen?«, jammerte Caitlin.
    »Noch nicht, sagte ich das nicht bereits?« Molly gestattete sich ein Lächeln. Jetzt war Handeln angesagt. »Soll ich das Kleid abholen und mit nach Venedig bringen?«, fragte sie und warf sich auf das Doppelbett, das ihr plötzlich geradezu höhnisch riesig vorkam.
    »Wie in aller Welt willst du das machen?« Mollys unerwarteter Vorschlag hatte Caitlin offenbar so überrascht, dass sie das Schluchzen für einen Moment einstellte.
    »Na ja … ich bin in Paris.« Jetzt herrschte am anderen Ende der Leitung verblüfftes Schweigen. Molly schüttelte den Kopf. Caitlin war anscheinend so mit ihren Hochzeitsvorbereitungen beschäftigt, dass sie Mollys und Reggies Zwischenstopp in Paris ganz vergessen hatte. Quelle surprise!
    »Das weiß ich doch«, antwortete Caitlin mit schwacher Stimme.
    »Natürlich weißt du das.« Wieder musste Molly lächeln. »Wäre das eine Hilfe?
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