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Klappe, Liebling!: Roman (German Edition)

Klappe, Liebling!: Roman (German Edition)

Titel: Klappe, Liebling!: Roman (German Edition)
Autoren: Bob Mayer , Jennifer Crusie
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späte Nachmittagssonne genießen.
    Nachdem das Reptil das Wasser zur Hälfte verlassen hatte, verharrte es und schwenkte den mächtigen Kopf mit prustenden Nüstern hin und her. Dann kam der Kopf zum Stillstand. Ein unter dem schuppig-harten Wulst fast verschwindender schwarzer Augapfel fixierte Tyler, der andere fehlte, und an seiner Stelle saß eine dicke Narbe. Der Alligator öffnete leicht seine Kiefer und enthüllte sein mächtiges Gebiss. Das einzelne Auge starrte, ohne zu blinzeln.
    »Willst du vielleicht ein Stück von mir?«, knurrte Tyler leise und bleckte die Zähne. Langsam erhob er sich und machte ein paar Schritte die Sandbank hinauf, wobei ihm das Wasser vom Körper rann.
    Der Alligator hob ein Vorderbein, um weiterzukriechen, und Tyler zischte ihn an. Zurück, verdammtes Reptil .
    Der krallenbewehrte Fuß verharrte mitten in der Luft. Dann zog der Alligator das Vorderbein zurück und glitt langsam wieder in das dunkle Wasser. Der große Schwanz ruderte einmal und beförderte das Tier mehrere Meter rückwärts, dann verharrte es mit Auge und Nüstern direkt über der Wasserfläche in Lauerstellung.
    Glaub mir, Freundchen, in diesem Sumpf bin ich der Boss . Tyler hielt das Gewehr mit einer Hand über der Wasserfläche und zog mit der anderen eine Dose Bier aus einer Tasche seiner Weste. Es war nicht gerade eiskalt, aber Bier war Bier, vor allem wenn man hüfttief im Sumpf steckte und gerade einen Alligator mit Blicken verscheucht hatte. Mit einem Plopp-Geräusch öffnete er den Verschluss und trank das Bier in einem langen Zug aus. Dann knautschte er die Dose zusammen und steckte sie in die gleiche Tasche zurück. Was man auspackt, muss man auch wieder einpacken. Dann wandte er seine Aufmerksamkeit wieder der Brücke zu. Na los doch , dachte er. Irgendjemand soll mal irgendwas Interessantes tun. Zieht eure Kleider aus. Bumst miteinander. Erschießt jemanden. Ich will Blut.’n Toten . IRGENDWAS! Herrgott noch mal.
    Das Kind mit dem Feldstecher war immer noch da. Sie blickte ihn verdammt noch mal genau an. Tyler zwinkerte, denn er glaubte, dass ihm seine Augen einen Streich spielten, aber von wegen, da war sie, der kleine blonde Schopf ragte knapp über das Brückengeländer, der Feldstecher ruhte darauf, und die beiden schwarzen Linsen zeigten in seine Richtung.
    Völlig unmöglich, dass sie ihn jetzt sehen konnte. Eine Sekunde lang strich Tyler mit dem Zeigefinger über den Abzug. Er war versucht, mit einem einzigen guten Schuss durch die linke Linse direkt in ihr eifriges kleines Auge zu treffen. Das wäre mal ein Ass. Zu schade, dass sie nicht von der Brücke gefallen war. Er hätte sie treffen können, bevor sie auf das Wasser aufgeschlagen wäre.
    Tja, das wäre denen natürlich aufgefallen, ihr kostbares Baby mit einem dicken, fetten Einschussloch im Körper. Verdammtes Versteckspiel. Er musste einfach irgendetwas schie ßen.
    Er wandte sich von der Brücke ab. Irgendetwas musste es hier draußen doch geben, das sterben wollte. Er bewegte das Gewehr, ließ die Kimme über die Uferlinie des Savannah River streichen, bis er in einem Busch eine Bewegung wahrnahm. Ein Wildschwein. Es suchte in der Nähe der alten, verlassenen Kornspeicher auf der anderen Seite der Brücke nach Essbarem.
    Tyler stellte an seinem Gewehr den geringen Höhenunterschied ein, während das Schwein sich näher ans Ufer und näher zu seinem Standort bewegte. Die Distanz betrug laut Lasersucher etwa fünfundfünfzig Meter. Aber da war noch etwas, etwas im Fluss, ganz in der Nähe des Schweins. Tyler warf einen Blick zurück und sah, dass der Alligator seine Wartestellung neben der Sandbank aufgegeben hatte. Er befand sich dort draußen im Fluss und hatte es auf das Wildschwein abgesehen.
    »Nicht so schnell, Kumpel«, murmelte Tyler. Er richtete Kimme und Korn auf das Schwein aus und folgte dessen Bewegung, als es mit seinen Hauern im Boden wühlte. Er bemerkte, dass der Alligator sich sehr langsam annäherte, um in Angriffsreichweite zu gelangen. Er stellte sich vor, wie das Schwein von dem mächtigen Gebiss gepackt wurde, wie die Knochen krachten und Blut spritzte.
    »Fantastisch«, sagte er zu sich selbst.
    Welches Pech für den Alligator, dass dies hier Tylers Opfer war.
    Tyler zielte über Kimme und Korn, atmete aus, fühlte den Rhythmus seines Pulses, blendete alles außer dem Schwein und seinem eigenen Herzschlag aus seinen Gedanken aus. Zwischen zwei Herzschlägen drückte er auf den Abzug.
    Das Schwein taumelte ein
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