Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kjell. Das Geheimnis der schwarzen Seerosen

Kjell. Das Geheimnis der schwarzen Seerosen

Titel: Kjell. Das Geheimnis der schwarzen Seerosen
Autoren: Evelyn Boyd
Vom Netzwerk:
Plastikgeschirr auf dem
Tisch verteilte. Nachdenklich beobachtete ich diese Familienidylle.
Mir wurde wieder einmal schmerzlich bewusst, dass ich solche
Augenblicke nie wieder erleben würde.
    »Reiß
dich zusammen, Sofie Bachmann!«, flüsterte ich mir
energisch zu und ließ meinen Blick über den Fluss gleiten.
Einige Angler standen bis zu den Hüften im Wasser und warfen
ihre Ruten aus.
    Ben
und ich waren in jenen Sommern auch immer mit dem Ruderboot zum
Angeln raus gefahren. Manchmal hatte Vater uns begleitet, aber
meistens waren wir Kinder allein unterwegs. Ben war ein sehr guter
Ruderer gewesen. Natürlich hatte Vater uns stets zur Vorsicht
ermahnt. Wir lernten, auf die Zeichen des Wetterwechsels zu achten
und stets umsichtig zu sein. Doch all das hatte nichts genutzt.
    Ich klappte die
Kühlbox energisch zu und vertrieb die trüben Gedanken an
den letzten gemeinsamen Schwedenurlaub mit meiner Familie.
    Ich war mir nicht
mal sicher, ob es das kleine Ruderboot immer noch gab. Trotzdem hatte
ich aus alter Gewohnheit meinen Angelkasten und die Angelrute mit
eingepackt. Schweden, ohne Angeln, war eben nicht Schweden. Außerdem
wollte ich mir meine Fische selbst fangen. Nie wieder hatten die so
gut geschmeckt wie hier.
    Als ich meinen
Imbiss beendet hatte, verstaute ich die Kühlbox im Auto und fuhr
weiter. Die Sonne kam immer mehr hervor und der frische Wind vertrieb
auch die letzten Wolken. Es versprach, ein herrlicher Nachmittag zu
werden. Um ein Uhr mittags tauchte das große, wagenradartige
Ortsschild der Gemeinde Vaggeryd am Straßenrand auf. Je näher
ich der Abfahrt kam, desto aufgeregter wurde ich.
    Wenig
später fuhr ich von der Autobahn ab und näherte mich dem
gleichnamigen Ort. Ich überlegte kurz, ob ich nach Vaggeryd
fahren und mich mit Lebensmitteln eindecken sollte. Damals hatte es
einen kleinen ICA-Supermarkt gegeben. Auch wenn ich so schnell wie
möglich zu dem Sommerhaus am See wollte, war es sicherlich nicht
verkehrt, wenn ich mich vorher mit ein paar Grundnahrungsmitteln
ausstattete. Ich lenkte meinen Wagen Richtung Supermarkt und parkte
auf dem Kundenparkplatz. Es gab den ICA.-Markt noch immer. Um die
Mittagszeit war es ruhig und nur wenige Kunden im Laden. So lief ich
ungestört durch die Gänge und suchte die nötigen
Lebensmittel zusammen. Die naturfette schwedische Milch,
Blaubeerjoghurt, meine Lieblingsmarmelade und das weiche, etwas süße
Brot durften nicht fehlen. Da ich mir nicht sicher war, was sich in
der Vorratskammer im Sommerhaus befand, landeten auch Zucker, Kaffee,
Toilettenpapier und Kerzen im Einkaufswagen. Als ich zum Schluss auch
noch Obst, Getränke und einige Dosen mit Suppe – falls mir
das Angelglück nicht hold sein sollte – dazu legte, war
der Einkaufswagen voll. Vor der Kasse griff ich noch zu einem
schwedischen Comic, mit Hälge,
dem Elch und ein paar Tageszeitungen, um meine Sprachkenntnisse
wieder aufzufrischen. Nachdem ich bezahlt hatte, brachte ich die
Einkäufe zu meinem Wagen. Es war eine kleine Herausforderung,
all die Sachen in dem ohnehin mit Gepäck voll beladenen Fiat
unterzubringen. Während ich das Gepäck so umschichtete,
dass ich die Einkäufe einladen konnte, hielt neben mir ein
staubiger Volvo. Eine junge Frau stieg aus und nahm einen Korb aus
dem Kofferraum. Von der gegenüberliegenden Straßenseite,
winkte ihr eine ältere Frau zu. Diese stieg von ihrem Fahrrad
und schob es über die Straße. »Hej«, begrüßte
sie die Volvofahrerin. Beide Frauen begannen ein Schwätzchen.
Während ich mich abmühte die Wasserflaschen zwischen meine
Wolldecke zu quetschen, bekam ich Teile der Unterhaltung mit. Mein
Schwedisch war nicht ganz so eingerostet, wie ich befürchtet
hatte. Ich freute mich und verfolgte mit einem Ohr das Gespräch.
Es ging zunächst um die Familie und um das Wetter. Dann fragte
die junge Frau, die Fahrradfahrerin: »Ist Ida wieder
aufgetaucht?«
    »Nej«,
antwortete die andere mit einem Kopfschütteln. »Sie suchen
jetzt bereits seit drei Wochen nach ihr. Die Familie macht sich große
Sorgen, denn die Polizei hat immer noch keine Spur.«
    »Hoffentlich,
ist dem Mädchen nichts passiert.«
    »Und was die
arme Familie Pettersson durchmachen muss!« Beide Frauen
blickten sich betreten an. Dann gingen sie in Richtung ICA-Markt
davon.
    Im Fortgehen hörte
ich noch, wie die ältere Frau sagte: »Meine Nachbarin
meint, Ida wäre mit einem jungen Mann durchgebrannt. Glaubt man
das?«
    Ich stand wie
erstarrt da und hielt mich an der
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher