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Kissing a Fool

Kissing a Fool

Titel: Kissing a Fool
Autoren: Kajsa Arnold
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machen muss. Etwas, was mich spüren lässt, dass ich lebe. Ich will mir keine Gedanken mehr machen müssen über überfahrene Menschen, blutige Windschutzscheiben und betrunkene Jadens, denen ich den Kopf abreißen könnte.
    Ein Blick auf mein Handy zeigt mir, dass er mehr als einmal versucht hat, mich zu erreichen. Aber ich will nicht mit ihm sprechen, ich will ihn nicht sehen, ich will noch nicht einmal an ihn denken. Ich muss hier raus. Raus aus den vier Wänden, die mich zu ersticken drohen.
    Schnell springe ich unter die Dusche, ziehe ein kurzes Top und einen Rock an, die dem warmen Wetter angemessen sind, und mache mich auf den Weg.
    Auch, wenn ich bisher nicht viel für Shopping übrig hatte, schwelge ich in einem Einkaufsrausch. Zwei neue Jeans müssen her, eine Bluse , drei T-Shirts. Ich strapaziere meine Kreditkarte bis zum ohnehin dürftigen Limit. Aber es ist mir egal. Wenn andere unvernünftig sind, kann ich es auch mal sein.
    Meine Laune bessert sich zusehends. Pfeifend schlendere ich die 5th Avenue hinauf, bis mir bewusst wird, wie weit ich von Jadens Wohnung bereits entfernt bin. Die Tüten in meiner Hand werden langsam schwer, mir ist warm und etwas wirklich Aufregendes habe ich auch nicht erlebt. Ohne groß zu überlegen, halte ich ein Taxi an und springe hinein. Der Typ hat eine Menge Tätowierungen auf seinen Armen, was mich wieder an Jaden erinnert.
    »Wo sol lʼ s hingehen, Lady?«, fragt er mit breitem New Yorker Akzent.
    Ich überlege eine Sekunde. »Zu einem Tattoo Studio. Ich will ein Tattoo.«
    Er schaut mich überrascht an. »Ein Tattoo? Lass mich raten, eine Rose oder einen Schmetterling?«
    Ich schüttele den Kopf. »Nein, ich will ein Tribal Tattoo. Sowas, wie du auf den Arm hast.«
    »Bist du dir sicher?«, fragt er ungläubig.
    Ich nicke und klammere mich an meine Einkaufstüten. Nein, ich bin mir überhaupt nicht sicher, aber da muss ich jetzt durch. »Ja, natürlich. Also, kennst du ein gutes Studio?«
     
    Der Taxifahrer setzt mich an der Devision Street vor einem Studio ab. Die Gegend ist nicht sehr vertrauenerweckend, ich traue mich kaum auszusteigen. Doch Iglio, der mexikanische Taxifahrer, ist überzeugt: Hier gibt es die besten Stecher.
    Vollbepackt betrete ich den Laden und stehe einem Typen gegenüber, der am ganzen Körper tätowiert scheint.
    »Hi«, sagt er freundlich und grinst. »Schmetterling oder Rose?«
    Ich bin irritiert. Ist das eventuell ein Code -Wort? Denkt er vielleicht, ich will Drogen kaufen?
    »Nein«, antworte ich zögerlich. »Eher in Richtung Tri bal. Hast du vielleicht Vorlagen?«
    Sein Gesicht hellt sich auf. »Klar, bei Rosen oder Schmetterlingen wäre es schwierig geworden, aber ich habe hier einige tolle Vorlagen.«
    Er reicht mir ein Album. Ich setze mich an einen kleinen Tisch, lade meine diversen Tüten ab und fange an zu blättern. Direkt auf der zweiten Seite entdecke ich ein Motiv, wie Jaden es auf seinem Handgelenk trägt. Ich weiß nicht warum, aber ich zeige auf das Bild. »Dieses hier.«
    »Eine gute Wahl«, nickt er. »Wo soll es denn hin?«
    »Auf die Hüfte.« Mein Mund bewegt sich wie von selbst.
    »Okay! Dann mal los, ich bin übrigens John.«
     
    Vier Stunden später sitze ich wieder im Taxi Richtung Central Park, mit offener Hose, die Hüfte in Klarsichtfolie gewickelt. Gut, dass ich eines meiner neues weiten T-Shirts trage, die ich heute erstanden habe, so ist zumindest von außen nichts sichtbar.
    Wenn ich jetzt sage, es hat nicht wehgetan, würde ich lügen. Es hat verdammt wehgetan, aber ich bin happy! Endlich habe ich etwas in meinem Leben getan, das niemand von mir erwarte t hätte, und ich fühle mich toll dabei. Ob ich mir allerdings je wieder ein Tattoo stechen lasse, bezweifele ich sehr, die Schmerzen waren … naja. Aber das Ergebnis ist es wert.
    Beschwingt betrete ich das Time Warner Center, lächele Ralph, dem Concierge zu, der freundlich an seine Mütze tippt, und fahre mit dem Fahrstuhl hinauf.
    Mit dem Fuß schließe ich die Tür, weil ich vollbepackt mit Einkaufstüten bin, dann erstarre ich. Vor mir steht Jaden und sein Gesichtsausdruck verheißt nichts Gutes.
     
    Wir starren uns sekundenlang an, bis ich mich in Bewegung setze und meine Tüten ins Schlafzimmer bringe. Ohne ein Wort folgt Jaden mir.
    »Was ist?«, frage ich ihn, weil sein anschuldigender Blick mir langsam auf die Nerven geht. »Wieder nüchtern?«
    Obwohl ich ihn vermisst habe, könnte ich ihn schlagen.
    »Sorry, war wohl etwas viel .« Er
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