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KISSED

KISSED

Titel: KISSED
Autoren: ALEX FLINN
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verlobt und habe sie aufgegeben, habe sechs Schwäne in Menschen zurückverwandelt und die Liebe meines Lebens gefunden. Wer will da schon, dass alles beim Alten bleibt?
    Ich schüttle den Kopf. »Aber dürfte ich dich jetzt vielleicht küssen?«
    Sie nickt, und ich tue es.
    »Johnny, komm schnell!« Auf der anderen Seite des Ganges, in der Schuhwerkstatt, schaut meine Mutter gerade Fernsehen. Sie zeigt auf den Bildschirm, und als wir hingehen, um ebenfalls zu gucken, sehe ich Victoriana, die gefilmt wurde, kurz bevor sie auf dem Flughafen Miami International an Bord ihres Privatjets ging.
    »Wir ’atten einen wundervollen Aufent’alt in Florida«, erzählt sie den Reportern. Sie schaut einen Reporter an, der ihr eine Frage gestellt hat, die ich nicht gehört habe. »Oh, es gab keinen besonderen Grund. Nur Sonne und Shopping. Eigentlisch …« Sie hält ihren Fuß hoch, an dem sie meinen Schuh trägt.
    »Mein Schuh ist im Fernsehen!«, rufe ich.
    »Wenn Sie schon alle ’ier sind, möchte isch Ihnen etwas zeigen, was mir besonders gut gefällt. Und das ist dieser Schuh. Es ist ein ganz besonderer Schuh von einem neuen Designer, Gianni Marco, der ’ier in South Beach lebt. Aber isch bin sischer, dass dieser Schuh bald auf den Laufstegen Europas zu sehön sein wird.«
    Die Reporter machen »Ooh« und »Ahh«, und dann höre ich das Blitzlichtgewitter der Kameras, weil alle die Prinzessin und meinen Schuh fotografieren.

48
    Manntje, Manntje, Timpe Te,
Buttje, Buttje in der See,
Meine Frau, die Ilsebill,
Will nicht so, wie ich gern will.
    ~~~ Von dem Fischer und seiner Frau ~~~
    Mom sagt, ich soll Meg heute zum Abendessen mit nach Hause bringen, um die Tatsache zu feiern, dass wir Strom zum Kochen haben. Und noch ein paar andere Sachen. Doch als wir zu Hause ankommen, liegt meine Mutter auf dem Boden. Ein Mann beugt sich über sie.
    »Hey!« Ich eile zu ihr, während ich Meg ein Zeichen gebe, die Polizei anzurufen. »Was machen Sie …?«
    Der Mann blickt auf. »Sie ist in Ohnmacht gefallen. Ich habe nur …«
    Unsere Blicke treffen sich. Ich kenne ihn … irgendwoher.
    »Ich bin nur gekommen, um meine Frau zu finden«, sagt der Mann. Um seine Nase zuckt es.
    Zuckt es. Dadurch fällt mir wieder ein, woher ich ihn kenne. Es ist das erste Mal, dass ich ihn bei Tageslicht sehe, zumindest in menschlicher Gestalt.
    »Deine Frau?«, frage ich.
    Er nickt. »Ich glaube, sie hat einen kleinen Schrecken bekommen. Das kann man ihr nicht verübeln. Immerhin sind fünfzehn Jahre vergangen.«
    »Und du sagst, das ist deine Frau?«
    »Unglaublich, oder? Wahrscheinlich hat sie gedacht, ich wäre tot.«
    »Cornelius hat gesagt, dass alle Ehemaligen Angehörige haben, die sie für tot halten«, sage ich, denn der Mann, mit dem ich rede, ist der Fuchs. Todd. »Willst du damit sagen, du bist mein …?«
    »Dein Vater«, sagt die Stimme meiner Mutter vom Boden her. »Aber wie kann das sein? Wo warst du die ganze Zeit? Und warum bist du jetzt zurückgekommen?«
    Ich schaue den Fuchs an, der jetzt mein Vater ist, dann wieder meine Mom. »Ich glaube, du setzt dich besser hin.«
    Meg, die die Geschichte kennt, stimmt zu. »Wie wär’s, wenn ich Ihnen ein Glas Wasser hole, Mrs. Marco?«
    Wir gehen hinüber zum Sofa, und als Mom wieder richtig atmen kann, beginnt Todd, der frühere Fuchs, zusprechen. Meg hält meine Hand. Ich drücke ihre und bin froh, dass sie da ist.
    »Vor vielen, vielen Jahren hatte ich Streit mit meiner Frau.« Er nickt Mom zu. »Ich weiß nicht einmal mehr, worum es ging.«
    »Arbeit«, sagt Mom.
    Todd nickt. »Arbeit. Ich war jung, und ich war stolz, und obwohl ich mich bei meiner lieben Frau, die in allem immer recht hatte, hätte entschuldigen sollen, wollte ich das nicht. Deshalb ging ich am nächsten Morgen nicht zur Arbeit, sondern angeln.«
    »Angeln?«, sagt Mom, und mir fällt wieder ein, dass die Ratte gesagt hatte, der Fuchs sei Fischer gewesen.
    »Ja, angeln«, sagt Todd. »Ich bin früh losgegangen, schon um vier. Ich stand wie ein Idiot am MacArthur Causeway. Ich fing nichts, und als die Sonne aufging und ich schon aufgeben wollte, spürte ich, wie etwas anbiss.
    Ich war überglücklich, denn zu diesem Zeitpunkt hatte ich meine Fehler eingesehen und hatte vor, mit einem riesigen Fisch für das Abendessen nach Hause zu kommen, auf dass meine Frau mir vergeben würde. Als ich den Fisch an Land zog, wurden alle meine Erwartungen übertroffen – es war ein prachtvoller großer Schnapper mit edlen Flossen
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