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KISSED

KISSED

Titel: KISSED
Autoren: ALEX FLINN
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leicht öffnen. Ich renne einen dunklen Korridor entlang und entdecke Victoriana und Philippe, die gerade versuchen, sich in Ryans Zweisitzer-Cabrio zu zwängen. Die Prinzessin bückt sich, um eine ihrer Sandalen aufzuheben, die heruntergefallen ist.
    »Fahrt los!«, brülle ich. »Schnell! Sie kommen! Ryan, bring sie einfach irgendwohin. Die Hexe wird euch finden, wenn ihr zum Flughafen fahrt! Und Bruno hat das Flugzeug vermutlich nicht bestellt!«
    Sie hören mich und schlagen die Autotür zu, wobei sie den Schuh einfach liegenlassen. Victoriana sitzt auf Philippes Schoß. Der Motor springt an. Sie werden es schaffen. Sie werden es schaffen. Plötzlich spüre ich eine Hand auf meiner Brust. Dann etwas Kaltes an meinem Hals.
    Es ist die Klinge eines Messers.
    »Sag ihnen, sie sollen anchalten«, sagt Siegfried.
    »Nein!« Aber ich will nicht sterben, und Victoriana zeigt auf mich und sagt Ryan, dass er anhalten soll. Ryan zögert.
    Siegfried drückt das Messer gegen meine Kehle. Ich fühle Blut an meinem Hals herunterrinnen. Sein Atem geht stoßweise. »Ihrr geht, err stirrbt. Gebt mirr … gebt mirr die Prrinzessin und … wirrd verrletzt werrden niemand.«
    Ich spüre, wie Siegfried zittert, als er das sagt, spüre seinen heißen Atem an meinem Ohr. Er hat genau so viel Angst wie ich.
    »Bitte«, sagt Victoriana zu Ryan. »Er ist ein ’eld. Er ’at meine Bruder gerettet. Isch kann das nischt zulassen.«
    Philippe nickt zustimmend. Er öffnet die Autotür, und beide, er und Victoriana, stolpern heraus.
    An meinem Rücken spüre ich Siegfrieds Herz hämmern, so schnell wie mein eigenes. Er atmet, als würde er gleich einen Anfall bekommen. Doch als er Victoriana sieht, lockert sich sein Griff ein wenig.
    »Ja!«, schreit er.
    »Nein!«, brülle ich gleichzeitig. »Victoriana, nein!«
    »Halt die Klappe!« Seine Stimme ist rau. »Jetzt …« – er deutet auf die Prinzessin, und ich sehe, dass er zittert, als würde er gerade aus einem eiskalten Swimmingpool steigen – »… jetzt, komm her.«
    »Nein!«, wiederhole ich. Ich winde mich und versuche, ihm in die Augen zu sehen, aber das ist schwierig mit einem Messer am Hals. »Willst du das wirklich?«
    »Johnny, isch gehe mit ihm.« Victoriana geht zu Siegfried. Er packt sie am Arm und lockert gleichzeitig seinen Griff um mich. Mit einer fließenden Bewegung umklammert er Victoriana, hält ihr das Messer an den Hals und stößt mich weg.
    »Nein!«, brülle ich. So darf es nicht enden. Ich habe nicht all diese Anstrengungen auf mich genommen, nur damit er sie jetzt mitnimmt.
    »Schon gut«, sagt Victoriana. »Du ’ast dein Bestes getan.«
    »Nein.« Ich starre Siegfried an und erinnere mich daran, wie er mich auf dem Friedhof hat gehen lassen und wie seine Mutter ihn angeschrien hat. »Ist das wirklich das, was du willst? Oder tust du es nur deiner Mutter zuliebe?«
    »Wovon rredest du?«
    »Über dich.« Ich deute auf Victoriana. »Bist du wirklich so? Ein Kidnapper? Ein Mörder? Ich kenne mich mit Familienangelegenheiten aus und weiß, dass man tun will, was die Eltern von einem verlangen. Aber manchmal, Siegfried, manchmal muss man seine eigenen Entscheidungen treffen.«
    »Ich bin tapferr.« Er hält Victoriana fester. »Sie muss mit mirr kommen.« Doch in seiner Stimme liegt Zweifel.
    »Du hast mich auf dem Friedhof gehen lassen«, sage ich. »Du bist doppelt so groß wie ich. Ich hätte dich nicht überwältigen können.«
    Er lacht zittrig. »Natürlich nicht. Ich …« Er verstummt. »Ich chabe dich nicht gehen lassen.«
    »Doch, hast du. Und in Zalkenbourg auch. Da hast du mich auch gehen lassen.«
    »Ich chabs beide Male verrmasselt. Ich chabe keine Stärrken, keine Zauberkrraft«, sagt er mit bebender Stimme. »Meine Mutter sagt, ich würrde es immer verrmasseln.«
    »Vielleicht hast du es vermasselt, weil du genau wusstest, dass es falsch ist, was ihr da tut.«
    Er lockert seinen Griff um Victoriana ein wenig, und ich höre sie tief Luft holen.
    »Lass sie gehen«, sage ich.
    Die Hand, die das Messer hält, zittert. »Aberr … sie wirrd so böse auf mich sein, wenn ich ihr nicht brringe die Prrinzessin.«
    Ich weiß, dass er darüber nachdenkt. In seinen Augen liegt Unsicherheit. »Die Polizei wird böse sein, wenn du die Prinzessin entführst. Wenn sie dich schnappen, bekommst du die Todesstrafe dafür, da bin ich mir sicher. Das ist schlimmer, als wenn deine Mutter böse ist.«
    Ich höre ihn schwer atmen. Die Hand, die das Messer hält,
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