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KISSED

KISSED

Titel: KISSED
Autoren: ALEX FLINN
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Ich weiß, dass sie böse werden wird, weil ihre Brüder, die gestern Abend die Bar geschmissen haben, kein bisschen aufgeräumt und geputzt haben. Genau wie ich arbeitet Meg für ihre Eltern, sie hilft sogar während des Schuljahrs aus. Sie ist meine beste Freundin und normalerweise der einzige Freund, für den ich überhaupt Zeit habe. In der Mittelstufe war ich ein bisschen in sie verknallt. Ich bin sogar mit ihr zum Schulball gegangen, als wir in der Achten waren. Sie wollte damit einen anderen Typen eifersüchtig machen, aber als wir dann auf der Tanzfläche standen, hatte ich einen Augenblick lang das Gefühl, dass da mehr war. Doch das ist schon lange her.
    Jedenfalls wird Meg verstehen, weshalb ich nicht mit Ryan gehen kann.
    Ryan lässt seine Muskeln spielen und mustert Meg von oben bis unten, so wie er es bei allen Mädchen tut. »Ich versuche gerade, Johnny zu überreden, dass er sich mal fünf Minuten von der kurzweiligen Welt der Schuhreparaturenlosreißt, um Prinzessin Vickys Autokonvoi zu sehen. Nie möchte der Junge seinen Spaß haben.«
    Meg schneidet eine Grimasse und legt mir die Hand auf den Arm. »Und warum genau sollte John diese Trashqueen aus Europa sehen wollen?«
    »Hallo?«, sagt Ryan. »Weil er ein siebzehnjähriger Kerl mit ganz normalen männlichen Bedürfnissen ist und sie…« Er hebt beide Hände auf Brusthöhe und deutet ihre Vorzüge an.
    »Echt schöne Augen hat«, beende ich den Satz für ihn.
    Meg verdreht die Augen. »Und den IQ eines Einzellers.«
    »Jedenfalls kommt er nicht mit.« Ryan muss unbedingt noch eins draufsetzen. »Der Junge ist verrückt nach Schuhen.«
    »Der Schuh, der dem einen passt, drückt den andern.« Während ich das sage, zwinkere ich Meg zu. Sie und ich sammeln Zitate über Schuhe. Ich hatte schon auf eine Gelegenheit gewartet, bei der ich das hier zum Einsatz bringen konnte. »Das ist von C . G . Jung.«
    » C . G . wer?«, fragt Ryan.
    »Ein Schweizer Psychiater«, sage ich. »Noch nie gehört von der Jungschen …?«
    »Wie auch immer«, sagt Ryan. »Du kommst also wirklich nicht mit?«
    Meg wirft mir einen Blick zu. »Ich kann deinen Kunden sagen, dass du gleich wiederkommst, falls du gehen willst. Aber ich bin mir sicher …«
    »Das würdest du tun? Danke!« Ich weiß, dass Meg erwartet hat, dass ich ablehne, aber ich möchte wirklich gern gehen. Wahrscheinlich werde ich allerhöchstens von einem Stehplatz hinter einer Palme im Blumenkübel aus beobachten können, wie Victoriana eincheckt, aber trotzdem wäre es ein Hauch von Abenteuer, und Abenteuer erlebe ich ja sonst keine.
    »Es geht los!« Ryan hält sein Handy hoch. »Pete an der Tür hat gerade eine SMS geschickt, dass ihre Limousine in Sicht ist.«
    »Du bist gut vernetzt«, sagt Meg zu Ryan.
    »Das ist genau das, worauf es ankommt.« Ryan tritt näher an sie heran. »Vielleicht sollten wir uns auch mal vernetzen… zum Beispiel am Freitagabend, wie wär’s?«
    Ich bin mir sicher, dass Meg Ja sagen wird. Die meisten Mädchen werfen sich ihm geradezu an den Hals. Aber sie lächelt noch nicht einmal. »Nein, danke. Du bist nicht mein Typ.«
    Ryan sieht so überrascht aus, wie ich insgeheim bin. »Auf wen stehst du dann? Andere Mädchen?«
    Meg zuckt mit den Schultern, wirft mir einen Blick zu und zuckt dann wieder mit den Schultern. »Warum geht ihr nicht einfach eure Prinzessin begaffen?«
    »Macht es dir wirklich nichts aus, mich zu vertreten?« Ich weiß, dass es ihr etwas ausmacht.
    »Geh einfach, bevor ich es mir anders überlege.«
    Ryan wirft im Weggehen einen Blick zu Meg zurück. »Sie steht total auf dich.«
    »Ja, klar.«
    »Doch, wirklich. Du solltest zuschlagen. Sie sieht zwar nicht besonders gut aus, aber du kannst nicht so wählerisch sein.«
    »Sie hat dich eiskalt abserviert.« Ich schaue zu Meg zurück, die uns beiden noch immer hinterhersieht. Sie streicht sich ihr kinnlanges braunes Haar aus den Augen, und einen Moment lang muss ich an diesen Abend in der achten Klasse denken. Doch als sie bemerkt, dass ich sie anschaue, hebt sie abwehrend die Hände, als wollte sie sagen: Was guckst du denn so? »Nee, sie und ich sind einfach nur gute Freunde.«
    Aber ich winke ihr zu, bevor ich in die Hotellobby abbiege.

2
    In der Lobby ist so viel Betrieb wie beim Straßenkarneval auf der Calle Ocho, nur ohne Salsamusik. Ein Hotelangestellter lässt sechs Schwäne zu einem morgendlichen Spaziergang um den Springbrunnen des Hotels herumwatscheln. Ein anderer zieht eine Decke von einem
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