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KISSED

KISSED

Titel: KISSED
Autoren: ALEX FLINN
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leisten. Das hier wird ein Paar Fünfhundert-Dollar-Schuhe.«
    »Oh, du könntest mindestens tausend dafür verlangen, da bin ich mir sicher.«
    »Sie sind nicht für Leute wie uns, die bei Target einkaufen.« Aber ich fühle mich geschmeichelt, weil sie ihr so gut gefallen, deshalb sage ich: »Na gut.«
    Sie macht eine große Sache daraus, ihre Sandalen auszuziehen (Mossimo, die Eigenmarke von Target, $14.99, Kunstleder). Sie hat tatsächlich niedliche Füße, mit rotem Nagellack, der zu ihrem T-Shirt passt. Sie zieht den Schuh über ihren Fuß, dann hält sie inne, um ihn zu bewundern, bevor sie ihn mir hinhält. Sie reißt die Augen auf und sagt: »Seht, ich hab den andern Schuh.«
    Das Zitat kenne ich. »Disneys Cinderella. «
    »Jedes Mädchen würde sich in diesen Schuhen wie Cinderella fühlen.« Meg schlüpft in den anderen Schuh. Dann stolziert sie durch den Gang zwischen unseren Läden, wobei sie tänzelt wie ein Model auf dem Laufsteg. »Meg führt uns hier ein neues Modell in Smaragdgrün vor, ein Entwurf des aufregenden neuen Designers Johnny Marco.«
    »Das ist Kelly-Grün.«
    »In Kelly-Grün. Mit Plateausohle und zehn Zentimeter hohem Absatz.«
    »Siebeneinhalb Zentimeter. Die Plateausohle lässt sie höher wirken.«
    »Siebeneinhalb Zentimeter.« Sie vollführt eine rasche Drehung. »Ich finde sie klasse. Aber ich glaube, ich sollte sie jetzt ausziehen.«
    »Glaube ich auch.« Doch mir gefällt es, sie anzuschauen, deshalb frage ich: »Sind sie bequem?«
    Sie benutzt wieder ihre Ansagerinnenstimme: »Als würde man am Strand spazieren.« Sie legt schwungvoll einen Fuß in meinen Schoß. Die fluoreszierenden Lichter der Ladenbeleuchtung schimmern auf dem grünen Leder. Schuhe sind magisch, ganz wie Victoriana gesagt hat. »Hast du noch mehr davon?«
    Ich greife in die Schachtel und gebe ihr die Mappe, die ganz unten liegt und in der sich alle meine Entwürfe befinden. »Gleich hier.«
    Bewundernd blättert sie darin. »Oh, die hier musst du mal machen.«
    »Genau das ist das Problem. Ich kann mir im Moment das Material nicht leisten. Aber ich habe einen Plan.« Ich zeige auf das Schild, auf dem steht: SCHUHE, DIE NICHT INNERHALB VON 14 TAGEN ABGEHOLT WERDEN, WERDEN GESPENDET. »Ich dachte mir, ich könnte sie auf eBay verkaufen, ein wenig Geld damit verdienen und einen Teil davon spenden. Ich habe dadurch ganz gut Profit gemacht. Aber manchmal lassen die Leute nur einen einzelnen Schuh da. Den kann ich nicht verkaufen oder spenden, also muss ich ihn wegwerfen. Aber dann kam mir die Idee, die einzelnen Teile der Schuhe zu verwenden. Mach mal die Schublade da auf.« Sie zieht sie auf und nimmt eine Tüte voll Lederreste in allen Farben heraus. »Kennst du diese unglaublich teuren Handtaschen, die aus Stückchen von anderen teuren Handtaschen bestehen? Das Gleiche möchte ich mit Schuhen machen.«
    Meg klatscht in die Hände. »Das ist genial. Ich wusste schon immer, dass du ein Genie bist.«
    »Ich habe fast genug für ein weiteres Paar.«
    »Wann hast du Zeit für so was?« Sie berührt meinen Arm. Ihre Hand ist eiskalt, und ich fröstele. Sie merkt, wie ich zusammenzucke, und zieht die Hand schnell zurück. »Ich dachte immer, du starrst nur ins Leere und sabberst.«
    »Hey, ich stecke voller Überraschungen.«
    »Entschuldigung. Muss ich erst jemanden umbringen, bevor ich hier bedient werde?«
    Mein erster Kunde heute ist ein Geschäftsmann in einem italienischen Anzug. Ein unhöflicher Geschäftsmann.Mit den Fingern der einen Hand trommelt er auf die Ladentheke. In der anderen hält er ein Paar schwarze Cole Haan Blucher Oxford. Einzelhandel, etwa zweihundert Dollar, was für diese Gegend ziemlich billig ist. Er wackelt mit dem losen Absatz. »Wenn es nicht zu viel verlangt ist, können Sie das vielleicht reparieren. Ich brauche die Schuhe sofort.«
    Ich greife an Meg vorbei danach. »Selbstverständlich, Sir, aber ich habe davor noch ein paar andere Aufträge zu erledigen. Deshalb muss ich einen Eilzuschlag von Ihnen verlangen.« Das ist gelogen.
    »Ja. Was auch immer. In einer Stunde habe ich ein Meeting, das mein Leben verändern wird.«
    Sein Leben verändern. Ich wünschte, mir würde auch mal etwas Lebensveränderndes passieren.
    Ich untersuche den Schuh. Der Absatz ist um einen Zentimeter abgelaufen, und es sieht nicht mal aus, als wäre es der Originalabsatz. Der Typ da hat vor Jahren ein Paar teure Schuhe gekauft und versucht seitdem, seine Klienten damit zu beeindrucken. Ich glaube, wenn
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