Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
KISSED

KISSED

Titel: KISSED
Autoren: ALEX FLINN
Vom Netzwerk:
und roten Schuppen. Doch wie ich mich so freute, fing der Fisch an zu sprechen.«
    Mom ringt nach Atem. Ich hingegen bin überhaupt nicht überrascht.
    Mein Vater fährt fort. »›Ich bitte dich, lass mich leben‹«,sagte der Fisch klar und deutlich, ›ich bin ein Zauberfisch, ich kann dir jeden Wunsch erfüllen.‹
    ›Jeden Wunsch?‹, fragte ich. Natürlich glaubte ich das nicht. ›Ich bin bestimmt nur übermüdet.‹ Aber der Fisch sagte: ›Warum probierst du es nicht aus?‹
    Also versuchte ich es. Ich wünschte mir das Nächstbeste, was mir einfiel, ein Boot, weil ich mich immer selbst bemitleidet hatte, keines zu haben. Und kurz nachdem ich es ausgesprochen hatte, stand ich in einem offenen, sechs Meter langen Fischerboot.
    Und dabei hätte ich es besser belassen sollen, aber ich war jung und dumm, deshalb sagte ich: »›Was? Das Boot ist zu klein. Wenn du ein so guter Zauberfisch bist, will ich ein größeres Boot, ein riesiges Boot.‹«
    »Lass mich raten«, sage ich. »Er wurde böse.«
    »Nein. Er lächelte, aber auf eine Art, wie man es von einem Schnapper nicht erwarten würde, und sagte: ›Fischer, du bist ein zäher Verhandlungspartner.‹ Plötzlich stand ich auf einer Jacht, zwanzig Meter lang, zweimotorig, mit Stufen, die vermutlich zu extrem luxuriösen Kabinen hinunterführten.«
    »Du hattest einen Wunsch frei und hast ihn für eine Jacht eingesetzt?«, sagt meine Mutter.
    »Genau das dachte ich dann auch! Sobald ich sie sah, wurde mir klar, dass ich einen Riesenfehler gemacht hatte. Da stand ich nun auf einer Jacht, die eines Milliardärs würdig gewesen wäre, aber ich war kein Milliardär. Wie sollte ich das meiner Frau, also dir, erklären, die sich aufregenwürde, weil wir so viele andere Dinge brauchten? Also sagte ich zu dem Fisch: ›Warte! Da ist noch etwas. Ich hätte gern ein großes Haus, eine Villa.‹
    Der Fisch verdrehte die Augen, aber schließlich neigte er den Kopf nach rechts. ›Schau mal, da drüben auf Hibiscus Island. Das große rosafarbene Haus gehört jetzt dir.‹ Und als ich nach unten schaute, entdeckte ich zu meinen Füßen einen Schlüsselbund.«
    »Und wir leben nicht in dieser großen Villa, weil …?« Meine Mutter schüttelt den Kopf. »Das kann ich einfach nicht glauben.«
    »Gib ihm eine Chance, Mom«, sage ich, noch immer erstaunt, dass das mein Vater ist, mein richtiger, echter Vater, von dem ich glaubte, dass ich ihn nie sehen würde. Ich grinse Meg an, und sie grinst zurück.
    »Wir leben nicht in einer rosa Villa«, sagt mein Vater, »weil ich jung und dumm war, und in dem Moment, als der Fisch das Haus zu meinem Haus machte, wurde mir klar, dass ich mir noch nicht einmal die Steuern für eine solche Villa leisten konnte. Lieber das Geld, dachte ich, ein festes Jahreseinkommen vielleicht. ›Könnte ich in der Lotterie gewinnen?‹, fragte ich den Fisch.
    Und dann stand ich auf einmal wieder auf dem Mac-Arthur Causeway mit nichts als einer Angel, und der Fisch sagte zu mir: ›Du hast zu viel verlangt, deshalb bekommst du nichts.‹ Na ja, ich brauche wohl nicht zu erwähnen, dass ich darüber ziemlich wütend war. Deshalb sagte ich, dass ich ihn töten, ausstopfen und an die Wand hängenwürde, wenn er mir nicht zurückgäbe, was er mir genommen hatte.«
    »Oh Mann«, sage ich.
    »Genau. Ich hatte vergessen, dass es ein Zauberfisch war. Bevor ich mich versah, war die Luft erfüllt mit dem Gestank von Abfall, ein Geruch, der mir überraschend stechend vorkam. Ich war an einem Ort, an dem ich noch nie zuvor war, und alles war groß, weil ich sehr klein war. Heute weiß ich, dass ich im Hafen von Miami war. Ich rannte zum Wasser, und dort sah ich den Fisch.
    ›Du hast zu wenig getan‹, sagte er, ›und zu viel gefordert. Du hast jemandem gedroht, der dir einen Gefallen getan hat. Jetzt wirst du den Preis dafür bezahlen. Du wirst diese Gestalt behalten, bis du die Feder eines goldenen Vogels findest. Wenn du sie hast, musst du die Person, die sie dir bringt, darum bitten, dir die Kehle mit einem Messer durchzuschneiden, doch du darfst demjenigen nicht verraten, warum. Erst wenn dir das gelungen ist, wirst du wieder ein Mensch sein.‹
    ›Wieder ein Mensch?‹, fragte ich. ›Wie meinst du das?‹
    Der Fisch schlug mit seinem Schwanz ins Wasser, und daneben sah ich ein Spiegelbild. Doch was ich sah, war nicht mein Gesicht. Vielmehr war das Gesicht rot und hatte Schnurrhaare, scharfe Zähne und eine spitze Nase, eine Nase mit einem ziemlich starken
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher