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Kirschroter Sommer (German Edition)

Kirschroter Sommer (German Edition)

Titel: Kirschroter Sommer (German Edition)
Autoren: Carina Bartsch
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braunen Augen hätte es mich zwar durchaus schlimmer treffen können, aber ein Blickfang war ich deswegen noch lange nicht. Ich konnte nicht sagen, dass ich mich hässlich fand, mein Gesicht zum Beispiel mochte ich – warum genau, wusste ich nicht, aber es gefiel mir. Dennoch war es eins von jenen, die in der breiten Masse untergingen.
    Nachdem wir uns eine Weile gegenübergestanden hatten, bemerkte ich, dass mich Alex mit einem abschätzigen Blick von oben bis unten musterte. »Was ist?«, wollte ich wissen.
    »Mann, Emely, du bist total verwahrlost …« Sie schüttelte den Kopf. »Es ist höchste Zeit, dass ich mich wieder um dich kümmere.«
    Verständnislos sah ich an mir herunter und begutachtete meine Klamotten. Weiße Sneakers, eine dunkelblaue Jeans, ein schwarzes T-Shirt und eine dunkelgraue Sweatshirt-Jacke.
    Wo lag verdammt noch mal ihr Problem?
    »Könnt ihr den Giftzwerg wieder mitnehmen?«, richtete ich meine Frage an Ingo und Alena, die daraufhin beide lachten, jedoch leider kopfschüttelnd verneinten.
    Ich seufzte. Warum genau freute ich mich noch mal, dieses Monster wieder in meiner Nähe zu haben? Alex knuffte mich in die Seite. »Der Giftzwerg bleibt, wo er ist!«, sagte sie und reckte ihr Kinn nach oben. »Und jetzt komm, ich muss dir unbedingt diese geniale Wohnung zeigen!« Sie hatte kaum zu Ende gesprochen, da packte sie mich auch schon am Arm und zog mich hinter sich her.
    »Wollen wir vielleicht gleich ein paar Kartons mit hochnehmen?«, schlug ich praktisch denkend vor, als wir am Sprinter vorbeikamen, doch sie winkte ab. »Das können wir später machen«, antwortete sie und zerrte mich in den Hauseingang des Altbaus.
    Fünf verdammte Stockwerke schleppte sie mich zu Fuß hinter sich her! Fünf! Natürlich musste sich die Wohnung ausgerechnet im Dachgeschoss befinden, und das in einem Haus ohne Aufzug. Ich hatte wirklich einen makaberen Humor, aber das war nicht mehr lustig!
    Während ich nach Luft japste, erzählte mir Alex auf dem Weg nach oben ohne Punkt und Komma, wie sie ihr Zimmer einrichten wollte. Ich fragte mich mehr als einmal, wo sie die Luft dafür hernahm und vermutete eine Art Lungenluftschutzbunker.
    Ich rang nach Atem, als wir endlich in der letzten Etage ankamen und machte drei Kreuze, nicht gestolpert zu sein, obwohl es dafür viele potenzielle Möglichkeiten gegeben hatte – um genau zu sein, gefühlte dreitausend Stufen. Normalerweise reichte schon ein einfacher Bordstein aus, um meine senkrechte Position in Gefahr zu bringen. Ich war wie ein Magnet für dämliche Unfälle, und im Gegensatz zu dem Rest der Menschheit fand ich das meistens nicht besonders witzig, sondern eher ziemlich peinlich. Meine Ungeschicktheit war wirklich das Einzige, was immer zu mir hielt – oder wie ich es persönlich bezeichnete: Ich war zu blöd zum Laufen.
    Alex, diese Sadistin, gönnte mir nicht die kleinste Verschnaufpause, sondern zog mich sogleich weiter in die Wohnung. Kaum hatte ich diese betreten, blieb ich erst einmal stehen. Und staunte.
    Gleich hinter der Wohnungstür befand sich ein riesiger Raum, der schwer an ein Loft erinnerte, allerdings in einem etwas kleineren Ausmaß. Auf dem Boden war dunkler Laminat verlegt, die Wände hingegen trugen einen hellen Anstrich oder bestanden aus kleinen Backsteinen. In den Dachschrägen waren viele Fenster; aus den Decken ragten dicke, quadratische Betonpfeiler, die im Fußboden verschwanden und den Raum optisch aufteilten.
    Links von mir befand sich eine offene Küche mit grau verblendeten Schränken; ein Küchenblock mit Herd und allem Drum und Dran stand separat. Dahinter war ein Esstisch mit sechs unterschiedlichen Stühlen platziert.
    Auf meiner rechten Seite war eine kleine Wohnzimmerecke eingerichtet. Ein großes schwarzes Sofa stand in der Mitte und war optimal auf den an der Wand hängenden Fernseher ausgerichtet. In den offenen Schränken stapelten sich Unmengen CDs.
    Als ich meinen Blick weiter umher schweifen ließ, entdeckte ich einen großen mattschwarzen Flügel, der eigentlich nicht zu dem Rest der Einrichtung passte, sie aber trotzdem irgendwie harmonisch ergänzte.
    Insgesamt wirkte die Wohnung chaotisch und gleichzeitig stylisch; Alex hatte definitiv nicht zu viel versprochen, denn »genial« traf es absolut auf den Punkt.
    »Wow …«, gab ich von mir, nachdem ich die Eindrücke auf mich hatte wirken lassen.
    »Ach, Emely, du glaubst gar nicht, wie sehr ich mich freue«, sagte Alex mit einem Leuchten in den Augen. »Ich
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