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Kirschroter Sommer (German Edition)

Kirschroter Sommer (German Edition)

Titel: Kirschroter Sommer (German Edition)
Autoren: Carina Bartsch
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denke, es war die einzig richtige Entscheidung, München hinter mir zu lassen. Ich habe mich dort sowieso nie wohl gefühlt; ihr habt mir alle viel zu sehr gefehlt.« Sie umklammerte meinen Hals. »Und Weißwurst mochte ich auch nie«, murmelte sie an meine Schulter.
    Ich lächelte. »Absolut verständlich«, stimmte ich ihr zu, als wir uns voneinander lösten.
    Ich hätte die kurze Ruhe besser auskosten sollen, denn Alex ließ keinen Atemzug verstreichen, bis sie erneut nach meinem Handgelenk griff. »Du musst dir unbedingt noch mein Zimmer anschauen«, sagte sie, während ich ihr ergeben hinterher stolperte.
    Wir liefen geradeaus und landeten in einem kleinen Flur, indem nach rechts eine und nach links zwei Türen abgingen. Alex schleifte mich gleich durch die erste – und plötzlich wusste ich wieder, was der Haken an der ganzen Sache war.
    Elyas Schwarz, das letzte und so was von unnötige Mitglied dieser Familie.
    Er kniete auf dem Boden und versuchte Alex’ Bettgestell zusammenzuschrauben.
    Es war, als hätte ich eine dichte Nebelwand durchtreten. Der trübe Schleier, der sich um meine Erinnerungen gelegt hatte, schien sich augenblicklich in eine klare Sicht aufzulösen. Elyas blickte zu uns auf, und für einige Sekunden starrte er mich genauso dämlich und überrascht an, wie ich ihn. Es fühlte sich nicht gut an, ihn wiederzusehen. Für einen Moment versetzte mir diese Begegnung regelrecht einen Schlag.
    Sein Gesicht hatte sich in all den Jahren kaum verändert. Die Züge waren weich und doch gleichzeitig markant, schienen fließend ineinander überzugehen. Ich gab es nicht gerne zu, aber für einen Mann war Elyas wirklich sehr gut aussehend.
    Auch seine Augen hatten ihre besondere türkisgrüne Nuance nicht verloren. Sie bargen einen geheimnisvollen Glanz, den ich niemals auch nur annähernd bei einem anderen Menschen gesehen hatte.
    Türkisgrüne Augen … Eine wunderschöne Laune der Natur, könnte man sagen, das Ergebnis der unterschiedlichen Augenfarben seiner Eltern.
    Elyas’ hellbraune, zimtfarbene Haare standen leicht wirr durcheinander und ließen darauf schließen, dass sich das Bettgestell offenbar widerspenstig gegen das Zusammenschrauben wehrte. Mein Blick wanderte seinen Körper hinab, blieb an seinen sehnigen Unterarmen hängen und kurz darauf an seinem T-Shirt, unter dem sich ein schlanker Bauch abzeichnete. Elyas wirkte viel männlicher und bei weitem nicht mehr so schlaksig wie früher.
    Nur langsam schweifte mein Blick wieder zu seinem Gesicht, und erst, als plötzlich ein verwegenes Grinsen seine Lippen umspielte, erwachte ich allmählich aus meiner Starre. Dieses Grinsen ließ mich augenblicklich wachsam werden. Zu meinem Verdruss behielt er es bei, selbst als er mit einer Leichtigkeit aufstand und auf uns zuging. Er war mindestens einen Kopf größer als ich, somit war ich gezwungen, zu ihm aufzusehen, auch wenn sich alles in mir dagegen sträubte.
    »Alex …«, raunte er mit einer leicht tiefen, aber angenehmen Stimme, ohne auch nur eine Sekunde den Blick von mir abzuwenden. »Willst du mir deine kleine Freundin denn gar nicht vorstellen?«
    Wie bitte?
    Ich wusste nicht, worüber ich mich mehr aufregen sollte: Über die Tatsache, dass er mich scheinbar nicht erkannte oder über diesen saublöden Spruch. Letztendlich entschied ich, mich über beides gleichermaßen aufzuregen.
    »Das ist Emely, du Idiot«, entgegnete Alex mit zusammengezogenen Augenbrauen.
    »Emely …?«, wiederholte er und runzelte die Stirn, so als könne er sich nur dunkel daran erinnern, diesen Namen schon einmal gehört zu haben.
    Boah, was für ein arroganter Sack! Doch mit angespannten Kiefermuskeln schluckte ich meine Wut hinunter. Ruhig bleiben!
    »Genau. Emely «, setzte ich gespielt freundlich an und gab mir keine Mühe, es echt wirken zu lassen. »Die mit den kleinen Brüsten«, half ich ihm auf die Sprünge.
    An seinem überraschten und zugleich amüsierten Gesichtsausdruck konnte ich deuten, dass mein kleiner Wink mit dem Zaunpfahl offenbar seinen Zweck nicht verfehlt hatte.
    »Ach, die Emely«, schmunzelte er, ließ seinen Blick über meinen Oberkörper gleiten und blieb an besagter Stelle hängen. »Jetzt, wo du’s sagst …«
    Arschloch! Und nein, ich würde mich auch darüber nicht aufregen! Demonstrativ verschränkte ich die Arme vor der Brust. »Alex hat mir eindeutig nicht zu viel versprochen«, lächelte ich ihn geradewegs an.
    Wir hielten unseren Augenkontakt bei, und ich hätte schwören
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