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Kirschroter Sommer (German Edition)

Kirschroter Sommer (German Edition)

Titel: Kirschroter Sommer (German Edition)
Autoren: Carina Bartsch
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gekommen ist, dem bin ich ewig dankbar«, sagte ich, als ich mir gerade den ersten Bissen in den Mund schob.
    »Das war ich«, grinste Elyas, der mir schräg gegenüber saß.
    »Na, wenn das so ist«, entgegnete ich, »dann ziehe ich‘s zurück.«
    Kurze Verbundenheitsphase beendet.
    Den Rest des Essens schwiegen wir, stillten unseren Hunger an den Pizzen und erholten uns allmählich von der vorangegangen Tortur.
    Völlig satt klappte ich den Deckel der Pizzaschachtel zu und überließ die letzten drei Stücke, die ich einfach nicht mehr runterbrachte, ihrem Schicksal. Alena stand auf, holte ein paar Weingläser und stellte sie auf den Tisch. So langsam wurde es richtig gemütlich. Leichte Musik kam aus der Anlage, zwei Kerzen brannten auf dem Tisch und die Kisten auf dem Boden gaben einem die Gewissheit, die Arbeit endlich erledigt zu haben. Den Gesichtern der restlichen Anwesenden nach zu urteilen, ging es ihnen ebenso. Entspannt lehnte ich mich in meinem Stuhl zurück.
    »Und, Emely, wie läuft’s in der Uni?«, fragte Ingo, während er mir Wein einschenkte.
    »Ich denke, ganz gut.«
    »Das ist schön zu hören«, sagte Alena. »In welches Semester kommst du jetzt? Ist es tatsächlich schon das sechste?«
    »Ja, morgen geht das sechste los. Mich verstört das allerdings auch ein bisschen.«
    Alena seufzte. »Unglaublich, wie die Zeit vergeht. Ist es wirklich schon so lange her, dass ihr drei nackig durch unseren Vorgarten gerannt seid?«
    Die drei besagten Personen verdrehten in diesem Moment gleichzeitig die Augen. Es war gemein, wie schamlos kleine Wesen ausgenutzt wurden, solange sie noch nicht bei völliger geistiger Verfassung waren. Noch dazu bahnten sich jetzt, nachdem Alena es erwähnt hatte, wieder Erinnerungen ihren Weg in mein Gedächtnis. Die erste war meine damalige Verwunderung darüber, was da Komisches bei Elyas rumbaumelte. Und die zweite, die damit zusammenhing, war so witzig, dass ich nicht an mich halten konnte und loslachte.
    »Was ist denn?«, wollte Alex wissen.
    »Erinnerst du dich noch daran, als wir einmal im Planschbecken saßen und dein nerviger Bruder mit reinwollte, wir ihn aber nicht gelassen haben?«
    Alex überlegte angestrengt, bis es ihr plötzlich dämmerte. »Du hast ihm gesagt, dass er mit Regenwurm nicht hier rein darf!« Sie prustete los und steckte mich damit an.
    »Aber das Beste war ja noch«, ergänzte ich, »dass du mir dann todernst zugeflüstert hast, du hättest Elyas schon öfter dabei erwischt, wie er mit dem Regenwurm gespielt hat.«
    Elyas verschluckte sich an seinem Wein und musste husten, während alle anderen in lautes Gelächter verfielen. Der bitterböse Blick, den ich von Elyas erntete, ging mir runter wie Öl.
    Alena hielt sich die Serviette vor den Mund und räusperte sich. »Schön, jetzt wissen wir also, dass Elyas gerne mit dem Regenwurm spielt. Ich hätte auch ohne diese Information bestens gelebt, muss ich sagen, aber nun gut.«
    Ich schmunzelte und genoss den Moment, in dem sich Elyas anscheinend tatsächlich ein bisschen blamiert fühlte.
    Ingo seufzte. »Wenn er sich doch nur um alles so kümmern würde, wie um den Regenwurm.«
    Elyas verdrehte die Augen, enthielt sich jedoch einer Antwort. »Im Ernst«, sagte Ingo und blickte seinen Sohn an. »Du bist schon wieder durch die Prüfung gerasselt. Wenn du so weitermachst, fliegst du.«
    »Ach, du übertreibst. Ich habe alle Zeit der Welt, also wozu die Eile?« Elyas zuckte mit den Schultern, und an Ingos Gesichtsausdruck konnte man erahnen, dass sie anscheinend schon öfter über dieses Thema diskutiert hatten. Von Alex wusste ich, dass Elyas in die Fußstapfen seines Vaters trat und ebenfalls Medizin studierte. Genauer darüber im Bilde war ich allerdings nicht.
    Behutsam legte Alena die Hand auf den Arm ihres Mannes und zwinkerte ihm zu. Lass es gut sein heute Abend, stand in ihren Augen und nachdem Ingo tief durchgeatmet hatte, nahm er schließlich ihren unausgesprochenen Rat an.
    Die beiden waren für mich der einzige lebende Beweis, dass tatsächlich so etwas wie wahre Liebe existierte. Jedes Mal faszinierte mich ihr vertrauter und nach all den Jahren immer noch gefühlvoller Umgang aufs Neue. Man könnte tausend Bücher über die wahre Liebe schreiben oder aber die beiden einfach nur für eine Sekunde ansehen und man wusste, was es bedeutete. Auf eine seltsame Weise machte es mich glücklich, die zwei zu beobachten.
    »Dann erzähl doch mal, Emely, wie läuft es mittlerweile mit deiner
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