Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kinsey Millhone 15 - Gefaehrliche Briefe O wie Opfer

Kinsey Millhone 15 - Gefaehrliche Briefe O wie Opfer

Titel: Kinsey Millhone 15 - Gefaehrliche Briefe O wie Opfer
Autoren: Sue Grafton
Vom Netzwerk:
Scheinwerfer in Sichtweite kommen. Mark hatte sich offenbar in Laddies BMW gestürzt, ein sportliches rotes Modell, das für eine Karambolage mit anschließender Fahrerflucht oder eine rasante Verfolgungsjagd ideal war. Malcolm war gerade am Tor angelangt und hatte den automatischen Mechanismus ausgelöst, der in der Einfahrt eingebaut war. Vor ihm öffnete sich das Tor. Draußen sah ich zwei Wagen vom Sheriffbüro Santa Teresa mit eingeschaltetem Blaulicht am Straßenrand stehen. Drei Hilfssheriffs waren mit den Detectives Aldo und Claas, die gerade dabei waren, sich auszuweisen, ins Gespräch vertieft. Malcolm bog nach links in die Savanna ein. Ich folgte ihm unverzüglich. Detective Aldo fing meinen Blick auf, aber er war außer Stande, mir zu helfen, bis die Hilfssheriffs mit ihm fertig waren. Damit war Plan A gestorben.
    Ich sah in den Rückspiegel. Mark war mir so dicht auf den Fersen, dass ich sein höhnisches Grinsen sehen konnte. Ich hängte mich ans Heck des Mercedes und vertraute darauf, dass Mark mich weder rammen noch auf mich schießen würde, solange Malcolm in der Nähe war. Vielleicht würde ich Malcolm und seine Freundin auf das Campus-Bierfest begleiten, ein Bierchen schlürfen und ein bisschen plaudern — alles, um Mark aus dem Weg zu gehen. Wir kamen an einem Friedhof zur Linken vorbei und bremsten an der Kreuzung beim Vogelschutzgebiet ab. Malcolm drückte auf die Hupe, winkte mir zum Abschied und bog nach links auf den Cabana Boulevard ein, während ich nach rechts abbog und auf den Freeway zuhielt.
    Ich folgte der 101 nach Norden und fuhr konstant neunzig. Ich sah, dass Mark sich meinem Tempo anpasste. Es herrschte wenig Verkehr. Kein Polizist weit und breit. Ich kramte in meiner Tasche und durchwühlte mit einer Hand ihren Inhalt, während ich mit der anderen lenkte. Ich nahm die Kassette aus dem Gerät, beugte mich hinüber, öffnete das Handschuhfach, warf sie hinein und klappte das Fach wieder zu. Dann zog ich eine frische Kassette aus dem Päckchen auf dem Beifahrersitz und schob sie in den Kassettenrecorder. Meine Pistole hatte ich nicht dabei. Ich bin Privatdetektivin, kein Bodyguard. Meine Arbeit führt mich meist in die Stadtbibliothek oder das Kreisarchiv. Im Großen und Ganzen sind diese Orte nicht gefährlich, und ich brauche nur selten eine halbautomatische Waffe, um mich zu schützen.
    Aber was nun? Natürlich war es frei erfunden gewesen, als ich behauptet hatte, dass Mark mit auf dem Foto sei, sichtbar als Hintergrund zu Duncans und Bennys Wiedersehen. Falls ein solches Bild existierte, so befand es sich jedenfalls nicht in meinem Besitz — und leider auch nicht in Duffys. Allein die Vorstellung, dass wir einen Beweis für ihre Verbindung besaßen, hatte Mark aufgescheucht. Ganz großartig. Doch selbst wenn wir ein solches Foto hätten, was würde das schon beweisen? Ich hätte den Mund halten sollen. Der arme Duffy hatte ja keine Ahnung, welches Unheil auf ihn zukam. Als ich ihn das letzte Mal gesehen hatte, war er sturzbetrunken gewesen und hatte im Tiefschlaf auf seinem Feldbett gelegen.

    Ich nahm die Ausfahrt Peterson und bog an der Ampel links ab. Ich verkniff es mir, zu beschleunigen oder irgendwelche Haken zu schlagen. Mark schien es auch nicht eilig zu haben. Er wusste, wohin ich fuhr, und wenn ich eine andere Richtung einschlüge, würde er trotzdem zu Hirnes fahren. Ich glaube, ihm gefiel diese langsame Verfolgungsjagd, und er holte dabei sein Freizeitvergnügen nach, während ich verzweifelt nach Hilfe Ausschau hielt. Ich bog nach rechts in die Seitenstraße ab und dann wieder rechts auf den Parkplatz der Gärtnerei. Mein Auto war das einzige. Das Gartencenter hatte geschlossen, und das Gebäude war dunkel, abgesehen von vereinzelten Lichtern, die gärtnernde oder nach Topfpflanzen lechzende Diebe abschrecken sollten. Über dem Rest des Grundstücks lag Finsternis.
    Ich parkte, schloss den Wagen ab und machte mich zu dem Schuppen auf. Ich muss gestehen, dass ich rannte, da ich es aufgegeben habe, in solchen Situationen Gelassenheit vorzutäuschen. Als ich einen Blick zurück warf, konnte ich die Scheinwerfer des BMW sehen, der auf den Parkplatz einbog. Ich wartete auf das Geräusch der zufallenden Wagentür, aber Mark war über die niedrige Betonbegrenzung geholpert und fuhr nun die breiten Gassen zwischen den in Kisten stehenden Bäumen entlang. Ich lief im Zickzack und hielt meine Umhängetasche fest, damit sie nicht schlenkerte, während ich meinen Schritt
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher