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Kinsey Millhone 15 - Gefaehrliche Briefe O wie Opfer

Kinsey Millhone 15 - Gefaehrliche Briefe O wie Opfer

Titel: Kinsey Millhone 15 - Gefaehrliche Briefe O wie Opfer
Autoren: Sue Grafton
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hätte das jederzeit eintreten können. Das stand sogar im Bericht des amtlichen Leichenbeschauers.«
    »Wirklich? Dann müssen Sie wohl Recht haben. Sie haben ja ein sagenhaftes Gedächtnis für Einzelheiten«, sagte ich.
    »Mark und ich haben damals über die Geschichte gesprochen. Da habe ich es mir offenbar gemerkt.«
    »Mickey ist eine weitere Verbindung. Er ist am Donnerstag, den achten Mai, nach Louisville geflogen. Am Montag darauf kam er zurück, und am frühen Morgen des Mittwoch wurde auf ihn geschossen.«
    Laddies Lächeln war dünn. »Ich möchte ja nicht überheblich klingen, aber Sie ziehen sozusagen einen nachträglichen Trugschluss. Nur weil ein Ereignis auf das andere folgt, heißt das nicht, dass es sich um Ursache und Wirkung handelt.«
    »Aha. Anders ausgedrückt heißt das also, dass Benny nicht deswegen sterben musste, weil er etwas wusste.«
    »Wollten Sie darüber mit Mark sprechen?«
    »Zum Teil.«
    »Dann belassen wir es doch fürs Erste dabei: Es ist sicher angebrachter, zu warten, bis er kommt.«
    »Einverstanden«, sagte ich. »Könnten wir dann über Ihre Beziehung zu Duncan reden?«
    »Ich würde es kaum eine >Beziehung< nennen. Natürlich kannte ich ihn. Wir sind alle zusammen zur Schule gegangen.«
    »Waren Sie Freunde, Vertraute oder ein Pärchen?«
    »Wir waren befreundet, weiter nichts. Es war nie etwas ^Wischern uns, falls Sie darauf hinauswollen.«
    »Offen gestanden ja«, sagte ich. »Ich dachte, da Sie König und Königin des Abschlussballs waren, wären Sie vielleicht ineinander verhebt gewesen.«
    Laddie lächelte. Sie hatte sich wieder gefangen. Das war etwas, worauf sie gefasst war; sie hatte sich ihre Version der Geschichte zurechtgelegt und war vorbereitet. »Duncan war in amouröser Hinsicht nicht an mir interessiert und ich nicht an ihm.«
    »Wie schade. Er sah süß aus.«
    »Er war auch süß. Außerdem war er ein maßloser Narzisst, was mir ziemlich auf die Nerven ging. Es gibt nichts Schlimmeres als einen Siebzehnjährigen, der sich für den Größten hält.«
    »Sie fanden ihn also nicht charismatisch?«
    »Er hielt sich für charismatisch«, sagte sie. »Ich fand ihn eingebildet — nett und witzig, aber ein schrecklicher Snob.«
    »Was war mit Ihrem Vater?«
    Sie sah mich von der Seite an. »Mit meinem Vater? Was hat der denn damit zu tun?«
    »Es ist nur nebensächlich und geht mich vermutlich nichts an...«
    »Nichts davon geht Sie etwas an«, sagte sie gallig.
    Ich lächelte, um zu zeigen, dass ich mich nicht beleidigt fühlte. »Ich habe gehört, er hätte ein Patent verliehen bekommen, das ihm viel Geld eingebracht hat. Anscheinend galt er vorher als etwas exzentrisch.«
    »Und wenn schon — na und? Worauf wollen Sie hinaus?«
    »Ich denke mir nur, dass sein Vermögen sicher die Einstellung anderer Ihnen gegenüber verändert hat. Vor allem die von Duncan.«
    Sie schwieg.
    »Ja? Nein?«
    »Wohl möglich«, sagte sie, nicht bereit, sich genauer festzulegen.
    »Sie sind in seinen Augen von einer Stufe unter ihm auf eine über ihm aufgestiegen. Er hört sich an wie ein Typ, der gern Eroberungen macht — wenn auch mitunter nur um zu beweisen, dass er es kann.«
    »Versuchen Sie, Belastungsmaterial zu konstruieren?«
    »Ich versuche nur, ein Gefühl dafür zu bekommen, was für eine Art Mensch er war.«
    »Ein Toter.«
    »Davor. Sie hatten nie ein Abenteuer mit ihm?«
    »Oh, bitte. Seien Sie nicht albern. Wir hatten nie eine Affäre.«
    »Hey, eine Affäre geht sechs Wochen oder länger. Ein Abenteuer kann alles zwischen einer und einem halben Dutzend Nächten sein.«
    »Ich hatte auch nie ein Abenteuer mit ihm.«
    »Wann ist Mark nach Vietnam gefahren? Ich weiß, dass Sie ihn im Juni geheiratet haben. Sein Einberufungsbefehl kam am...«
    »Sechsundzwanzigsten Juli«, sagte sie scharf.
    »So wie ich die Situation verstehe, war Duncan noch in Louisville, nachdem Mark abgereist war. Und da saßen Sie nun, eine frisch verheiratete junge Frau, deren Mann im Krieg war. Sicher waren Sie einsam — liebesbedürftig...«
    »Das ist eine Beleidigung. Sie sind ausgesprochen unverschämt, und zwar nicht nur mir, sondern auch Mark gegenüber.«
    »Unverschämt inwiefern?«, fragte Mark vom Flur her. Er schlüpfte aus seinem Mantel und warf ihn über eine Stuhllehne. Er musste durch die Küche hereingekommen sein. Seine hohe Stirn und der zurückweichende Haaransatz verliehen ihm einen Anstrich von Unschuld — genau wie ihn Babys haben, bevor sie lernen, zu beißen und
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