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Kinsey Millhone 11 - Frau in der Nacht

Kinsey Millhone 11 - Frau in der Nacht

Titel: Kinsey Millhone 11 - Frau in der Nacht
Autoren: Sue Grafton
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beäugte.
    »Weil wir sie dann nämlich verklagen würden. Wenn sie in Ausübung ihrer Pflicht umgebracht wurde, würden wir ihnen massiv zusetzen.«
    Ich saß da und starrte sie an. »Janice, ich habe selbst zwei Jahre lang bei der Polizei von Santa Teresa gearbeitet. Das sind seriöse Profis. Sie nehmen keine Dienste von Amateuren in Anspruch. Bei Ermittlungen in Sachen Pornographie? Ich finde das kaum glaubhaft.«
    »Ich habe ja nicht gesagt, daß sie es getan haben. Ich habe niemanden beschuldigt, weil das Verleumdung oder üble Nachrede oder dergleichen wäre. Ich sage Ihnen nur, was alles möglich ist.«
    »Zum Beispiel?«
    Sie schien zu zögern und darüber nachzudenken. »Na ja. Vielleicht wollte sie denjenigen verpfeifen, der den Film gemacht hat.«
    »Zu welchem Zweck? Es ist heutzutage nicht mehr gesetzwidrig, einen Pornofilm zu drehen.«
    »Aber könnte es nicht ein Deckmantel für etwas anderes sein? Irgendein anderes Verbrechen?«
    »Natürlich, es könnte sein, aber lassen Sie uns noch einmal zurückgehen und mich den Advocatus Diaboli spielen. Sie haben gesagt, die Todesursache stünde nicht fest, was bedeutet, daß der amtliche Leichenbeschauer nicht mit Sicherheit sagen konnte, woran sie gestorben ist, stimmt’s?«
    »Das stimmt«, räumte sie widerwillig ein.
    »Woher wollen Sie wissen, daß sie kein Aneurysma hatte oder einen Schlaganfall oder einen Herzinfarkt? Bei den ganzen Allergien, die sie hatte, könnte sie auch an anaphylaktischem Schock gestorben sein. Ich sage gar nicht, daß Sie sich irren, aber Sie machen hier einen großen Sprung ohne den geringsten Beweis.«
    »Das ist mir klar. Ich schätze, für Sie hört sich das verrückt an, aber ich weiß, was ich weiß. Sie ist ermordet worden. Da bin ich mir völlig sicher, aber niemand will mir glauben. Was soll ich also tun? Ich erzähle Ihnen noch etwas. Sie hatte ziemlich viel Geld, als sie starb.«
    »Wieviel?«
    »Fast fünfhunderttausend Dollar in Aktien und Wertpapieren. Einiges hatte sie auch in Festgeld angelegt, aber das meiste in Papieren. Außerdem besaß sie noch fünf oder sechs Sparbücher. Wo hatte sie das her?«
    »Was glauben Sie, wo sie es her hatte?«
    »Vielleicht hat ihr jemand Schweigegeld bezahlt. Damit sie etwas für sich behält.«
    Ich musterte die Frau und versuchte einzuschätzen, wie klar sie denken konnte. Zuerst behauptete sie, ihre Tochter sei erpreßt oder unter Druck gesetzt worden. Nun mutmaßte sie, sie hätte selbst Bestechungsgelder verlangt. Ich schob die Angelegenheit vorübergehend beiseite und verlegte mich auf einen anderen Aspekt. »Wie hat die Polizei auf das Video reagiert?«
    Schweigen.
    »Janice?«
    Sie sah trotzig aus. »Ich habe es ihnen nicht gezeigt. Ich habe es nicht einmal Mace zeigen wollen, weil es ihm so peinlich wäre, daß er sterben würde. Lorna war sein Engel. Er wäre nicht mehr der alte, wenn er wüßte, was sie getan hat.« Sie nahm das Video und steckte es wieder in die Papiertüte, wobei sie die Hülle sorgfältig zuklappte.
    »Aber warum wollen Sie es nicht der Polizei zeigen? Es wäre zumindest eine neue Spur...«
    Sie schüttelte bereits den Kopf. »Nein danke. Ausgeschlossen. Nie im Leben gebe ich denen das. Ich bin ja nicht dumm. Dann wäre es nämlich auf Nimmerwiedersehen verschwunden. Ich weiß, das klingt jetzt paranoid, aber ich habe schon von solchen Fällen gehört. Beweise, die ihnen nicht passen, lösen sich in Luft auf. Man zieht vor Gericht, und es ist auf unerklärliche Weise verschwunden. Punkt, Ende, Fall abgeschlossen. Ich traue der Polizei nicht. So ist es eben.«
    »Warum trauen Sie mir? Woher wollen Sie wissen, daß ich nicht mit ihnen unter einer Decke stecke?«
    »Irgend jemandem muß ich ja vertrauen. Ich will wissen, wie sie in diese... Sexfilmsache... geraten ist, falls das der Grund ist, aus dem sie umgebracht wurde. Aber ich habe keine Erfahrung. Ich kann keine Nachforschungen über die Vergangenheit anstellen und herausfinden, was tatsächlich passiert ist. Ich habe nicht die Möglichkeiten dazu.« Sie holte tief Luft und wechselte die Tonlage. »Jedenfalls habe ich beschlossen, daß ich das Video einem Privatdetektiv gebe, wenn ich einen engagiere. Ich schätze, jetzt muß ich Sie fragen, ob Sie bereit sind, mir zu helfen, denn falls Sie das nicht sind, muß ich mir jemand anderen suchen.«
    Ich überlegte kurz. Natürlich war ich interessiert. Ich wußte bloß nicht, wie groß meine Erfolgsaussichten waren. »Solche Ermittlungen werden
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