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Kinsey Millhone 11 - Frau in der Nacht

Kinsey Millhone 11 - Frau in der Nacht

Titel: Kinsey Millhone 11 - Frau in der Nacht
Autoren: Sue Grafton
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umbringen? Er hat bereits einen Herzinfarkt hinter sich, und mit seiner Gesundheit ging es bergab. Sie brauchte lediglich abzuwarten, und das vermutlich nicht einmal besonders lang. Außerdem habe ich sie mit ihm gesehen. Da war nichts als die reine Zuneigung. Gelegentlich hat sie sich über seinen Starrsinn beklagt, aber man konnte sehen, daß sie ihn bewundert hat. Auf jeden Fall werde ich versuchen, das Band wiederzubekommen, und dann kannst du es dir selbst anhören.«
    »Wer hat es denn?«
    »Leda. Sie hat J. D. gestern abend vorbeigeschickt, um es abzuholen. Das hat er zumindest behauptet. Im Grunde sind die beiden keine üblen Kandidaten für die Verdächtigenliste. Sie hatten beide Angst, ich könnte das Band der Polizei übergeben. Keiner von beiden hat ein Alibi. Und weißt du, was J. D. von Beruf ist? Elektriker. Wenn irgend jemand weiß, wie man einen Swimmingpool unter Strom setzt, dann er.«
    »Die Stadt ist voll von Leuten, die wüßten, wie man das macht«, sagte er. »Aber wenn deine Theorie zutrifft, müßte derjenige, der Esselmann umgebracht hat, auf jeden Fall jemand sein, der das Haus, den Pool und die Angewohnheit mit dem Hund kennt.«
    »Genau.«
    »Was uns wieder zu Serena zurückbringt.«
    »Vielleicht«, sagte ich langsam. »Obwohl auch Roger Bonney über all das Bescheid weiß.«
    »Und was hat er für ein Motiv?«
    »Ich habe keine Ahnung, aber er ist auf jeden Fall das Bindeglied zwischen Lorna und Esselmann.«
    »Tja, da hast du’s«, schnaubte Cheney. »Wenn Roger nun auch noch Stubby kennt, hat sich der Kreis geschlossen, und wir können ihn unter Mordanklage stellen.« Cheney gab sich witzig, aber es war ein guter Einfall, und ich spürte, wie mir unbehaglich wurde.
    Meine Gedanken schweiften zu Danielle und dem Mann, der in der Dunkelheit der Gasse verschwunden war. »Woher wollen wir wissen, daß es nicht derselbe Kerl ist, der Danielle überfallen hat? Vielleicht hängt der Angriff auf sie mit allem anderen zusammen.«
    Cheney war vor meinem Haus angekommen und hielt an. Er zog die Handbremse und schaltete in den Leerlauf. Dann sah er mich ohne zu lächeln an. »Tu mir einen Gefallen und denk an etwas anderes. Es ist zwar ein amüsantes Spielchen, aber du weißt genausogut wie ich, daß es nichts bedeutet.«
    »Ich probiere nur Theorien aus, wie wenn ich Teller an die Wand würfe, um zu sehen, ob einer kleben bleibt.«
    Er streckte die Hand aus und zog mich sachte an den Haaren. »Paß bloß auf. Selbst wenn du recht hast und diese ganzen Fälle zusammenhängen, kannst du nicht einfach ganz allein losstürmen«, sagte er. »Dieser Fall gehört dem Sheriff. Er hat nichts mit dir zu tun.«
    »Ich weiß.«
    »Dann sieh mich nicht so an. Es ist nichts Persönliches.«
    »Doch, es ist persönlich. Vor allem, wenn es um Danielle geht«, sagte ich.
    »Hör endlich auf, dir Sorgen zu machen. Sie ist in Sicherheit.«
    »Wie lange noch? Sie können sie jeden Tag aus der Intensivstation verlegen. Krankenhäuser sind nicht direkt Hochsicherheitszonen. Du müßtest mal die Leute sehen, die dort ein und aus gehen.«
    »Da hast du recht. Laß mich nachdenken und überlegen, was ich tun kann. Wir sprechen uns bald, okay?« Er lächelte und ich merkte, wie ich sein Lächeln erwiderte.
    »Okay.«
    »Gut. Ich gebe dir die Nummer meines Piepsers. Laß mich wissen, wenn du auf irgend etwas stößt.«
    »Das werde ich tun«, sagte ich. Er nannte mir die Nummer und ließ sie mich wiederholen, bevor er wieder den Gang einlegte.
    Ich stand am Straßenrand und sah zu, wie der rote Mazda wegfuhr. Es war Samstag nachmittag kurz vor drei. Ich betrat meine Wohnung, notierte mir die Nummer von Cheneys Piepser und legte den Zettel auf meinen Schreibtisch. Ich spürte, daß meine Gedanken nicht zur Ruhe kommen würden. Die Antwort lag irgendwo in den Randbereichen, wie ein Fleck in meinem Gesichtsfeld, der jedesmal seitlich davonwich, wenn ich ihn ansehen wollte. Es mußte eine logische Folge der Ereignisse geben, irgend etwas, das sämtliche Teile dieses Puzzles verband. Ich brauchte irgendeine Ablenkung, um die ganzen Fragen beiseite zu schieben, bis ich ein paar Antworten fand. Ich stieg die Wendeltreppe zum Obergeschoß hinauf und zog meinen Jogginganzug und Laufschuhe an. Dann steckte ich den Hausschlüssel in die Hosentasche und trabte hinüber zum Cabana Boulevard.
    Es war ein frischer und klarer Tag, und die Nachmittagssonne ergoß sich wie goldener Sirup über die Berge in der Ferne. Das Meer
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