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Kings of Cool: Roman (German Edition)

Kings of Cool: Roman (German Edition)

Titel: Kings of Cool: Roman (German Edition)
Autoren: Don Winslow
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lesen.«
    Was heißen sollte, da sind fünf freie Tische, wieso setzt du dich nicht an einen davon?
    Der Mann sagte: »Dauert nur eine Minute, mein Sohn.«
    »Ich bin nicht dein Sohn«, sagte Ben. »Es sei denn, meine Mutter hat mir all die Jahre was verschwiegen.«
    »Halt den Rand, Klugscheißer, und hör mir zu«, sagte der Mann ruhig. »Es hat uns nichts ausgemacht, dass ihr ein bisschen selbstangebauten Shit an eure Freunde verkauft habt. Aber wenn das Zeug im Supermarkt steht, wird's zum Problem.«
    »Das ist ein freies Land mit freier Marktwirtschaft«, antwortete Ben und fand, dass er plötzlich wie ein Republikaner klang. In Anbetracht der Tatsache, dass Ben sonst linker ist als Trotzki, eine unangenehme Erkenntnis.
    »Es gibt keine freie Marktwirtschaft«, sagte der alte Sack, »Marktwirtschaft kostet  – man hat Auslagen. Wenn du was in LA verdealen und unseren kleinen braunen und schwarzen Brüdern Konkurrenz machen willst, fühl dich herzlich eingeladen. Aber Orange County, San Diego, Riverside  – das kostet Gebühren. Hörst du mir zu?«
    »Ich häng an deinen Lippen.«
    »Willst du mich verarschen?«
    »Nein.«
    »Das würde mir nämlich nicht gefallen.«
    »Und ich könnt's dir nicht verdenken«, sagte Ben. »Also, nur um mal drüber gesprochen zu haben, rein theoretisch: Was passiert, wenn ich die Gebühr nicht bezahle?«
    »Das willst du nicht wissen.«
    »Okay, aber nur mal theoretisch.«
    Old Guys Rule sah ihn an, als müsste er überlegen, ob er sich gerade auf der Nase herumtanzen lässt.
    »Dann machen wir euren Laden dicht.«
    »Und wer ist wir ?«, fragte Ben. Er sah den Gesichtsausdruck von dem Kerl und sagte: »Lass mich raten  – ich will's nicht wissen . Und wenn ich bezahle?«
    Old Guys Rule hob die Hände und sagte: »Willkommen auf dem Markt.«
    »Kapiert.«
    »Also, hast du mich verstanden?«
    »Hab ich«, sagte Ben.
    Old Guys Rule lächelte.
    Zufrieden.
    Bis Ben fortfuhr: »Ich hab verstanden, dass du ein Arschloch bist.«
    Weil Ben weiß, dass niemand die Kontrolle über den Marihuana-Markt hat.
    Kokain ja. Das regeln die mexikanischen Kartelle.
    Heroin dito.
    Meth: die Biker-Gangs und in letzter Zeit auch die Mexikaner.
    Verschreibungspflichtige Pillen: die Pharmaindustrie.
    Aber Pot?
    Ein freier Markt.
    Was hervorragend ist, weil es bedeutet, dass die Marktgesetze gelten: Preisentwicklung, Qualität, Vertrieb.
    Der Kunde ist König.
    Im Prinzip tat Ben den alten Sack ab als jemanden, der's halt mal versuchen wollte. Trotzdem war's ein bisschen beunruhigend, dachte Ben  – woher weiß der, wer ich bin?
    Und wer ist er überhaupt?
    Wer auch immer er war, er bedachte Ben mit einem dieser starren, bösen Old-School-Blicke, bis Ben tatsächlich lachen musste.
    Old Guys Rule stand auf und meinte: »Ihr Wichser haltet euch für die Kings of Cool, hab ich recht? Ihr wisst alles, keiner kann euch was. Aber weißt du was  – ihr wisst einen Scheiß.«
    Old Guys Rule guckte Ben noch einmal böse an, dann ging er.
    Kings of Cool, dachte Ben.
    Gefiel ihm irgendwie.
    Aber jetzt konzentriert er sich wieder auf ihr Spiel.

5
    »Ich bin ziemlich sicher, dass das illegal ist«, sagt Ben, verschränkt die Finger hinter dem Kopf und hält das Gesicht in die Sonne.
    »Sex mit einem Reh oder Sex mit einer Zeichentrickfigur?«, fragt Chon.
    »Beides«, sagt Ben. »Und darf ich dich darauf aufmerksam machen, dass Bambi ein minderjähriges Huftier ist? Und außerdem männlich?«
    »Bambi ist ein Junge?«, fragt O.
    »Ich sag's noch mal, Bambi ist ein Reh«, stellt Ben klar, »und, ja: ein Rehjunge.«
    »Wieso heißen so viele Mädchen im Playboy Bambi?«, fragt O.
    Sie mag den Playboy und ist ihrem Stiefvater Nummer vier dankbar dafür, dass er seine Ausgaben in einer Schublade seines »Arbeitszimmers« aufbewahrt, damit Paku  –
    so nennt O ihre Mutter: passiv aggressive Königin des Universums   –
    damit Paku sie nicht findet und angepisst ist, weil sie älter ist als das Playmate des Monats und ständig versucht, sich mittels teurer Kosmetik und noch teurerer plastischer Chirurgie aufzupimpen.
    O ist fest davon überzeugt, dass der National Geographic Channel eines Tages archäologische Ausgrabungen an ihrer Mutter durchführen wird, und zwar in dem vergeblichen Bemühen, auch nur ein einziges Körperteil im Urzustand freizulegen, ein Insider-Scherz, der auch erklärt, weshalb O Nummer vier zu seinem letzten Geburtstag einen Tropenhelm schenkte.
    (»Äh, danke schön, Ophelia«,
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