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Kings of Cool: Roman (German Edition)

Kings of Cool: Roman (German Edition)

Titel: Kings of Cool: Roman (German Edition)
Autoren: Don Winslow
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dessen Potenzial für künftige Entwicklungen er erkannte und so bahnbrechend originell weiterentwickelte, dass dies Auswirkungen auf künftige Ereignisse hatte.
    Ben züchtete eine neue Pflanze.

18
    Zuerst trennte er die männlichen Pflanzen von den weiblichen.
    »Ooooooch«, sagte O, »das ist aber irgendwie traurig.«
    »Wir wollen zufällige Befruchtungen vermeiden.«
    »Können wir den männlichen Pflanzen nicht einfach winzig kleine Kondome überziehen?«, fragte O.
    Ben erklärte ihr, dass das leider nicht möglich sei.
    O fragte: »Wie kannst du denn die männlichen von den weiblichen Pflanzen unterscheiden?«
    »Die Staubgefäße sehen aus wie Eier.«
    »Na bitte, da hast du's.«
    »Wir wählen eine männliche Pflanze aus«, erklärte Ben, »nehmen den Blütenstaub ab und befruchten damit die weibliche Pflanze.«
    »Ich glaub, ich wäre jetzt gerne kurz allein«, sagte O.
    Sie fand es hochgradig amüsant, dass Ben aus seiner Marihuanafarm eine Insel Lesbos gemacht hatte  – praktisch einen Frauenknast. Auch verspürte sie einen gewissen neo-feministischen Stolz darüber, dass die kräftigsten, saftigsten, THC -reichsten Knospen die der weiblichen Pflanzen waren.
    Jedenfalls verwandte Ben den von den befruchteten weiblichen Pflanzen produzierten Samen für die Herstellung dessen, was man in der Genetik als einen F1-Hybriden bezeichnet. Dann zog er die Pflanze auf und kreuzte ihren Samen erneut mit der Mutterpflanze.
    »Mit der Mutter?«, fragte O.
    »Genau.«
    »Ihhhgitt«, erwiderte O. »Das ist ja fast schon Inzucht.«
    »Nicht fast. Das ist Inzucht.«
    Später bezeichnete sie Bens Marihuana-Kultur als »L.A.«
    Nein, nicht Los Angeles .
    Lesbian Appalachia .

19
    Ben betrieb Inzucht wie ein europäisches Adelsgeschlecht, über Generationen hinweg, bis er nicht etwa ein Mitglied der Tea Party oder einen sabbernden rotäugigen Vollidioten hervorbrachte, sondern eine weibliche Pflanze, aus deren Knospen das THC nur so triefte (okay, nicht wirklich).
    Tetrahydrocannabinol.
    Oder auch Delta-9-Tetrahydrocannabinol.
    Oder auch Dronabinol.
    Die wichtigste psychoaktive Substanz im Marihuana.
    (An alle Kiffer da draußen: Das ist das Zeug, das dafür verantwortlich ist, dass ihr gerade zu high seid, um mit dem Begriff »psychoaktive Substanz« was anfangen zu können.)
    Ben, der genial-verrückte Botanikforscher, erfand keinen Porsche, er erfand einen Lamborghini.
    Keine Rolex, sondern eine Patek.
    Wäre Bens Kreuzung ein Pferd, es wäre Secretariat gewesen.
    Ein Berg, der Everest.
    Michael Jordan.
    Tiger Woods (vorher).
    Das Maximum.
    Das Ultimo.
    Cherry Garcia.
    Hydrokultur-Cannabis.

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    Hydro heißt natürlich Wasser, und es hat viele Vorteile, Cannabis in Wasser statt in Erde zu ziehen.
    Man erzielt damit schneller größere Erträge, weil man sich mit der Hydrokultur das Wurzelwerk spart  – in der Regel kann nach zwölf Wochen geerntet werden. Das heißt also viermal im Jahr, wobei man »Sonnenschein« und »Wetter« selbst kontrolliert. Deshalb kann man die Kulturen in mehreren Gewächshäusern zeitversetzt so züchten, dass man praktisch permanent erntet.
    Man muss sich nicht mit Krankheiten und Parasiten rumschlagen, die sich in der Erde einnisten. Man muss sich keine Sorgen machen, eines Morgens aufzuwachen und zu entdecken, dass die Arbeit von drei Monaten aufgefressen wurde oder an einer ansteckenden Krankheit eingegangen ist. Und man muss die Pflanzen nicht mit giftigen Pestiziden oder sonst einem Scheiß einsprühen.
    Weil alles automatisierter abläuft, macht Hydrokultur weniger Arbeit. Die automatisierten Abläufe erfordern zwar ein relativ hohes Startkapital, das sich aber im Verlauf weniger Jahre amortisiert.
    Darüber hinaus hatte Ben auch philosophische Gründe, auf Hydrokultur zu setzen.
    »Menschen bestehen hauptsächlich aus Wasser«, erklärte er Chon und O. »Und mit der Hydrokultur kehren sie zum Wasser zurück.«
    »Das ist schön«, sagt O.
    »Oder schön bescheuert«, setzte Chon hinzu.
    Auf jeden Fall war deutlich mehr als bloß Wasser nötig, um das Unternehmen an den Start zu bringen.
    Es brauchte Geld, und zwar jede Menge.

21
    Startkapital.
    Die teuerste Anschaffung hatten sie bereits, die Superpflanze, deshalb war's nur noch eine Frage der Hardware.
    Der größte fehlende Artikel: ein Haus.
    Ein solches zu finden war knifflig, denn eigentlich ging's gar nicht so sehr um das Haus als um das, was dort rein sollte. Marihuana, ja, danke schön  – aber für den Anbau
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