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Kindertotenlied: Thriller (German Edition)

Kindertotenlied: Thriller (German Edition)

Titel: Kindertotenlied: Thriller (German Edition)
Autoren: Bernard Minier
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Antwort zu erhalten. „WER IST GEKOMMEN, UM AUFZURÄUMEN? WER HAT DIE CD IN DIE STEREOANLAGE GESTECKT?“
    Ein weiterer doppelter Piepton in seiner Hosentasche. Er nahm das Handy heraus. Zwei neue Nachrichten. Um diese Uhrzeit? Was war so eilig? Er öffnete den SMS-Eingang. Die Nummer war nicht in seiner Kontaktliste, er öffnete die erste Mitteilung. Und wieder rasten Adrenalin, Angst und Übelkeit durch seine Adern.
    „Margot!“, schrie er, während er von seinem Stuhl aufsprang.
    Die SMS war mit „J. H.“ unterzeichnet.
    Sie lautete:
    „ Achte auf die Herzallerliebste.“
     
    Er suchte hektisch nach Samiras Nummer und drückte die Anruftaste.
    „Chef?“, sagte die junge Frau überrascht am anderen Ende.
    „Geh sofort zu Margot! Beeil dich! Lauf!“, schrie er ins Telefon.
    „Chef, was ist los?“
    „Frag nicht! Tu, was ich dir sage!“
    Er hörte, wie sie durch die Wiese stapfte und anschließend über den Kies lief. Mit pochendem Herzen hörte er, wie sie die Stufen zu den Zimmern hinaufeilte, klopfte und sagte: „Ich bin´s, Samira!“ Hörte, wie die Tür aufging und eine vertraute, schlaftrunkene Stimme antwortete, eine Stimme, die wie Balsam auf einer Brandwunde war. Dann ertönte wieder Samiras Stimme. Sie war außer Atem.
    „Es geht ihr gut, Chef. Sie hat geschlafen.“
    Er holte tief Luft und sah die anderen an, die ihn mit weit aufgerissenen Augen anstarrten.
    „Bitte“, sagte er, „tu mir einen Gefallen. Schlaf heute Nacht in ihrem Zimmer. Ich erkläre es dir später. Hast du verstanden?“
    „Ja“, sagte Samira. „Ich schlaf bei ihr.“
    „Und schließ die Tür ab.“
    Er beendete das Gespräch. Perplex und zugleich erleichtert. Sah wieder auf die Mitteilung.
    „Was ist los?“, fragte Ziegler, die ebenfalls aufgestanden war.
    Servaz zeigte ihr die Nachricht.
    „Oh Mist!“, sagte die Gendarmin.
    „Was?“, äußerte Servaz. „Was ist los?“
    „Er hat es auf Marianne abgesehen …“
    „Warum reden Sie von meiner Mutter?“, versetzte Hugo von der anderen Seite des Tischs.
    Sie sahen ihn an.
    „Sie hat die CD in die Stereoanlage gelegt, oder?“, sagte Servaz mit tonloser Stimme.
    „Sagen Sie mir, was los ist, verdammt!“
    Servaz zeigte ihm das Display seines Handys. Er sah, wie der Junge bleich wurde. Er sah den Schrecken, das Unverständnis, die panische Angst in seinen Augen.
    „Verdammt, diesmal ist er es wirklich! “, schrie Mariannes Sohn. „Er wird sie dafür bestrafen, dass sie seinen Platz eingenommen hat! Ja, sie hat die CD in die Stereoanlage geschoben, bevor sie Sie angerufen hat! Ja, ich habe sie an diesem Abend zu Hilfe gerufen! Ich hab ihr die gleiche Geschichte erzählt wie Ihnen, ich habe ihr gesagt, dass es zu spät war, weil mich von gegenüber jemand gesehen hatte! Ihr war klar, dass die Gendarmen jeden Moment aufkreuzen konnten. Da hatte sie diese Idee … Sie hat sich an diesen Fall erinnert, an all die Artikel, die sie damals in der Presse gelesen hatte: Hirtmann, das Institut Wargnier und Ihre gemeinsame Liebe zu Mahler … Da ist sie so schnell aufgekreuzt, wie sie konnte, hat diese CD in die Stereoanlage geschoben, und ist sofort wieder abgedüst. Sie hat geweint. Sie hat mir am Telefon gesagt, ich sollte die Claires E-Mails löschen. Ich wusste nicht, wozu das gut sein sollte, ich hatte eine totale Mattscheibe, aber ich hab´s gemacht, und ich hab die Tastatur abgewischt. Wenn die Gendarmen sie hier gefunden hätten, hätte sie einfach die Wahrheit gesagt: Dass ich sie zu Hilfe gerufen hatte. Zum Glück dauerte es eine Zeitlang, bis sie da waren, sie konnten nicht wissen, dass sie eine Leiche vorfinden würden … und sie saßen vermutlich alle vor dem Fernseher und schauten Fußball. Das hat uns gerettet! Kaum dass sie weg war, sind sie auch schon aufgekreuzt. Dann hat sie Sie angerufen. Sie dachte, wenn Sie die Ermittlungen leiten und diese CD finden würden, hätte sie vielleicht eine Chance, Sie dazu zu bewegen, an meiner Täterschaft zu zweifeln … und eine Chance, ihren Sohn zu retten … Und dann hat sie Ihnen von einem Cybercafé aus diese Mail geschickt …“
    Alles, was seit einer Woche passiert war, alles, was Servaz durchgemacht hatte, kam nach oben. Der Chef des Cybercafés hatte ihnen gesagt, dass eine Frau dagewesen war … Hugo und Margot waren befreundet … wahrscheinlich hatte er seiner Mutter erzählt, was die Lieblingsmusik seiner Tochter war. Und wer hatte Gelegenheit gehabt, sein Handy zu manipulieren und einen
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