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Kinderfrei

Kinderfrei

Titel: Kinderfrei
Autoren: Nicole Huber
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herabzusetzen. Warum sollten wir nicht ebenso unbefangen über die Vorzüge eines kinderfreien Lebens sprechen wie Eltern über die Freude an ihren Kindern? Denn Vorteile gibt es einige.
    Zentral für die Kinderfreiheit und für viele ausschlaggebend ist die Ungebundenheit, der Platz für Spontaneität, die Freiheit, unabhängig über seine Zeit, seine Energie und sein Geld verfügen zu können. Für viele Frauen bedeutet dies auch, niemals wegen eines Kindes in wirtschaftliche Abhängigkeit von einem Mann zu geraten und niemals eine unglückliche Beziehung »den Kindern zuliebe« aufrechterhalten zu müssen.
    Ein weiterer Umstand, den viele Kinderfreie als großen Vorteil ihres Lebensstils ansehen, ist die Möglichkeit, auf Dauer eine intensive Paarbeziehung zu leben. Aufmerksamkeit, Zeit und emotionale Energie können dem Partner gewidmet werden und werden nicht auf ein Kind umgelenkt; der Partner bleibt die »Nummer 1«, bleibt Liebesobjekt und Objekt sexueller Begierde, anstatt nur noch ausschließlich oder überwiegend in der Rolle als Mutter bzw. Vater wahrgenommen zu werden. Das Sexleben ist besser, das Paar unternimmt mehr gemeinsam, spricht mehr miteinander und hat eine größere Bandbreite an Gesprächsthemen. Auch eine größere Geschlechtergleichheit innerhalb der Beziehung und weniger Konfliktstoff sind nicht zu unterschätzende Vorteile einer kinderfreien Beziehung. Gestützt wird dies übrigens durch zahlreiche Studien. Daniel Gilbert, Psychologieprofessor an der Universität Harvard, wertete für sein Buch Stumbling on Happiness zahlreiche Untersuchungen zum Thema Glück aus den USA und Europa aus. Das Ergebnis: Kinder verschlechtern die Zufriedenheit mit der Paarbeziehung deutlich. Den absoluten Tiefpunkt erreicht das Glücksgefühl der Eltern kurz nach der Geburt für die ersten zwei Lebensjahre des Kindes sowie (wenig verwunderlich) während seiner Teenagerphase. Erst wenn das Kind das Elternhaus verlassen hat, erreicht die Zufriedenheit des Paares wieder das gleiche Niveau wie vor der Geburt. Viele Menschen, so Gilbert, verspüren bei der Beschäftigung mit ihren Kindern kein stärkeres Glücksgefühl als bei der Erledigung von Hausarbeit. Und Wirtschaftswissenschaftler, die anhand verschiedener Variablen Modelle entwickelt haben, um die allgemeine Lebenszufriedenheit von Menschen zu messen, kommen regelmäßig zu dem Ergebnis, dass Kinder nur eine geringe Auswirkung auf das Lebensglück haben – eine geringe negative Auswirkung, wohlgemerkt. 132
› Hinweis
    Ein anderer Vorzug der Kinderfreiheit besteht in der schlichten Tatsache, dass diese Lebensform nicht notwendigerweise mit Einschränkung und Verzicht verbunden ist, was den Umgang mit Kindern anbelangt. Wer es genießt, Zeit mit Kindern zu verbringen, kann das auf mannigfaltige Weise tun: durch Freizeitaktivitäten mit den Kindern von Freunden, Verwandten und Nachbarn, durch ehrenamtliche Arbeit mit Kindern, durch Patenschaften oder im Beruf, etwa als Lehrer oder Erzieher. Elternschaft ist dafür nicht nötig.
    Und nicht zu vergessen: der immense ökologische Beitrag, den jeder Einzelne allein dadurch leisten kann, dass er kein Kind in die Welt setzt. Die Journalistin Lisa Hymas untermauert diesen Aspekt eindrucksvoll in ihrem Manifest Say it loud: I’m childfree and I’m proud . 133
› Hinweis
Für die zunehmende Gruppe von Menschen, bei denen das Bewusstsein für die Zusammenhänge zwischen Bevölkerungszahl, Umweltzerstörung und Klimawandel ein wichtiges (zusätzliches) Motiv für ihre Kinderfreiheit darstellt, hat sie den Begriff Ginks geprägt: Green Inclinations, No Kids .
    Doch seien wir ehrlich. Wenn sich an der abwertenden Beurteilung der Kinderfreiheit etwas ändern soll, müssen vor allem zwei Pauschalurteile über Kinderfreie aus den Köpfen verschwinden, weil sie nicht nur für viele verletzend sind, sondern auch, weil sie zentraler Bestandteil der negativen gesellschaftlichen Sicht auf Kinderfreie sind. Das ist zum einen der Vorwurf des Kinderhasses. Das ist eines der am häufigsten geäußerten Vorurteile gegen Kinderfreie, basierend auf der Vorstellung: Wenn man etwas nicht haben will, dann muss man es hassen. Nach der gleichen Logik müsste jeder, der keinen eigenen Hund/keine Katze etc. haben will, Hunde bzw. Katzen hassen. In Wahrheit gibt es natürlich viele Kinderfreie, die Kinder ausgesprochen gern haben, manchmal sogar beruflich mit ihnen arbeiten. Andere verspüren weder besondere Zuneigung noch Abneigung,
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