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Kinderfrei

Kinderfrei

Titel: Kinderfrei
Autoren: Nicole Huber
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EU-Staaten ihre CO2-Emissionen bis 2050 um 80–90% gegenüber dem Emissionsniveau von 1990 reduzieren müssen.
    Eine ältere Bevölkerung ist also nichts Negatives für eine Gesellschaft, und die damit eventuell verbundenen Probleme wie höhere Kosten können in einem verhältnismäßig reichen Land wie der Bundesrepublik mühelos bewältigt werden. Es ist also höchste Zeit für ein Umdenken in punkto Fortpflanzung. Anstatt wie bisher zu fordern, dass wir uns wieder stärker vermehren und so alle Probleme langfristig nur noch verschärfen, sollten die niedrigen Geburtenraten endlich als das begriffen werden, was sie sind: ein Segen für Deutschland.

Deutschland muss Vorbild sein
    Thorsten, 40, lebt in einem 2000-Seelen-Dorf in Schleswig-Holstein. Er arbeitet als Tischler in einem kleinen Betrieb und ist Single.

    Ein ganz wichtiges Thema ist für mich die Überbevölkerung und die damit verbundene Umweltzerstörung. Deutschland ist eines der Länder mit dem höchsten Energieverbrauch. Weniger Einwohner bedeuten weniger Heizungen, weniger Autos, usw. Deutschland ist außerdem so produktiv, dass wir nicht nur uns, sondern auch noch die halbe Welt (Exportweltmeister) versorgen können und dabei sogar noch mehrere Millionen Menschen nicht beschäftigen. Jeder sollte ein Recht auf eine Arbeit haben, die ihn zufriedenstellt und ausreichend versorgt. Das ist nur möglich, wenn die Bevölkerungszahl stärker abnimmt als die Produktivität zunimmt.
    Wegen seiner historischen Verantwortung sollte Deutschland in einem vernünftigen Umfang weiterhin für Flüchtlinge offen sein. Diese Zuwanderung muss bei der Bevölkerungsplanung von vorneherein mit eingerechnet werden. Es ist in meinen Augen humaner, dass die Deutschen auf Kinder verzichten, als wenn wir Flüchtlinge aus Kriegs- oder Krisengebieten abweisen müssten. Zur Zeit müssten wir das eigentlich tun, weil wir schon der derzeitigen Bevölkerung zu wenig Zukunftsaussichten bieten können.
    Die Familienförderung sehe ich kritisch. Natürlich müssen die Kinder, die jetzt vorhanden sind, vernünftig versorgt werden, von daher finde ich es auch in Ordnung, dass Singles mehr Steuern zahlen, weil ein Ein-Personen-Haushalt weniger Kosten hat. Aber das darf nicht dazu führen, dass weiterhin unkontrolliert Kinder in die Welt gesetzt werden, deshalb sollte die Familienförderung irgendwann abgeschafft werden und (nach rechtzeitiger Ankündigung) nur für Kinder weitergezahlt werden, die vor einem bestimmten Termin geboren sind. Was Familienpolitik/Bildungspolitik allgemein betrifft: An der Förderung und Ausbildung von Kindern darf nicht gespart werden. So etwas darf, wie z. B. auch die medizinische Versorgung, Umweltschutz usw., nicht materiellen Interessen untergeordnet werden.
    Bei uns im Betrieb ist meine Kinderfreiheit ziemlich nützlich. Ich brauche zum Beispiel keinen Urlaub in den Schulferien und mache in dieser Zeit die Vertretung für meinen Chef. Das hat sich seit Jahren zum Vorteil aller Beteiligten bewährt.
    Meine Ex-Freundin hatte genau wie ich keinen Kinderwunsch. Sie mochte Kinder aber gerne und wollte immer Tante werden. Den Wunsch hat ihr Bruder ihr dann auch erfüllt. Unsere Trennung hatte also nichts mit der Kinderfrage zu tun, wir haben uns im Laufe der Zeit einfach wegen der Entfernung (ca. 250 km) friedlich auseinandergelebt und irgendwann ist der Kontakt abgebrochen.
    Ich habe mir aber auch schon die Frage gestellt: Was würde ich machen, wenn meine Partnerin unbedingt ein Kind haben wollte? Vermutlich würde ich einer Adoption zustimmen. Ich persönlich habe zwar kein Bedürfnis nach Kindern, aber sehe es auch als eine sinnvolle Aufgabe an, einem oder mehreren Kindern ein gutes Zuhause und eine vernünftige Erziehung zu geben. Von daher würde ich voll und ganz hinter dieser gemeinsamen Entscheidung zur Adoption stehen. Ich wäre allerdings keiner Frau zuliebe bereit, die Menschheit weiter unnötig zu vermehren.

11 Qualität statt Quantität
    Die dringende Notwendigkeit einer kleineren Bevölkerung weltweit und in Deutschland ist offensichtlich. Höchste Zeit also, dass sich die geistige Einstellung der Deutschen in Sachen Familienpolitik ändert und der in Deutschland vorherrschende und staatlich geförderte Pronatalismus überwunden wird. Hierzu bedarf es sowohl eines gesellschaftlichen Bewusstseinswandels als auch einer Veränderung der Politik. Diese beiden Faktoren lassen sich nicht unabhängig voneinander betrachten, sondern beeinflussen
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