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Kinder des Sturms

Kinder des Sturms

Titel: Kinder des Sturms
Autoren: Roberts Nora
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und Geduld verdient.
    Er hatte ihrer Nichte auf die Welt geholfen, und dafür wäre sie ihm bis an ihr Lebensende etwas schuldig. Er hatte seinem Theater einen Namen gegeben, auf den er durch sie gekommen war. Dies war eine Ehre, die sie nicht dadurch schmälern wollte, dass sie ihn, wenn es ihm schlecht ging, böse anfuhr.
    Also holte sie tief Luft und beschloss, ihn stattdessen noch ein bisschen zu verwöhnen.
    »Ich sage dir, was du jetzt brauchst, ist ein ordentliches Frühstück. Und deinen geliebten Kaffee. Also werde ich die Rolle der liebenden Mutter übernehmen und es für dich machen.«
    Sie machte sich auf den Rückweg in die Küche, als sie plötzlich stehen blieb und sich kopfschüttelnd zu ihm umdrehte. »Himmel, wo habe ich nur meine Gedanken? Deine Mutter hat gestern Abend im Pub angerufen.«
    »Wer? Meine Mutter?«
    »Als du gerade draußen warst, um den Duffys ein Abschiedslied zu singen. Shawn hat mit ihr gesprochen, und sie hat ihn gebeten, dir etwas von ihr auszurichten.«

    Er sprang auf die Füße. »Ist etwas passiert?«
    »Nein, nein. Shawn meinte, sie hätte gut gelaunt geklungen und uns allen zur Geburt von Ailish gratuliert. Auf alle Fälle hat sie ihn darum gebeten, dir auszurichten, dass es vollkommen normal ist und dass sie sich für dich freut. Du sollst sie heute zurückrufen und ihr alles ganz genau erzählen.«
    »Was ist vollkommen normal? Weshalb freut sie sich für mich?«
    »Keine Ahnung.« Darcy marschierte in die Küche und sprach von dort aus weiter.
    »Ich habe keine Ahnung, was sie –« Plötzlich brach er ab und umklammerte Hilfe suchend die Rücklehne eines Stuhls.
    Ich bin in sie verliebt. Ist es normal, dass ich mir deshalb vorkomme wie der größte Idiot ?
    Aber er hatte die E-Mail gar nicht abgeschickt. Er hatte diese beiden Sätze löschen wollen, als der Strom ausgefallen und der Laptop abgestürzt war. Er hatte niemals auf Absenden gedrückt. Es war völlig unmöglich, dass sie eine Nachricht von ihm erhalten hatte, die er nie abgeschickt hatte.
    Er fuhr sich mit den Händen übers Gesicht. Hatte er nicht längst gelernt, dass das Unmögliche hier beinahe normal war?
    Und was jetzt? Seine Mutter freute sich darüber, dass er sich vorkam wie der größte Idiot. Das war gut, dachte er und stapfte rastlos durch das Zimmer, denn schließlich nahm dieses Gefühl von Minute zu Minute immer mehr zu.
    Die Frau, die augenblicklich Frühstück für ihn machte, machte ihn zum Gockel. Schwach, unvernünftig, dumm. Und ein Teil von ihm war froh über das Wissen, dass es tatsächlich möglich war, dass ihn die Liebe zum Trottel werden ließ. Was ihn zutiefst erschreckte.
    Er blieb stehen, starrte auf das Gemälde von der Meerjungfrau und rang erbost nach Luft. In wen war er überhaupt verliebt? Wer, zum Teufel, war sie? Inwiefern war sie die todbringende
Sirene und inwiefern die liebevolle Partnerin, die ihn, wenn er einen Kater hatte, zärtlich pflegte? Vielleicht war alles nur ein fauler Zauber, der ihn der Kontrolle über seine Empfindungen beraubte, um jemand anderen – irgendjemand anderen – zu befriedigen.
    Vielleicht konnte sie es ihm ja sagen?
    Duachais . Die Verlockung eines Ortes, dachte er und verzog grimmig das Gesicht. Darcy kannte die Verlockung dieses Ortes. Gwen waren Juwelen angeboten worden, von der Sonne, vom Mond und aus dem Meer. Sie hatte sie nicht genommen. Was aber hatte Darcy ihm auf seine Frage hin erklärt, ob sie ihren Stolz für Schmuck verkaufen würde?
    Dass sie einen Weg fände, um beides zu behalten.
    Was ganz sicher stimmte.
    Sie hatte auch dieses Gemälde behalten, oder etwa nicht? Hatte es behalten, sodass es noch an ihrer Wand hing, lange, nachdem sie dem Künstler die Tür gewiesen hatte.
    »Ich habe keine Würstchen und keinen Speck hier oben«, sagte Darcy, als sie ins Wohnzimmer zurückkam. »Also werde ich kurz runtergehen und etwas aus der Küche klauen. Möchtest du lieber Würstchen, lieber Speck oder vielleicht beides?«
    »Hast du mit ihm geschlafen?« Ehe er sich eines Besseren besinnen konnte, hing die Frage bereits zwischen ihnen in der Luft.
    »Was?«
    »Mit dem Künstler, der das Bild gemalt hat.« Konfrontiert mit seiner eigenen sinnlosen Empörung, fuhr er zu ihr herum. »Hast du mit ihm geschlafen?«
    Sie brauchte einen Moment, um trotz des wilden Pochens ihres Herzens wieder klar zu denken. »Du stellst meine Geduld auf eine harte Probe, Trevor, und ich bin sowieso nicht dafür bekannt, besonders langmütig zu sein.
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