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Kinder des Sturms

Kinder des Sturms

Titel: Kinder des Sturms
Autoren: Roberts Nora
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schlief.
    Er hatte sich gehorsam in ihr Bett gelegt und sich dadurch, dass er sofort in einen komatösen Schlaf gesunken war, die sichere Blamage erspart.
    Doch jetzt war er wieder wach, hatte ungefähr den halben Sandstrand der Bucht von Ardmore auf der Zunge, und in seinem Schädel führte irgendeine wilde Horde einen Stepptanz auf.
    Er blieb reglos liegen und hoffte, dass er vielleicht nochmals die Besinnung verlöre und auf diese Weise die Peinlichkeit seines Verhaltens abermals vergaß.
    Als sich dieser Wunsch leider nicht erfüllte, stellte er sich vor, wie wunderbar es wäre, einfach den Kopf abzusägen und auf die Seite zu legen, damit er genesen könnte, während der Rest von seinem Körper noch ein wenig schlief. Doch um das zu tun, bräuchte er eine verdammte Säge, oder etwa nicht?
    Er kam zu dem Schluss, dass die Einnahme eines Eimers
voller Aspirin vielleicht vernünftiger wäre, und hob mühselig den Kopf. Jeder Millimeter, den er sich bewegte, war die reinste Qual, doch er unterdrückte heldenhaft ein Stöhnen und schob sich mühsam weiter, bis er schließlich halbwegs aufrecht auf dem Rand des Bettes saß.
    Mit blutunterlaufenen Augen starrte er auf die Leuchtzeiger des Weckers. Drei Uhr fünfundvierzig. Tja, es wurde immer besser. Vorsichtig drehte er den Kopf und sah, dass Darcy friedlich schlief.
    Bitterkeit mischte sich mit dem Geschmack des Sandes. Wie konnte das Weibsbild einfach schlafen, während ein Mann neben ihr starb? Hatte sie kein Mitleid, keine Sensibilität? Hatte sie etwa keinen Kater? Am liebsten hätte er sie wachgerüttelt, damit er in seinem Elend nicht länger allein war.
    Stattdessen stand er auf und knirschte mit den Zähnen, als sich das Zimmer unangenehm um ihn zu drehen begann. Sein Magen schloss sich seinen anderen rebellierenden Körperteilen an und machte einen Satz.
    Nie wieder, schwor er sich. Nie wieder würde er sich derart hoffnungslos betrinken. Selbst wenn er inmitten eines Tornados bei der Geburt von Drillingen half. Der Gedanke weckte in ihm den Wunsch zu lächeln, denn das Wunder, ein derart kleines Lebewesen in den Händen gehalten zu haben, rief trotz seines körperlichen Elends warme Freude in ihm wach. Doch alles, was er auf dem beschwerlichen Weg ins Bad zustande brachte, war eine schmerzliche Grimasse.
    Ohne nachzudenken, drehte er das Licht an und hörte ein leises Jaulen, das seinem wunden Hals entfuhr. Blind schlug er auf den Schalter und hätte vor lauter Dankbarkeit über das erneute segensreiche Dunkel beinahe gewinselt.
    Stattdessen lehnte er sich vollkommen ermattet an die Wand und holte langsam Luft.
    »Trevor?«, fragte Darcy leise und legte vorsichtig eine Hand auf seinen Arm. »Ist alles in Ordnung?«

    »Danke. Es geht mir hervorragend. Und selbst?« Seine Kehle wirkte wie mit grobem Sandpapier belegt.
    »Armer Liebling. Tja, wenn du nach der letzten Nacht keinen Kater hättest, wärst du kein Mensch. Also komm, leg dich schön brav wieder hin, und lass dich von Darcy verarzten.«
    Perverserweise rief die Tatsache, dass sie endlich wach und bereit war, ihn zu pflegen, statt Freude Ärger in ihm wach. »Du und deine Horde von Sadisten, ihr habt mich bereits mehr als ausreichend verarztet.«
    »Oh, wir haben uns wirklich nicht anständig benommen. Ich kann dir gar nicht sagen, wie sehr ich mich für uns schäme.«
    Gern hätte er sie böse angesehen, doch dazu taten ihm die Augen viel zu weh. »Machst du dich etwa über mich lustig?«
    »Natürlich.« Sie zog ihn am Arm zurück in Richtung Bett. »Aber das ist im Augenblick nicht weiter wichtig. So, hier entlang, genau, und jetzt setzt du dich einfach hin.«
    Sie machte ihre Sache eindeutig zu gut. Wie viele betrunkene Männer hatte sie bereits derart liebevoll gepflegt? Es war ein gehässiger, unwürdiger Gedanke, doch konnte er ganz einfach nichts dagegen tun.
    »Du scheinst ja einige Übung mit Betrunkenen zu haben.«
    Etwas an dem Ton, in dem er sprach, rief Ärger in ihr wach, doch da es ihm so schlecht ging, tat sie die Bemerkung mit einem Schulterzucken ab. »Man kann wohl kaum einen Pub führen, ohne dass man hin und wieder jemanden verarzten muss, der zu tief ins Glas geschaut hat. Du brauchst ein gutes Gegenmittel, das ist alles.«
    »Falls du dir einbildest, du könntest mir auch nur einen Tropfen Whiskey einflößen, dann bist du eindeutig verrückt.«
    »Nein, nein, ich habe etwas viel Besseres. Bleib einfach ganz ruhig sitzen.« Sanft und effizient wie eine Krankenschwester
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