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[kinder] Allein unter Superhelden

[kinder] Allein unter Superhelden

Titel: [kinder] Allein unter Superhelden
Autoren: Heiko Wolz
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ehemaligen Kindergartenfreunds rausgekommen ist.
    Ich habe mir noch nie etwas gebrochen, aber wenn ichjetzt vor der Wahl stünde – schwer wäre die Entscheidung nicht.
    Plopp!
    »Bist du in Ordnung, Leon?«
    Nein, bestimmt nicht. Mir tut alles weh. Aber das gebe ich nicht zu. Große Schwestern haben nämlich ein fotografisches Gedächtnis für Situationen, mit denen sie einen bei passender Gelegenheit lächerlich machen können.
    Ich kämpfe mich aus dem Schleim und schüttle mich, aber eher werde ich bei diesem bescheuerten Test als Klassenbester ausgezeichnet, als dass ich jetzt den Glibber loswerde. Das Zeug hängt sogar in meiner Unterhose! Und bevor Laura das checkt und später überall herumposaunt, latsche ich los.
    Meine Schwester schlendert hinterher und summt vergnügt.
    Schön, dass wenigstens sie ihren Spaß hat.
    Dr. Schröder schaut gerade nicht her und ich umrunde den Wassergraben. Anders als jetzt sähe ich auch nicht aus, wenn ich durchwaten würde.
    Ich passiere als Letzter die Ziellinie. Marvin, der Wichtigtuer, gähnt laut. Seine Kumpels lachen. Der Test ist beendet und wir dürfen in die Pause abhauen. Laura ploppt fort, mir tropft der Rest Schleim aus den Hosenbeinen und ich folge den anderen zur großen Kostümparty in die Cafeteria.
    Ich zwänge mich an den Libellen-Zwillingen vorbei, stolpere fast über das Chamäleon und quetsche mich bis zur Salattheke durch.
    »Leon!« Knödel-Marvin wieder. Seine Kringelhaare stellen sich hoch. »Die neusten Meldungen«, macht er einen auf Nachrichtensprecher. »Leon Klopp ist ein Betrüger. Er hat geschummelt und den Wassergraben ausgelassen, wie der fantastische Marvin Möller bezeugen kann.«
    Die anderen Verkleideten treten zurück und bilden eine Gasse.
    Sind wir in einem Western und Marvin und ich duellieren uns gleich, oder was? Kann man das nicht mit vernünftigen Argumenten regeln, wie es sich gehört?
    Mit Duellen habe ich es nämlich nicht so. Da ist man für alle Zeiten unten durch, wenn man sich vor einem Kampf drückt.
    Ich weiß das, weil Paul im Sportunterricht einmal Michael Mannfeld einen Ball an den Kopf geworfen hat. Michael hat ihm daraufhin eine reinhauen wollen, aber Paul ist fröhlich an ihm vorbeigehüpft, weil er geglaubt hat, endlich eine der Dosen getroffen zu haben, auf die wir zielen sollten. Danach hat Michael erzählt, dass Paul ein Mädchen sei und Schiss vor Prügel habe.
    »Warum sind meine Klamotten dann pitschnass?«, frage ich.
    Das mit der Schleimpfütze kann Marvin unmöglich gesehenhaben. Und Erwin lassen sie nicht in die Cafeteria. Auch in einer Schule wie dieser gibt es Hygiene-Vorschriften. Keine Gefahr also, dass er die Sache aufklärt.
    Marvin schaut mich unsicher an. Er hat wohl nicht mit Gegenwehr gerechnet. Das muss ich ausnutzen!
    Ich gehe zu ihm rüber und bohre ihm den Zeigefinger in die Brust. Ziemlich cool fühlt sich das an und ich versuche, so lässig zu klingen wie ein Sheriff, der es dem Banditen zeigt: »Wie bist du eigentlich an den Schlangen vorbeigekommen, Freundchen? Ich habe dich da oben nicht gesehen.«
    »Natürlich nicht. Ich war kilometerweit vor dir!«
    »Aha!«
    »Was, aha?«
    »Wenn dein Vorsprung sooo groß war, wie du behauptest, kannst du mich gar nicht beim Schummeln gesehen haben. Und wenn doch, dann warst du nicht sooo weit vorn. Bei irgendwas lügst du auf jeden Fall.«
    Marvins Augen werden zu Schlitzen. Seine Haut bekommt einen ordentlichen Rotstich und seine Lippen beben.
    Ich stopfe mir die Hände in die Hosentaschen und drehe mich um, als ginge mich die ganze Sache nichts mehr an. Ich kriege es sogar hin, Alle meine Entchen zu trällern, um mich lässig zu verabschieden.

    Hinter mir schmatzt es und ich spüre einen Schlag an der Schulter.
    Marvin hat mich geschubst.
    Mit seiner Zunge.
    Wie soll man denn auf so was reagieren?!
    Marvin öffnet wieder den Mund, seine Zunge ballt sich zusammen und – um mich herum strahlt alles hell auf.
    Mir wird ganz warm im Rücken.
    Marvin nimmt die Hände vors Gesicht und taumelt durch die Cafeteria. Er prallt gegen The Rock, der genauso geblendet herumtappst. Die beiden halten sich aneinander fest und krachen beinahe in den Geschirrwagen, und weil ihnen alle zuschauen, mache ich mich vom Acker.
    He, ich wäre ja zu einer ordentlichen Keilerei bereit gewesen! Aber wenn Marvin lieber Tango tanzt, bitte schön. Seine Sache. Da mische ich mich nicht ein.
    Hinter mir steht Solar. Ihr Gesicht glüht noch und ich verstehe, was gerade
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