Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
[kinder] Allein unter Superhelden

[kinder] Allein unter Superhelden

Titel: [kinder] Allein unter Superhelden
Autoren: Heiko Wolz
Vom Netzwerk:
Schröder verpasst mir einen leichten Stoß. Ich stolpere zum zweiten Tisch links.

    Solar rückt zur Seite.
    Ich schlucke und setze mich.
    Ich sitze.
    Neben einem Mädchen.
    Fünf Jahre lang war Paul mein Banknachbar. Und jetzt das.
    Ein Mädchen. Wie soll ich das Paul erklären?!
    »So.« Dr. Schröder klatscht in die Hände. »Es ist Zeit, herauszufinden, was ihr könnt. Auf in den Park, dort wartet ein Test.«
    Ein Test? Am ersten Tag?
    »Ich gehe davon aus, dass ein paar Hindernisse, ein halbes Dutzend Giftschlangen und ein Wassergraben keine Probleme für richtige Superhelden darstellen?«
    Ich sinke auf meinem Stuhl zusammen.
    Das kann nicht sein Ernst sein, oder?!?

Das Duell
    Ich hangle an einem Seil einen Turm hinauf. Zumindest versuche ich es. Aber mal ehrlich: An wie vielen Häusern baumelt außen ein Seil? Und wie viele haben einen Fahrstuhl?
    Eine Million zu null für die Fahrstühle, würde ich sagen. Sollte ich wirklich einmal einen Verbrecher einen Wolkenkratzer hochjagen müssen, weiß ich, wo ich zuerst nachsehen werde.
    Trotzdem hänge ich auf halber Höhe an der Schule und kriege Marvins Grinsen nicht aus dem Kopf, wie er mit seinen Saugnapffingern an mir vorbeizieht.
    Jetzt bin ich das Schlusslicht und ...
    »Aus dem Weg, Leon! Platz da, ich komme!« Zwei Stielaugen schieben sich neben mich. Erwin Schlugg schließt kriechend auf. Unter ihm glänzt eine breite Schleimspur an der Wand. Obwohl Erwin nicht gerade das Mördertempo vorlegt, muss ich mich anstrengen, ihm auf den Fersen zu bleiben. Oder dem, was er stattdessen hat. Keine Ahnung.
    Im Bericht über den ersten Schultag macht es sich nichtunbedingt gut, wenn man sagt: Alles spitze so weit. Nur in Sport hat mich eine Schnecke mal eben locker in die Tasche gesteckt.
    Ich erinnere mich aber auch daran, wie meine Hände Pauls unsichtbaren Draht losgelassen haben. Und weil sie jetzt schon wieder brennen wie blöd, konzentriere ich mich darauf, dass sie das diesmal nicht machen.
    Bis ich oben bin, rutscht Erwin auf der anderen Seite nach unten. Jetzt bin ich wirklich Letzter. Und es ist mir pupsegal. Ich muss verschnaufen.
    Von dem kleinen Türmchen, auf das Dr. Schröder uns gejagt hat, sehe ich den umgestalteten Park. Es gibt Holzwände, über die man klettern muss, und einen Wassergraben, den die meisten meiner Klassenkameraden schon durchquert haben. Nur die Libellen-Zwillinge steuern ihn immer wieder an und schwirren darüber hinweg. The Rock, den Dr. Schröder als Aufpasser für die beiden bestimmt hat, gefällt das gar nicht. Er treibt sie vergeblich an. Ins Wasser traut er sich aber auch nicht.
    Auch für mich hätte Dr. Schröder jemand anders auswählen können als ausgerechnet ...
    »Mann, Leon. Das ist megapeinlich, mit dir unterwegs zu sein!«
    Wenn ich nach oben hätte ploppen können wie Laura, würde ich auch entspannt am Geländer lehnen! Und wennLaura ihre Augen noch weiter verdreht, bleiben sie hängen und sie sieht weniger als Paul.
    Laura wird stocksteif. »Gefahr, Leon. Etwas stimmt hier nicht.«
    Wenigstens Lauras Supersinne schnallen, dass ich total fehl am Platz bin. Was soll denn sonst falsch sein?
    Es zischelt.
    Ich schaue auf meine Füße.
    Vier Schlangen streiten darum, wer mir zuerst in den großen Zeh beißen darf.
    Wo sind die denn auf einmal hergekommen?! Egal. Zum Glück sind sie so damit beschäftigt, sich gegenseitig anzugiften, dass ich vorsichtig rückwärtsschleichen kann.
    »Leon? Dir ist klar, dass es hinter dir ...?«
    Typisch Schwestern. Erst behandeln sie dich tagelang wie Luft, weil du ihrer Meinung nach schuld bist, dass sie auch die Schule wechseln mussten, dann bombardieren sie dich mit blöden Andeutungen.
    Sieht Laura nicht, dass ich mich voll konzentrieren muss?!
    Schlangen können ziemlich sauer werden, wenn man ihnen aus Versehen ins Gesicht trampelt.
    Ich will meinen Fuß aufsetzen und trete ins Leere, und wie ich so das Gleichgewicht verliere, weiß ich, was Laura gemeint hat.
    Runter geht es.
    Hinter mir.
    So weit, dass ich mir während des Sturzes ausmale, wie ich aufschlage und mir alle Knochen breche.
    Auf den letzten Metern mache ich die Augen zu.
    Und sehe deshalb nicht den Schleim, der nach Erwins Kletterei von der Wand getropft ist und sich am Fuß des Turms zu einer riesigen Pfütze gesammelt hat.

    Es ist eine Sache, von einer Badewanne voller Wackelpudding zu träumen, und eine andere, in eine lauwarme, wabbelige Soße zu tauchen, die irgendwie irgendwo aus dem Körper eines
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher