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Kind des Grals

Kind des Grals

Titel: Kind des Grals
Autoren: Vampira VA
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durch ihre Hand gestorben war!
    »Es ist dennoch sinnlos - und ich weigere mich, mein Einverständnis zu geben für das, was du verlangst. Ich sagte es schon einmal, und ich stehe dazu: Hände weg von den Kindern!«
    Anum schürzte die Lippen. Er hatte Augen von wechselnder Tönung. Je nach Lichteinfall schimmerten sie mal aschgrau, mal tintenschwarz. Im Moment und hier, umgeben von einer Dunkelheit, die nicht so vollkommen war, daß sie vampirischen Sinnen nicht genügt hätte, glommen sie sogar rötlich, als hätte Magie ein Licht im Schädel des Mächtigen entzündet.
    Lilith wußte, daß er sie ebenso leidenschaftlich taxierte wie sie ihn.
    Sie konnte nicht verbergen, was sie für ihn empfand - und wahrscheinlich würde sie dies einmal geradewegs in den Untergang führen.
    Sie stand einem Feind gegenüber, einem Erzfeind, aber das war nur die eine Seite der Medaille! Wie es hatte geschehen könne, wußte sie bis heute nicht. Aber es war passiert. Sie konnte - und wollte -sich ein Leben ohne ihn nicht mehr vorstellen. Und sie sehnte den Tag herbei, da sie die Gefühle, die Anum in ihr wachrief, ins innere Gleichgewicht bringen würde. Daß sie nicht länger hin und her gerissen und zerrieben wurde zwischen besserem Wissen und tiefstem Wollen.
    Die EWIGE CHRONIK hatte ihr verraten, warum sie als Tochter einer Vampirin und eines Menschen zur Welt gekommen war. Wer diese einmalige Verbindung gefügt hatte. Und sie hatte weiter erfahren, daß es ihre Bestimmung gewesen war, das Ende vampirischer Herrschaft auf Erden einzuläuten. Sämtliche Blutsauger zu hassen und zu vernichten, wo immer sie ihnen begegnete.
    Die CHRONIK ersetzte nicht die Erinnerung, die sie offenbar auf Satans Wirken hin verloren hatte. Aber sie hatte geholfen, den völligen Identitätsverlust zu lindern, den sie erlitten hatte.
    Und seit kurzem gab es noch eine zweite Quelle, aus der Lilith schöpfen konnte: Am Eingang zum Korridor der Zeit war ein fremdes Bewußtsein in sie eingefahren. Zum selben Zeitpunkt, als sie Anum begegnet war, hatte sie sich auch mit einer Seele aus ihrer eigenen Vergangenheit konfrontiert gesehen: mit Beth MacKinsey, die zwei Jahre ihres Lebens mit ihr geteilt und dafür mit ihrem Leben gebüßt hatte .
    Beth ist unwiederbringlich tot, dachte sie beklommen. Sie ist in mir gestorben. Aber sie hat mir einen Schatz hinterlassen, der mir mehr wert ist als alles, was die CHRONIK mir vermitteln konnte!
    So war es tatsächlich. Im Moment ihres endgültigen Dahinscheidens hatte Beth ihre ganze Erinnerung auf Lilith abgeladen. Auch die Erinnerung an das lange zweite Leben, das sie von 1618 bis 1705 geführt hatte, nachdem sie durch eines der Tore des Zeitkorridors ins ferne Gestern geschleudert worden war. Als pure Seele. Denn Beth' wahrhaftigen Körper hatte Lilith auf dem Gewissen.
    Ich habe meine beste und einzige Freundin umgebracht, dachte sie bedrückt. Und dann bin ich zum Ende des Korridors aufgebrochen - zum Anfang der Zeit.
    Ob sie ihn je erreicht hatte, konnte sie weder der CHRONIK noch der Erinnerung entnehmen, die Beth ihr aufgeladen hatte. Aber Beth hatte ihr Wichtigeres vermacht: Die Erinnerung an die gemeinsamen zwei Jahre. Das war es, was Lilith sicher machte, kein Monster zu sein. Kein Ungeheuer, das Menschenblut um jeden Preis trank!
    Und Anum? Kannte er gar keine Grenzen?
    Was wußte sie über ihn? Nicht viel mehr, als die CHRONIK über ihn verraten hatte.
    Aber umgekehrt ist es dasselbe, dachte sie. Auch alles, was er über mich weiß, entstammt der Schrift aus Blut und Seelen. Er hat sie ebenfalls gelesen, komplett...
    »Du verteidigst Geschöpfe, die du gar nicht kennst. Die dir in keiner Weise nahestehen«, sagte Anum.
    »Bist du wirklich so kalt und gefühllos, daß du bereit wärst, über die Leben von Kindern hinwegzugehen?«
    »Das tat ich tausend Jahre lang«, erinnerte Anum sie daran, daß er als Hüter des Lilienkelchs von Ort zu Ort, von Sippe zu Sippe gereist war und die Nachkommenschaft der Vampire gesichert hatte.
    Die Alte Rasse.
    Ich bin ihm nicht gewachsen, dachte Lilith. Er sieht sich außerhalb jeder Moral. Er akzeptiert keine Regeln, denen auch er sich unterwerfen müßte -um der Menschlichkeit willen!
    Menschlichkeit? Anum war, anders als die Kelchkinder, nie ein Mensch gewesen. Er war als die personifizierte Macht geboren worden. Von einer Mutter, die zu Gottes ersten Schöpfungen gehört hat-te - und entartet war.
    »Aber du hast sie nicht dauerhaft getötet. Sie tranken Blut aus dem
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