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Kind des Grals

Kind des Grals

Titel: Kind des Grals
Autoren: Vampira VA
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riß Chiyodas Bewußtsein förmlich mit sich, als wäre es von einem unwiderstehlichen Sog erfaßt worden.
    Er wehrte sich, stemmte sich gegen dieses unsägliche Gefühl.
    Der Verstand streikte noch immer.
    Freund war immer noch Feind.
    Aber der Feind wehrte und widersetzte sich - mit Mitteln, die den Werwolf bis ins Mark entsetzten.
    Mit einer Magie, die er kannte, erkannte, und die ihn vollkommen paralysierte. Die sich über seinen Geist stülpte wie ein schwarzes Tuch.
    Und jede Regung, jede Wahrnehmung erstickte .
    *
    »Schnell! Komm!«
    »Aber .«
    »Kein Aber! Wir müssen weg hier - bevor er wieder zu sich kommt!«
    Hidden Moon starrte auf das Monster, halb Mann, halb Wolf, zu dem ausgerechnet derjenige mutiert war, der in der Abgeschiedenheit dieses Tales anderen Werwölfen beizubringen versuchte, wie sie ihrem allmonatlichen Drang zu töten widerstehen konnten.
    Nun war Chiyoda selbst - vor ihren Augen und mitten im Gespräch - zu dem Ungeheuer geworden, das er in sich besiegt zu haben glaubte. Und das Beängstigendste daran war .
    »Wir haben noch nicht einmal Vollmond!« Hidden Moon ballte die Fäuste. Erstaunlicherweise war der grelle Schmerz, mit dem die Kralle des Werwolfs in seinen Nacken eingedrungen war, einer sehr viel leichter erträglichen Taubheit gewichen. »Verstehst du das?«
    Sein Ziehvater Makootemane hatte die Tür erreicht und aufgerissen.
    »Nein!« keuchte er. Sein Blick zuckte nur einen winzigen Moment zu dem verkrümmt am Boden liegenden Wolfsmann, dann wieder zu Hidden Moon. »Aber es hat nicht nur ihn erwischt. Hör nur, draußen. Dieses Heulen. Dieses Knurren ...«
    Hidden Moon verstand, was das ehemalige Oberhaupt der Arapa-ho-Vampire meinte. Er fing die animalischen Laute ebenfalls auf, die von draußen hereinwehten. Töne, die nur einen Schluß zuließen .
    Die Flanken des zwischen Tisch und Bett zusammengebrochenen Werwolfs begannen zu zittern. Die halb aus dem Maul hängende, überlange und behaarte Zunge krümmte sich, die Lider flatterten.
    »Er erwacht! Wenn du noch lange wartest .« Makootemane tauchte ins Freie.
    Hidden Moon spürte, wie ihm Blut aus dem Gefiederstreifen heraus über die glatte Haut des Rückens rann, schwarzes Blut, und er vergeudete weitere wertvolle Sekunden, indem er wie gebannt zu der verkrümmt daliegenden Gestalt schaute, die ihn unbeschreiblich faszinierte. Mehr noch, als sie ihn abstieß. Erst als sein Blick die Pranke streifte, die nach ihm geschlagen hatte und an der noch dunkles Vampirblut klebte, gelang es ihm, sich loszureißen und mit geschmeidigen Bewegungen Makootemane ins Freie zu folgen.
    Wo ihn eine atemberaubende Szenerie empfing.
    Wohin das Auge blickte, hetzten Gestalten durch den hellen Mittag, die einem Alptraum entsprungen schienen. Bei ihrem Anblick vergaß Hidden Moon, daß auch er mit einem Fluch beladen und aus menschlicher Sicht selbst ein Monstrum war. Was sich hier abspielte - hier innerhalb eines Komplexes von einstöckigen, schlichten Steinbauten, die über gepflasterte Pfade miteinander verbunden waren und in ein blühendes Tal eingebettet lagen - übertraf seine sämtlichen, noch so düsteren Befürchtungen.
    Nicht nur vereinzelt war der unselige Trieb mit Chiyodas Schülern durchgegangen. Ein jeder, der gegenwärtig hier weilte, weil er nicht länger der ohnmächtige Sklave seines verdammenswerten Fluchs sein wollte, schien seine hehren Vorsätze vergessen zu haben!
    So weit das Auge blickte, gab es keine Gestalt mehr zu sehen, die sich ihre Menschlichkeit zumindest äußerlich bewahrt hatte!
    Es gab nur noch . Ungeheuer!
    Wolfsmänner und -frauen, die zähnefletschend wie in der Gefangenschaft wahnsinnig gewordene Raubtiere zwischen den Gebäu-den herumstreiften, dann und wann innehielten, die monströsen Schädel weit nach hinten bogen und . etwas anheulten, was sie durch den grellen Glanz der Sonne hindurch unmöglich sehen, dafür aber ganz zweifellos fühlen konnten.
    Etwas, das sie beherrschte, und gegen das keine einzige der hier gelernten Lektionen zu helfen schien!
    All deine Anstrengungen, all die Zeit, die du für dich und andere geopfert hast, waren letztlich umsonst, dachte Hidden Moon wie im Schock.
    Er besaß selbst eine besondere Beziehung zum bleichen Trabanten der Erde. Bei seiner Kelchtaufe hatte sich der Mond am Himmel in den Kernschatten der Erde geschoben und sein fahles Antlitz verhüllt, als wollte er das, was dem Arapaho-Jungen damals angetan worden war, nicht mitanschauen.
    Die Kraft, die
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