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Kind des Grals

Kind des Grals

Titel: Kind des Grals
Autoren: Vampira VA
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zu.
    Das lebende, veränderliche Kleid auf ihrer Haut reagierte, wollte einen undurchdringlichen Panzer um sie herum bilden und seine Trägerin schützen. Doch im Purpurbad schien es zu gerinnen und sich, halb aus seiner vorherigen Form aufgelöst, zu keiner neuen entschließen zu können. Bizarr flatterte es in einem jenseitigen Wind an Liliths hellhäutigem Körper, gewährte Einblicke, die David die Schamröte ins Gesicht trieben.
    Doch davon und von den zugleich geschockten Blicken der Geschwister bemerkte Lilith nichts mehr. Sie versank in dem wabernden Nebel, der - daran zweifelte sie keine Sekunde - seinen Ursprung im Lilienkelch hatte.
    Die Magie des Kelchs und das symbiontische Kleid an ihrem Leib waren verwandt. Der Mimikrystoff war aus einem Stück Haut der Ur-Lilith entstanden, und auch die Kelchmagie ging auf die Urmutter der Vampire zurück. Deshalb verweigerte der Symbiont den Schutz. Vermutlich wußte er am wenigsten, wie ihm gerade geschah. Was auch ihn berührte.
    Und einspann, von der Umwelt isolierte.
    Dieser Umwelt!
    Lilith verlor jedes Gefühl für ihre Körperlichkeit. Der purpurne Dunst war allgegenwärtig, und sie nahm ihn längst nicht mehr mit ihren normalen Sinnen war. Sie schwamm als nacktes, aus jeder Hülle geschältes Bewußtsein darin.
    Und begegnete dem, der sie hierher geholt hatte, ohne ihr eigenes Wollen zu respektieren: Anum.
    - Spürst du es? tasteten seine Gedanken nach ihr.
    - Laß mich zurück - sofort!
    - Gleich. Ich wollte nur, daß du es selbst erkennst. Nur mit Worten kann ich dich nicht überzeugen. Du mußt es aus eigener Erfahrung begreifen.
    - Wovon redest du?
    In diesem Augenblick veränderte sich die Sphäre, in der sie trieb. Rings um sie her wich der leuchtende Purpur einem schattenreiche-ren, bedrohlicheren Zwielicht, das Liliths und Anum wie eine uralte Patina aus geronnenen Seelen zu umkrusten schien.
    - Was hast du getan?
    - Dich tiefer gezogen.
    - Tiefer wohin?
    - Ins Herz des Kelchs.
    Noch bevor Lilith etwas erwidern konnte, wich auch das Zwielicht.
    Wich dem absoluten Alptraum.
    *
    Zur gleichen Zeit in der Mandschurei
    Chiyoda wußte nicht, wie ihm geschah. Die beiden Männer in seiner Nähe jedenfalls erlangten unter den Schüben, die ihn durchpulsten, einen völlig veränderten Stellenwert. Und er konnte nichts - absolut nichts! - dagegen tun!
    Der greise Mann, der seinen Wolfsfluch seit Jahrzehnten unter Kontrolle gehalten hatte, fühlte plötzlich, zwischen zwei Atemzügen, wie ihn die Dunkelheit, die er so lange erfolgreich bezähmt hatte, buchstäblich überrollte.
    Augenblicklich veränderte sich seine Sicht der Dinge. Seine Denkweise. Und sein ... Skelett!
    Freund wurde zu Feind. Zur Beute!
    Die beiden Arapaho-Vampire erkannten, was mit ihm geschah. Es war nicht zu übersehen.
    Aus greiser Haut sproß Fell. Die morschen Knochen des gerade noch dürren, harmlos und vergeistigt aussehenden Alten formten sich zur mordlüstern stierenden Wolfsbestie, aus deren Zügen das ehedem Menschliche ausradiert wurde.
    Chiyoda fiel nach vorn. Auf die Hände, die sich bereits in etwas verwandelt hatten, das an die Tatzen eines tollwütig amoklaufenden Grizzlys erinnerte .
    Makootemane rief Hidden Moon eine Warnung zu. Gemeinsam kehrten sie dem zum Werwolf gewordenen Chiyoda den Rücken zu und hetzten zur Tür, um aus dem Raum zu flüchten.
    Ohne sich auch nur mit einem einzigen Gedanken über die Unmöglichkeit seiner Verwandlung aufzuhalten, katapultierte sich Chiyoda mit einem gewaltigen Satz seiner Hinterläufe auf den Ara-paho zu, der ihm am nächsten war.
    Dessen blauschwarzes Haar flog im Rennen hin und her und entblößte ein weißes, sonderbares Mal.
    Chiyodas Klaue fuhr auf Hidden Moons Nacken hinab. Die gebogene, messerspitze Kralle, die einmal sein Mittelfinger gewesen war, bohrte sich genau in den schneeweißen Flaum, der als schmaler Streifen zwischen Schulteransatz und Genick verlief.
    Die anderen schartigen Nägel verfehlten den Gefiederflaum, der Merkmal eines jeden Arapaho-Vampirs war.
    Aber nicht jeder besaß ein Stigma dieser Farbe und dieser - Wehr-haftigkeit!
    Chiyoda heulte auf.
    Er erstarrte inmitten seines Sprungs.
    Grüngelber Speichel troff aus dem Maul der Kreatur, zu der er verkommen war. Und aus seinem Rachen quoll das hilflos reumütige Wimmern und Gewinsel, das Ausdruck des Schmerzes war, der über seine ausgestreckte Pranke in sein Hirn stach, dort einen Brand entfachte und - »Neeeeeeiiiiiiinnnnnnn!«
    Der gurgelnde Schrei
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