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Kind der Sünde (German Edition)

Kind der Sünde (German Edition)

Titel: Kind der Sünde (German Edition)
Autoren: Eve Silver
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sachlichem Ton, während sie eine Kopfbewegung zur Brüstung hin machte: „Sind da noch mehr von diesen Typen?“
    „Immer cool, nicht wahr Amber? Sparst du dir deinen Nervenzusammenbruch für später auf?“
    „Auf einen Nervenzusammenbruch kannst du bei mir lange warten.“
    So wie er sie kannte, glaubte er ihr das ohne Weiteres. Sie gehörte nicht zu der Sorte von Frauen, die leicht aus der Fassung zu bringen waren. Und das gehörte zu den Dingen, die er so sehr an ihr geliebt hatte. Kai musste daran denken, welch ein schmaler Grat zwischen Liebe und Hass bestand. Er hasste sie für den Verrat, den sie an ihm begangen hatte. Aber je mehr Einzelheiten ihm aus den früheren Tagen mit Amber einfielen, desto stärker kehrte auch die Erinnerung daran zurück, wie nahe sie sich einst gewesen waren und wie sehr er sie in der Zwischenzeit vermisst hatte. Mit diesen Erinnerungen erwachte in ihm auch das Verlangen nach ihr. Er wollte den Geschmack ihrer Lippen kosten, sie hart und leidenschaftlich küssen, ihre Haut spüren. Er wollte sie nehmen – gleich hier unter dem Sternenhimmel auf dem Dach. Er wollte in sie eindringen und sich für all die Jahre der Entbehrungen schadlos an ihr halten.
    Kai war schockiert, als ihm klar wurde, wie heftig ihn diese Anwandlungen überkamen. Es kostete ihn einige Mühe, sich zu beherrschen und seinen Gelüsten nicht nachzugeben. Er dachte an die vielen Nächte zuvor, in denen er sich ausgemalt hatte, wie er sich an ihr rächen würde. Der Wunsch nach Vergeltung hatte nicht nachgelassen, aber jetzt, da sie neben ihm stand, war ihm der Gedanke unerträglich, ihr wehzutun.
    Amber sah ihn aufmerksam an, sodass man fast auf die Idee kommen konnte, dass sie erriet, was in ihm vorging.
    Nachdenklich rieb Kai sich das unrasierte Kinn und lachte leicht verlegen auf. „Um auf deine Frage nach diesen Typen zurückzukommen. Es müssten sich da unten noch vier von ihnen herumtreiben. Das sind Asmodeus’ Leute. Sie haben eine weite Anreise nach San Francisco in Kauf genommen.“
    Das war auch der Grund, warum Kai hier war. Nach der Ermordung von Sutekhs jüngstem Sohn war die gesamte Unterwelt in Aufruhr geraten. Alles wurde mit Argwohn betrachtet. Speziell Sutekh verfolgte mit Argusaugen jede Entwicklung und Regung, die außerhalb der Norm lag. Und dass Asmodeus’ ein Team nach Frisco schickte, lag definitiv außerhalb der Norm.
    „Soweit ich sie erkannt habe, ist das Asmodeus’ Crew aus Toronto. Alles Jungs von Big Ralph.“
    Amber winkte ab. „Meine Güte, du klingst wie ein Typ aus einem Gangsterfilm. Ich bin mein Lebtag nicht in Toronto gewesen. Und der Name Big Ralph sagt mir gar nichts. Genauso wenig wie Asmodeus.“
    Kai sah ihr dennoch an, dass ihr eine Menge Fragen auf der Zunge lagen.
    Aber sie schüttelte nur unwillig den Kopf und meinte kurz: „Na schön, gehen wir.“
    Er horchte auf. Es war wieder ihre entschlossene, gradlinige Art, die er an ihr so mochte. Zugleich haderte er mit sich. Was, zum Teufel, war in ihn gefahren? Er wusste ganz genau, dass es besser war, die Finger von ihr zu lassen. Die hatte er sich bei ihr schon einmal gründlich verbrannt.
    Unwillig versuchte er, diese ganzen Gefühlsduseleien abzuschütteln. „Wie kommt es, dass wir plötzlich einer Meinung sind? Weil ich für dich so etwas wie das kleinere Übel bin?“
    „So ähnlich. Fürs Erste jedenfalls.“
    Sie wollte sich zur Tür wenden, die ins Treppenhaus führte, durch das sie hierhergekommen waren, aber Kai hielt sie auf. „Falsche Richtung“, bemerkte er. Er umfasste ihren Unterarm und zog sie in die entgegengesetzte Richtung zur Brüstung.
    „Aber ich dachte …“
    „Nicht denken“, unterbrach er sie. „Vertrau dich einfach meiner Führung an.“ Er blickte über die Brüstung nach unten auf die Straße. Dann drehte er sich wieder zu ihr und meinte spöttisch lächelnd: „Es sei denn, du bist scharf darauf, die Kollegen unserer Freunde von vorhin zu treffen.“ Er wies mit einer Kinnbewegung ans Ende der Straße, die unter ihnen lag. Zwei Männer standen dort. Auf die Entfernung und bei dem spärlichen Licht konnte man eigentlich nur ihre Umrisse und das Glimmen ihrer Zigaretten erkennen.
    „Woher willst du wissen, dass sie dazugehören? Es könnten doch auch einfach nur zwei Männer sein, die zusammenstehen und eine rauchen.“
    „Ich kenne ihre Gesichter.“
    Amber musste das erst einmal verdauen. Er konnte in der Dunkelheit die Gesichter von Leuten unterscheiden, die fast einen
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