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Kind der Sünde (German Edition)

Kind der Sünde (German Edition)

Titel: Kind der Sünde (German Edition)
Autoren: Eve Silver
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am Leben?“
    „Ja.“
    „Und dies wäre demnach … die Unterwelt?“
    „Ja.“ Schweigen. „Sie hat dich dorthingeschickt. Verstehst du, was sie getan hat?“
    Die Lippenstiftschrift auf dem Spiegel. Aber dann war nicht sie diejenige gewesen, die ihn in Pfeiffer Beach erwartet hatte. Kai schüttelte den Kopf und sagte nichts dazu. Er war nicht bereit, dieser versteckten Anklage Glauben zu schenken.
    „Komm her!“, wiederholte die Stimme ihre Aufforderung.
    „Habe ich eine andere Wahl?“, fragte Kai und wunderte sich selbst, dass er so gelassen bleiben konnte.
    „Man hat immer eine Wahl. Und du musst dich zwischen einem ewigen Leben und deiner Auslöschung entscheiden. Du solltest es dir gut überlegen.“

1. KAPITEL
    San Francisco, Kalifornien
    Gegenwart
    Sie jagten sie. Und sie waren zu dritt, vielleicht waren es sogar mehr.
    Hier gab es wenig Deckung, aber draußen noch viel weniger.
    Vollgepumpt mit Adrenalin hechtete Amber Hale über das Bett und kauerte dahinter auf allen vieren, wobei sie die offen stehende Schlafzimmertür im Auge behielt. Niemand zeigte sich. Noch niemand.
    Das Herz schlug ihr bis zum Hals. Sie zerrte die Matratze vom Bett und stellte sie vor sich auf die Längsseite. Sie bot zwar nur einen lächerlichen Schutz, aber es war besser als gar nichts. Aus einem Loch in der Unterseite holte Amber ihre Taurus Millenium Pro hervor, eine kompakte, kurzläufige Pistole, die ihr hervorragend in der Hand lag.
    Die Bässe, die aus der Disko unter ihrer Wohnung zu ihr heraufdrangen, schlugen denselben Takt wie ihr erhöhter Puls. Über der Bar zu wohnen hatte sich als Fluch und Segen erwiesen. Ein seltener Segen, wenn sie in der Stimmung war, ein Gratiskonzert zu genießen. Ein häufiger Fluch, wenn sie vergeblich versuchte einzuschlafen, was ohne Ohrstöpsel so gut wie unmöglich war. Heute Abend überwog die positive Seite. Die Musik war laut genug, um ein Kampfgetümmel zu übertönen. Wahrscheinlich würde es nicht einmal sonderlich auffallen, wenn geschossen wurde.
    Feuerwaffen waren eigentlich nicht Ambers Ding, aber ihr war schon seit Langem klar, dass es Dinge im Leben gab, die sich nicht umgehen ließen. So hatte sie fleißig trainiert und wusste, wie man einen Gegner kampfunfähig machte. Kopf oder Herz – das waren die ersten Optionen.
    Amber war nervös. Sie wusste nicht, was auf sie zukam. War derjenige, der gleich durch zur Tür hereinkommen würde, ein Sterblicher oder nicht? Sie war sich nicht sicher.
    Greife nur zur Waffe, wenn du wirklich entschlossen bist, sie auch einzusetzen! Und schieße nur, wenn dir keine andere Wahl bleibt. Bei der Erinnerung durchfuhr sie ein schmerzhafter Stich. Kai hatte das gesagt. Sie hatte seine Stimme noch genau im Ohr. Kühl, sachlich, geschäftsmäßig. Genauso sein Blick. Mit derselben Nüchternheit hatte er ihr auch gestanden, dass er sie liebe. Weil er darauf bestanden hatte, dass sie sich ihrer Haut wehren müsse, war sie letztlich auch davon überzeugt gewesen, dass er es ernst gemeint hatte.
    Leider ein Fehlschluss. Er hatte sie nicht geliebt – er hatte sie verraten.
    Amber wehrte die Erinnerungen ab. Wenn sie überhaupt eine Chance haben wollte, aus dieser Mausefalle zu entwischen, konnte sie keine Ablenkung gebrauchen. Seit sie wieder in San Francisco war, hatte sie sowieso viel zu oft an Kai gedacht.
    Rasch drehte sie den hohen Standspiegel, um aus ihrer Deckung heraus den Überblick zu haben, und schlüpfte zurück in ihre Ecke. Jetzt konnte sie über den Spiegel durchs Wohnzimmer hindurch und bis zur Wohnungstür sehen. Dutzende Male hatte sie dieses Szenario für den Fall der Fälle geprobt. Mit beiden Händen umfasste Amber die Taurus und entsicherte sie mit dem Daumen.
    Es gibt immer einen Silberstreifen, meine Liebste. Man muss nur genau genug hinschauen. Noch so ein kluger Tipp von Kai, den sie die ganzen Jahre hindurch in Erinnerung behalten hatte. In der Nacht, als Kai gestorben war, hatte sie nicht die Spur eines Silberstreifens entdecken können. Es hatte nur Kummer, Hoffnungslosigkeit und Horror gegeben. Und obendrauf die niederschmetternde Erkenntnis, dass er sie verraten und verkauft hatte. Bis heute wusste sie nicht, wieso.
    Quälend langsam schleppten sich die Sekunden hin. Prickelnde Spannung – buchstäblich. Sie konnte es auf der Haut spüren. Ihr Mund war so trocken, als hätte sie ein Pfund Sand gegessen. Mit Mühe unterdrückte Amber den Fluchtinstinkt, der sich bei ihr meldete.
    Jäger hatte ihre Mutter sie
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