Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kind der Sünde (German Edition)

Kind der Sünde (German Edition)

Titel: Kind der Sünde (German Edition)
Autoren: Eve Silver
Vom Netzwerk:
Schicksal als Monster, das nicht sterben konnte und dessen Wunden, wie schwer sie auch waren, innerhalb von Stunden verheilten.
    Amber ging auf die Knie, noch bevor eine Kugel den Rand der Matratze zerfetzte. Dann legte Amber sich platt auf den Bauch und feuerte unter dem Bett durch. Blut und Knochensplitter spritzten nach allen Seiten, als sie den Knöchel des Anführers traf.
    Der Große fiel nicht. Im Gegenteil. Er machte einen Satz über das Bett hinweg und rammte mit seinem ganzen Gewicht die Matratze an die Wand. Amber hatte sich geistesgegenwärtig vorher mit einer Rolle zum Fußende des Betts hin in Sicherheit bringen können und war sofort wieder auf den Beinen. Aus dem Augenwinkel nahm sie über den Spiegel eine Bewegung wahr, konnte aber nicht ausmachen, ob es der Mann war, der mit den beiden anderen die Wohnung betreten hatte, oder ob noch ein weiterer Verfolger hinzugekommen war.
    Im Augenblick spielte das aber keine Rolle. Sie fasste den Typ mit dem gegelten Haar und den Goldkettchen fest ins Auge, sah, wie er seine Pistole hob, und spürte im nächsten Moment einen dumpfen Schlag gegen ihre linke Schulter. Amber wankte nicht. Sie zielte, wie sie es gelernt hatte: ausatmen, Luft anhalten, Druckpunkt, abdrücken. Die Kugel drang oberhalb des linken Auges in den Schädel des Großen. Blut und Fetzen von Gehirn und Gewebe spritzten an die sandfarbenen Tapeten. Dann folgte Ambers zweiter Schuss zur Sicherheit, der die Schweinerei an den Wänden und auf dem Boden vollkommen machte.
    Nicht hinschauen. Nicht darüber nachdenken.
    Amber wurde leicht schwindelig, sie fühlte, wie ihr übel wurde. Noch nie war sie so dicht dabei gewesen, wenn ein Mensch erschossen wurde, geschweige denn dass sie je selbst einen getötet hätte. Jetzt waren es gleich zwei.
    Sie atmete einmal tief durch und wandte sich der Tür zum Wohnzimmer zu, wo sie ihren letzten Besucher erwartete. Aber es war niemand zu sehen.
    Jetzt wurde es kritisch. Bis hierher hatte sie das Überraschungsmoment ausnutzen können. Ihre Verfolger waren augenscheinlich nicht auf Gegenwehr gefasst gewesen. Aber dieser Vorteil war jetzt ausgereizt. Sie fasste sich an die linke Schulter. Die Wunde, wo der Schuss sie getroffen hatte, blutete stark.
    Rasch sah sie sich um. Der purpurne Seidenschal über ihrer Nachttischlampe war genau, was sie brauchte. Sie hatte ihn vor Monaten gekauft, weil ihr die Farbe gefallen hatte, ihn aber nie getragen. Mit der rechten Hand und mithilfe der Zähne zurrte sie den Schal so fest sie konnte zu einer Art Notverband zusammen, wobei sie die Tür zum Wohnzimmer nicht aus den Augen ließ.
    Unten in der Bar ging der Trubel unvermindert weiter. Sicher hatte man dort die Schüsse entweder gar nicht gehört oder nicht weiter wichtig genommen, vielleicht in der Annahme, dass jemand mit Feuerwerkskörpern herumspielte. Aber dem verbleibenden Verfolger konnten sie nicht entgangen sein. Er war also gewarnt und musste damit rechnen, dass sie bewaffnet war. Möglicherweise war das der Grund, warum er sich fürs Erste nicht blicken ließ. Vermutlich wartete er drüben ab, was passierte, lauerte vielleicht darauf, dass sie unvorsichtig wurde und einen Fehler machte.
    Amber versuchte im Spiegel etwas zu erkennen, konnte aber nur in den Flur bis zur Eingangstür und nicht ins andere Zimmer sehen. Sie schlich zur Tür, presste sich mit dem Rücken gegen die Wand und lugte mit klopfendem Herzen vorsichtig um die Ecke. Tatsächlich war ein vierter erschienen. Sie konnte ihn nur von hinten sehen, erkannte aber, dass er mit der Linken den Hals des anderen umklammerte. Dunkles Haar, dunkles Jackett – mehr registrierte sie nicht, bevor sie hastig den Kopf zurückzog und sich wieder flach an die Wand drückte.
    Was ging hier vor? Bekämpften sie sich jetzt gegenseitig? Wahrscheinlicher war doch, dass der „Neue“ eine ganz andere, völlig undurchsichtige Rolle spielte.
    Plötzlich waren die Karten in diesem Spiel neu gemischt. Amber schwirrte der Kopf.
    Sie musste hier raus. Und wenn sie schlau war, erschoss sie alle beide, um sicherzustellen, dass keiner von ihnen ihr folgte. Bei dem Gedanken daran wurde ihr übel. Einen Menschen in Notwehr zu erschießen war eine Sache. Aber jemanden von hinten einfach abzuknallen …
    Mit äußerster Vorsicht spähte sie noch einmal um die Ecke. Im gleichen Augenblick herrschte plötzlich Stille. Keine vollkommene Stille, aber der Kontrast war frappierend. Anscheinend machte die Band unten gerade eine
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher