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Kind der Sünde (German Edition)

Kind der Sünde (German Edition)

Titel: Kind der Sünde (German Edition)
Autoren: Eve Silver
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war sie immer auf der Hut gewesen. Zu eindringlich waren die Warnungen ihrer Mutter gewesen. Genau wie die schrecklichen Geschichten von den bösen Männern, die hinter ihnen her waren. Seit Amber denken konnte, hatte ihre Mutter sie vor ihnen gewarnt.
    „Wie soll ich wissen, ob das böse Männer sind, Mommy?“
    „Das wirst du merken. Du spürst es hier in deinem Herzen. Und wenn du sie siehst, musst du so schnell wegrennen, wie du kannst. Nichts anderes ist dann wichtig. Nur weglaufen und dich verstecken.“
    Warum hatte sie nicht auch diesen Abend auf ihre Mommy gehört und war gleich weggelaufen, als sie den Typen zum ersten Mal begegnet war? Es war wohl niemand gegen Fehler gefeit. Amber konnte nur hoffen, dass ihr dieser Fehler nicht zum Verhängnis wurde.
    Die Musik unten war noch lauter geworden. Die Bässe dröhnten, dass sie es in den Fußsohlen spürte. Der Typ mit dem gegelten Haar machte eine Armbewegung in Richtung der Küche, worauf sich einer der anderen dorthinbewegte und damit für Amber nicht mehr zu sehen war, was ihr gar nicht gefiel. Vorsichtig wagte sie sich ein kleines Stück aus ihrer Deckung hervor, um im Spiegel mehr von der Wohnung zu überblicken.
    Auf einen weiteren Wink des Mannes, der offensichtlich der Anführer war, machte sich der Dritte auf den Weg in ihre Richtung. In seiner Hand sah sie die Klinge eines Messers aufblitzen. Amber wunderte sich darüber. Denn all die Male zuvor, als sie mit knapper Not entkommen war, hatte sie bei denen, die sie jagten, alles Mögliche gesehen – Netze, Knüppel, Lassos – aber noch nie Messer oder Schießeisen. Selbst nicht in jener Nacht am Coit Tower.
    Als sich der Anführer umdrehte, trafen sich ihre Blicke im Spiegel. Dann entdeckte er die Pistole in ihrer Hand. Er rief irgendetwas. Was es war, war wegen der lauten Musik nicht zu verstehen.
    Der Große machte einen Satz auf die Schlafzimmertür zu und griff gleichzeitig nach seinem Schulterhalfter. Der Typ mit dem Messer war ihm einen Schritt voraus. Ihre Waffen sprachen deutlich dafür, dass sie darauf aus waren, sie zu töten. Vielleicht würden sie sogar ihre Leiche zerstückeln, weil sie wussten, dass tot für Amber nicht gleich tot war.
    Wie auch immer. Amber war entschlossen, sich nicht so leicht geschlagen zu geben. Sie richtete sich mit vorgehaltener Waffe auf, atmete aus, hielt am Druckpunkt des Abzugs kurz die Luft an und feuerte. Der Schuss traf den Jüngeren zwischen die Augen, ein zweiter knapp unterhalb des rechten Wangenknochens.
    Es war, als bliebe die Zeit für einen Moment stehen. Amber unterdrückte ein Würgen. Auch wenn sie sich schon seit langer Zeit mit der Pistole vertraut gemacht hatte, hatte sie noch nie auf einen Menschen geschossen.
    Der Getroffene verharrte eine Sekunde lang, den Blick starr auf sie gerichtet. Dann fiel er zu Boden.
    Das gab die Schusslinie zwischen ihr und dem Anführer des Trupps frei.
    Amber versuchte ihre Panik zu bändigen. Sie hatte keine Angst vor dem Tod, nur davor, ihren Feinden lebend in die Hände zu fallen. Du musst alles tun, um ihnen zu entkommen. Alles. Das waren die Worte ihrer Mutter gewesen. Tausend Mal hatte Amber sie gehört. Ihr Magen fühlte sich an, als wäre er im Griff einer eisigen Faust.
    Nein. Den Tod fürchtete sie nicht. Diese Erfahrung hatte sie schon dreimal durchgemacht und konnte inzwischen einigermaßen gut damit umgehen. Das erste Mal war sie als Fünfjährige unter einen Lieferwagen gekommen. Als sie wieder zu sich gekommen war, hatte sie in einer Blutlache auf einem Holztisch gelegen. Und als sie dann die Augen aufgeschlagen und sich aufgesetzt hatte, waren die Frauen, die um sie herumgestanden hatten, schreiend und sich bekreuzigend hinausgerannt. Ihre Mutter war hinzugeeilt, hatte sie auf die Arme genommen und war mit ihr davongerannt. Bis auf die Kleider am Leib hatten sie damals alles hinter sich gelassen.
    Von da an hatte Amber gedämmert, dass sie anders war als die anderen und dass sie wegen dieses Unterschieds gejagt wurde. Es war irgendetwas Namenloses, nicht Greifbares, was ihre Jäger von ihr wollten. Ihre Mutter hatte sie davor gewarnt, sich jemals von ihnen erwischen zu lassen. Was dann folgen würde, würde grausamer werden, als sie es sich jemals vorstellen könnte. In all den Jahren und auf all ihren Fluchten hatte ihre Mutter ihr niemals verraten, worum es dabei konkret ging. Nun war sie tot, hatte das Geheimnis mit ins Grab genommen und Amber allein ihrem Schicksal überlassen. Ihrem
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