Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kind der Sünde (German Edition)

Kind der Sünde (German Edition)

Titel: Kind der Sünde (German Edition)
Autoren: Eve Silver
Vom Netzwerk:
genannt. Mindestens drei von der Sorte waren da draußen und spielten Katz und Maus mit ihr. Im Moment war Amber eine verdammt ratlose Maus. Eine, die dumm genug gewesen war, in die Falle zu tappen. Amber hätte sich auf ihren sechsten Sinn verlassen sollen. Sie war kurz auf der Market Street stehen geblieben und hatte so getan, als hätte sie das Flat Iron Building betrachtet, das sich von der Straßenbeleuchtung und vom Vollmond beschienen strahlend weiß gegen den schwarzen Nachthimmel abgehoben hatte. Ein beeindruckendes Bild, das sie aber in diesem Augenblick nicht interessiert hatte. Vielmehr waren ihr drei Männer in ihrer Nähe aufgefallen. Sie waren an ihr vorbei die Sutter Street hinuntergegangen. Einen Häuserblock weit war sie ihnen gefolgt, hatte die Verfolgung dann aber aufgegeben – um die Männer wenig später unter den Wartenden wiederzuentdecken, die in den Nachtclub unter ihrer Wohnung Einlass begehrten. Und Zufall war ein Begriff, der in Ambers Wortschatz nicht vorkam.
    Es war zu spät, um umzukehren und einfach wegzulaufen. Irgendwann hätten sie sie erwischt. Da fühlte sie sich in ihrer Wohnung in Gesellschaft ihrer handlichen Taurus Millenium bedeutend wohler. Immerhin bestand die Möglichkeit, dass die drei Typen nicht mitbekommen hatten, wie sie bemerkt worden waren. Außerdem rechneten sie wahrscheinlich nicht damit, dass Amber bewaffnet war.
    Als sie die Haustür aufgeschlossen hatte, hatte keiner von ihnen den Kopf gehoben. Dennoch war Amber sicher, dass es nicht lange dauern konnte, bis sie hier oben auftauchten. Und hier war sie eine allzu leichte Beute. Es war nicht ihr erster Ausrutscher gewesen, allerdings ihr erster in jüngerer Vergangenheit. Denn seit der Sache mit Kai war sie verdammt vorsichtig gewesen.
    Indem sie die Pistole im Anschlag behielt, tastete Amber unters Bett und zog am Schulterriemen einen schmalen, schwarzen Rucksack hervor, den sie stets mit dem Nötigsten gepackt bereithielt: ein paar Kleidungsstücke zum Wechseln, Bargeld, Ausweis, eine kompakte Erste-Hilfe-Ausrüstung. Alles andere, was sich in der kleinen Wohnung befand, konnte sie zurücklassen. Es war ohnehin Zeit weiterzuziehen. Sie hatte sich hier schon viel zu lange aufgehalten. Sie hätte überhaupt der sentimentalen Anwandlung nicht nachgeben und nicht nach San Francisco zurückkehren dürfen. Es gab so viele Städte auf der Welt – Amber schwor sich, von nun an nur die auszusuchen, in denen sie nie zuvor gewesen war.
    Ohne den Blick von der Tür zu wenden, schulterte sie den Rucksack. Kurz erwog sie die Möglichkeit, das Fenster zu ihrer Linken als Notausgang zu nehmen. Damit lief sie allerdings Gefahr, die Aufmerksamkeit unliebsamer Zeugen auf sich zu ziehen, falls ihre Verfolger jemanden vor der Tür unten postiert hatten. Auf einen Schusswechsel vor den Augen der vor dem Nachtclub Wartenden war sie nicht besonders scharf. Also blieb sie, wo sie war, und konnte nur hoffen, dass sie die richtige Entscheidung getroffen hatte.
    Es dauerte lange, bis etwas passierte, so lange, dass Amber sich schon zu hoffen begann, doch keinen ungebetenen Besuch zu bekommen. Dann hörte sie ein Poltern und sah gleichzeitig im Spiegel, wie das Holz des Türrahmens um das Schloss und den Riegel herum zersplitterte und die Wohnungstür nach kurzem Widerstand nachgab und aufflog. In den Krach mischten sich die Beats, die von unten aus der Disko kamen.
    Amber wagte kaum zu atmen. Nervös krampfte sich ihr Magen zusammen, ihr war, als ob ein Metallband ihr die Brust zuschnürte. Dennoch lag die Pistole ruhig in ihrer Hand.
    Sie blieb hinter ihrer Matratze in Deckung und beobachtete im Spiegel, wie der erste der Männer die Wohnung betrat. Er hatte eine athletische Figur. Sein kühler, wacher Blick zeugte von einem erfahrenen Jäger. Er trug das lange, gegelte Haar zurückgekämmt und drei schwere Goldketten um den Hals. Er blieb stehen und nahm sich die Zeit, um sich in Ruhe umzusehen. Die beiden Männer, die ihm folgten, waren jünger als er und hatten auch nicht seine Bodybuilderfigur. Einer von ihnen gehörte nicht zu den Männern, die Amber zuvor gesehen hatte. Demnach mussten es tatsächlich mehr als drei sein.
    Was waren sie? Normalsterbliche? Oder etwas anderes – so wie sie selbst?
    Noch nie waren ihre Verfolger ihr so dicht auf den Fersen gewesen wie jetzt. Mit der einen Ausnahme damals, an die sich Amber nur zu gut erinnerte, als Kai sie mit einem Rosenstrauß und einer Notiz zum Coit Tower gelockt hatte. Sonst
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher