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Kim Novak badete nie im See von Genezareth

Kim Novak badete nie im See von Genezareth

Titel: Kim Novak badete nie im See von Genezareth
Autoren: Håkan Nesser
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ich. »Du meinst Ewa Kaludis?«
    Wieder seufzte er. »Nein. Tatsache ist, dass wir nie herausbekommen haben, ob sie nun dort war oder nicht. Nicht einmal das. Sie hat es geleugnet. Henry hat es geleugnet. Das reicht. Wir konnten nie beweisen, dass sie bei ihm war. Aber wie dem auch sei, so gab es doch Anzeichen dafür, dass Henry von irgendjemandem Besuch gehabt hat.«
    Ich dachte ein paar Sekunden nach. Vor allem über das Wort »Anzeichen«.
    »Und wer soll das gewesen sein?«
    »Ich hatte gehofft, dass du mir das sagen könntest.«
    »Ich habe nicht den geringsten Schimmer«, sagte ich. »Da wäre es bestimmt besser, mit Edmund Kontakt aufzunehmen. Schließlich war er zumindest mal wach in der Nacht.«
    Lindström zog sein Taschentuch hervor und schnäuzte sich. »Ich habe bereits mit ihm gesprochen«, erklärte er etwas ungeduldig. »Schon zweimal.«
    »Und hat das nichts gebracht?«
    »Hrrm«, sagte Lindström. »Pfarrer gehören zu den schlimmsten, wenn es um Verhöre geht, ein Glück, dass die nicht so oft in Verbrechen verwickelt werden. Pfarrer und Zuhälter, ich weiß nicht, welche ich vorziehe.«
    »Ach so«, sagte ich.
    Wir saßen eine Weile schweigend da. Lindström hatte ein Ringbuch neben seinem Teller liegen, und während er umständlich sein Taschentuch zusammenlegte und einsteckte, warf er nachdenkliche Blicke darauf. Das schien ihn aber auch nicht sehr viel glücklicher zu machen - und auch nicht sehr viel gescheiter. Seine schlechte Laune war förmlich zu spüren. »Es gibt einige Faktoren, die die meisten unaufgeklärten Morde gemeinsam haben«, sagte er schließlich und klappte das Ringbuch zu.
    »Wirklich?«, fragte ich. »Und welche?«
    »An erster Stelle die Einfachheit«, erklärte Lindström. »Was Berra Albertsson betrifft, zum Beispiel. alles, was der Mörder tun musste, war, zwei Schritte vorzutreten und mit dem Hammer zuzuschlagen. Oder dem Vorschlaghammer oder was auch immer. Noch ein Schlag, schon war alles klar. Dann nur noch die Mordwaffe vergraben und die ganze Geschichte vergessen. vielleicht hoffen, dass in den Morgenstunden etwas Regen fallen würde, und das tat es ja auch.«
    Er verstummte. Angelte mit seiner Gabel noch ein paar übrig gebliebene Erbsen auf und betrachtete sie eine Weile - als wäre er plötzlich darauf gekommen, dass sich in einer von ihnen Berra Albertssons Mörder versteckt halten konnte.
    Man wird sicher etwas wunderlich, wenn man sein ganzes Leben lang Kriminaler war, dachte ich. Es verging eine halbe Minute.
    »Woher konnte der Mörder wissen, dass Albertsson dort auftauchen würde?«, fragte ich. »Das erscheint mir etwas sonderbar, darüber habe ich schon immer nachgedacht.«
    »Es gibt eine zweite Variante«, erklärte Lindström. »Berra Albertsson kann von einer Person erschlagen worden sein, die mit ihm im Auto gefahren ist. Zum Beispiel auf dem Rücksitz.«
    »Und warum?«, fragte ich. »Und wer sollte das gewesen sein?«
    »Gute Frage«, erwiderte Lindström. »Abgesehen davon, wer ihn umgebracht hat, ist auch die Motivfrage problematisch.«
    »Wenn es nicht Henry gewesen ist.«
    »Oder Ewa Kaludis«, sagte Lindström.
    Ich dachte eine Weile nach. »Welches Indiz spricht dafür, dass in der fraglichen Nacht ein Unbekannter in Genezareth war?«, fragte ich.
    Lindström zögerte einen Moment. »Eine Zeugenaussage.«
    »Eine Zeugenaussage? Und wer verdammt noch mal hat die gemacht?«
    »Das kann ich leider nicht sagen«, meinte Lindström und zuckte etwas bedauernd mit den Schultern. »Leider.«
    Ich sah ihn einige Sekunden verwundert an. »Und die Spurensicherung?«, fragte ich. »Hat das nichts gebracht?«
    »Wenig«, antwortete Lindström. »Der Regen hatte alle Spuren am Tatort ausgelöscht. Es war nicht einmal mehr möglich festzustellen, welches der Autos zuerst gekommen war, das deines Bruders oder Berras. Auch wenn alles darauf hindeutet, dass Henry zuerst da war.«
    »Und die Waffe?«
    »Haben wir nie gefunden«, stellte Lindström fest. »Nein, es ist, wie es ist. Solange niemand sich zu erkennen gibt, wird Berra Albertssons Mörder frei herumlaufen. Und in zwei Monaten ist er sowieso frei. aber es wäre natürlich ein Knüller, wenn ich in meinem Buch schreiben könnte, dass der Fall eigentlich gelöst ist. Dass ich doch noch erfahren habe, wer es getan hat. Und deshalb sitze ich hier. Hrrm.«
    Wieder machte er eine Pause. Trank seinen Wein aus und wischte sich den Mund ab. Konzentrierte sich auf seinen letzten Angriff.
    »Dir ist also
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