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Killervirus - Gerber, R: Killervirus - Heartstopper

Titel: Killervirus - Gerber, R: Killervirus - Heartstopper
Autoren: Rip Gerber
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helfen. Keinem der Patienten hier war noch zu helfen. Sie musste tatenlos zusehen, wie ihr die Leute, denen sie vor ein paar Monaten mit dem Einsetzen eines revolutionären Herzpflasters eine neue Lebensperspektive eröffnet hatte, einer nach dem anderen wegstarben.
Verzweifelt ließ sie ihren Blick durch den Raum schweifen und suchte nach einem Patienten, der noch ansprechbar war. Schließlich entschied sie sich für Hank Willis, der die Augen noch offen hatte und mit seiner Tochter sprach, die ihn ins Krankenhaus gebracht hatte. Hank war Mitte siebzig und hatte vor einem Jahr noch eine Lebenserwartung von wenigen Monaten gehabt. Dann hatte Tammy ihm eines der ersten CardioPatches eingesetzt, die man ihr im Rahmen der klinischen Studien zur Verfügung gestellt hatte. Hank hatte sich nach dem kleinen Eingriff wunderbar erholt und sogar mit Nordic Walking angefangen.
    »Hallo Hank«, sagte Tammy, als sie an sein Bett trat. »Darf ich Sie was fragen?«
    »Was ist mit uns los, Frau Doktor?«, gab Hank zurück und sah sie mit seinen vor Angst geweiteten, blauen Augen an. Sein Gesicht war so bleich wie eine Totenmaske.
    »Ich weiß es nicht, Hank«, antwortete Tammy. Sie spürte, wie ihr plötzlich ganz heiß wurde. Ein seltsames Gefühl in der Brust nahm ihr fast den Atem. Hank war nicht mehr zu retten, das war ihr klar. Und trotzdem musste sie ihm jetzt ihre Frage stellen.
    »Sie waren doch auch bei diesem Bingo-Nachmittag, Hank«, sagte sie. »War dort irgendetwas anders als sonst? Ist Ihnen irgendwas aufgefallen?«
    Sie konnte ihm ansehen, dass er ihre Frage höchst überflüssig fand. »Eigentlich nicht«, sagte er mit matter Stimme.
    »Wie war das mit den Shrimps?«, fragte Tammy. »Die anderen haben etwas von Shrimps erzählt, die möglicherweise verdorben waren.«
    »Die hat der Sohn von Peter Brautigan mitgebracht«,
antwortete Hank. »Das war so eine Art Geburtstagsessen für seinen Vater. Geschmeckt haben sie aber ganz normal. Ich kenn’ mich aus mit Shrimps. Die waren nicht verdorben.«
    »Wie haben Sie die Shrimps gegessen?«, fragte Tammy ungeduldig. »War da noch eine Sauce dabei oder etwas anderes?«
    »Nein«, antwortete Hank und schaffte trotz seines Zustands so etwas wie ein Lächeln. »Wir haben sie direkt aus der Tüte mit den Fingern gegessen. Das ist so ein Ritual von uns alten Knackern, seit Martin Bauman einmal …«
    Hanks Tochter, die vor Sorge um ihren Vater ein hochrotes Gesicht hatte, unterbrach ihn. »Wieso stellen Sie meinem Vater solche Fragen?«, zischte sie Tammy Fader erregt an. »Helfen Sie ihm lieber! Sie sehen doch, dass es ihm schlecht geht.«
    »Ja, das sehe ich«, sagte Tammy kraftlos. Sie hatte das Gefühl, als würde ihr selbst alle Energie entzogen. Irgendwie mussten sich diese Männer binnen kurzer Zeit mit einem höchst aggressiven Virus angesteckt haben, und sie wusste immer noch nicht, auf welchem Weg das geschehen war. Konnte es sein, dass jemand die Shrimps absichtlich mit dem Virus verseucht hatte? Aber wie? Und warum?
    Von draußen waren auf einmal laute Schreie zu hören, unterbrochen von einer bellenden Kommandostimme. Aufgeregtes Rufen folgte und schließlich knallte ein Schuss, der von den Wänden des Krankenhausvestibüls gespenstisch widerhallte. Tammy hielt den Atem an, und es schien ihr, als würde für einen kurzen Augenblick die Zeit angehalten. Eine gespenstische Stille lag über der Notaufnahme. Das Keuchen, Röcheln und Weinen verstummte, und das Gurgeln
der Sauerstoffgeräte und das Piepsen der Herzmonitore waren für eine Sekunde lang die einzigen Geräusche, die an ihr Ohr drangen.
    Und dann brach die Hölle los. Die Glastür zur Notaufnahme zerbarst mit einem lauten Knall, und einen Augenblick lang war ein neongelber Marsmensch zu sehen, der mit dem Kolben seines Schnellfeuergewehrs die Scheibe eingeschlagen hatte. Als Nächstes flog ein metallischer Gegenstand in den Raum und klapperte mit einem gespenstischen Geräusch auf dem Fliesenboden herum, wo er ein beißendes Gas verströmte, das sogleich in dichten Schwaden den Raum erfüllte. Patienten und Angehörige schrien aufgeregt durcheinander, Infusionsständer fielen um, und Männer mit Gasmasken drängten in den überfüllten Raum. Während eine krächzende Megafonstimme etwas von einer Maßnahme der Seuchenschutzbehörde verkündete, presste sich Tammy eine Hand vor Mund und Nase und rannte los. Ihre Augen tränten so sehr, dass sie die hintere Tür der Notaufnahme kaum erkennen konnte. Als sie
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