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Killervirus - Gerber, R: Killervirus - Heartstopper

Titel: Killervirus - Gerber, R: Killervirus - Heartstopper
Autoren: Rip Gerber
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wurde, lagen die Dinge etwas anders. Es war so wichtig, dass er sich selbst darum kümmern musste. Bens Mitarbeiter und eine Reihe von unabhängigen Labors hatten es allen nur erdenklichen Tests und Prüfungen unterzogen, die es alle mit Bravour gemeistert hatte. CardioPatch, so hieß das Implantat, war ein Wunderwerk der noch relativ jungen Wissenschaft der Biotechnologie: Ein hauchdünnes Stück Schweinehaut, das man in seiner Molekularstruktur mit einem höchst komplizierten, von mehreren Patenten gesicherten Verfahren gentechnisch verändert hatte. Auf diese Weise war es gelungen, dass es sich ohne
die geringste Abstoßungsreaktion so gut mit menschlichem Gewebe verband, dass es von diesem praktisch nicht mehr zu unterscheiden war.
    Das funktionierte, wie in unzähligen Tests bewiesen, so hervorragend, dass sich der Kardiologie dadurch vollkommen neue Therapiemöglichkeiten eröffneten.
    Noch nie zuvor hatte es eine so einfache und wirkungsvolle Methode gegeben, um Defekte an der Aorta ascendens in der Nähe des Herzens von innen zu beheben: Mit einem in der Leistengegend in eine Arterie eingeführten Katheter, wie er in vielen Kliniken mittlerweile bei Routineherzoperationen verwendet wurde, brachte man das Pflaster in die Aorta und platzierte es an der gefährdeten Stelle, wo das gentechnisch veränderte Schweinegewebe in Rekordzeit anwuchs und von innen wie ein Flicken wirkte, mit dem man einen löchrig geworden Fahrradschlauch abdichtet. Der Patient, der nicht einmal eine Vollnarkose benötigte, konnte im Normalfall das Krankenhaus schon wenige Stunden nach der Operation wieder verlassen.
    Ben ließ den Kopf auf das Kissen sinken und hielt sich das Konvolut in einem Abstand vor die Augen, in dem er das Titelblatt ohne Probleme lesen konnte. Seit gut einem Jahr bemerkte er nun schon, dass seine Augen schlechter wurden, aber er weigerte sich standhaft, zum Augenarzt zu gehen und sich eine Lesebrille verschreiben zu lassen. Das war etwas für alte Männer.
    Jetzt musste er die Arme fast ganz durchstrecken, um das Etikett lesen zu können, das vorne auf dem Einband klebte:
    Abschlussbericht über die Anwendung des medizinischen Hilfsmittels CardioPatch zur Behebung von Rissen in der Aorta ascendens (Aneurysma dissecans aortae) und der Behandlung von Persistierendem Foramen ovale
     
    Erstellt von:
Abteilung für medizinische Implantate und Radiologie
Dr. Ben Maxwell - Abteilungsleiter
     
    1. Juli 2011
    VIERTE VERSION
US GESUNDHEITSMINISTERIUM
Food and Drug Administration
Rockville, Maryland 20850
    Ein Bericht wie viele andere, die Ben in den fünf Jahren, die er nun schon für die FDA arbeitete, zusammengestellt hatte. Das einzig Ungewöhnliche daran war der neongelbe Post-it-Zettel, auf den Bens direkte Vorgesetzte Nancy DeLuca eigenhändig geschrieben hatte: Bis spätestens Montag zu genehmigen.
    Dieser Zettel war schuld daran, dass Ben sich Arbeit in seinen Kurzurlaub hatte mitnehmen müssen.
    »Jack, würdest du jetzt gefälligst den Fernseher leiser machen?«
    Eines der in einer verwaschenen Jeans steckenden Beine bewegte sich, und von dem Videospiel war nur noch ein gedämpftes Klicken zu hören.
    »Leise genug?«, fragte der Junge. »Eigentlich dachte ich, alte Leute würden nicht mehr so gut hören.«
    »Ich bin nicht alt, nur müde«, erwiderte Ben. In sein
einstmals pechschwarzes Haar hatten sich in den letzten Jahren zwar immer mehr graue Strähnen geschlichen, und sein Körper war nicht mehr so rank und schlank wie der eines Dreißigjährigen, aber seine blauen Augen strahlten wie eh und je. Die jungen Kollegen in seiner Behörde nannten ihn liebevoll »Papa Maxwell« und glaubten, ihm gut gemeinte Tipps geben zu müssen. Er solle mit dem Rauchen aufhören, sich mehr bewegen, sich die Haare schneiden lassen, sich neue Klamotten kaufen und nicht mehr zwei unterschiedliche Socken anziehen. Die redeten sich leicht, dachte Ben. Er musste sich um anderes kümmern.
    »Können wir kurz mal darüber reden, wie wir das morgen machen, Jack?«, fragte er seinen Sohn, der wieder vollkommen in sein Videospiel versunken war. »Ich dachte, wir könnten miteinander ins Smithsonian Institute gehen und …«
    »Keine Lust.«
    »Warum nicht?«
    »Hab’ ich dir doch vorhin schon erklärt.«
    »Jack, könntest du bitte für ein paar Minuten dieses alberne Spiel abstellen? Ich möchte mit dir reden!«
    »Gleich. Wenn ich den Level geschafft habe, okay?«
    Ben seufzte leise. Es war nicht okay. Er hatte seinen Sohn über
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