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Killervirus - Gerber, R: Killervirus - Heartstopper

Titel: Killervirus - Gerber, R: Killervirus - Heartstopper
Autoren: Rip Gerber
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ein Jahr lang nicht gesehen, und seit er ihn vor drei Stunden vom Flughafen abgeholt hatte, waren sie miteinander umgegangen wie zwei Fremde. Ben hatte seinen Bericht gelesen, bis er darüber eingenickt war, und Jack war völlig in sein Computerspiel abgetaucht.
    »Dann gehe ich jetzt mal unter die Dusche«, sagte Ben. »Ich muss morgen früh raus und diesen Bericht abgeben.«

    »Tu, was du nicht lassen kannst«, antwortete Jack gleichgültig.
    Ben ging ins Badezimmer und drehte die Dusche auf. Durch den Wasserstrahl hörte er, wie Jack draußen den Fernseher wieder lauter machte und knatterndes Maschinengewehrfeuer das Hotelzimmer erfüllte.
    Morgen, wenn ich den Bericht abgegeben habe, kümmere ich mich um Jack, dachte Ben, während er sich das heiße Wasser über die Schultern rinnen ließ. »Morgen wird es bestimmt besser mit uns.«

2
    23:26 UHR
PEMBROKE, VIRGINIA
    »Jetzt reicht’s, Meg!«, knurrte Sheriff Stu Paxton und schaltete das Blaulicht an seinem Streifenwagen ein. »Was zu viel ist, ist zu viel.«
    In den paar Minuten, die er nun Meg Bauers hellblauem Eldorado folgte, hatte die altersschwache Klapperkiste schon die dritte rote Ampel überfahren und raste weiter in atemberaubender Geschwindigkeit bei strömendem Regen die Branch Road entlang. Zuerst hatte Stu Paxton gedacht, irgendein Jugendlicher hätte den Wagen gestohlen, aber dann hatte er im Licht seiner voll aufgeblendeten Scheinwerfer Megs dauergewellten, schlohweißen Haarschopf erkannt und sofort gewusst, dass mit der alten Dame etwas ganz gewaltig nicht in Ordnung war.
    Stu kannte Meg Bauer gut. Alle in der kleinen Stadt kannten sie. Meg galt als langsamste Autofahrerin in ganz Roanoke County, und jetzt trat das lebende Verkehrshindernis mitten in der Nacht aufs Gas wie ein 18-Jähriger auf dem Heimweg von der Disco. Stu drehte die Sirene auf volle Lautstärke, obwohl er schon ahnte, dass das nichts nützen würde. Wenn Meg ihr Hörgerät nicht eingeschaltet hatte, war sie taub wie ein Holzklotz.
    Die hat wohl ihre Blutverdünnungstabletten mit irgend
so einem hochprozentigen Herzelixier runtergespült, dachte Stu und verzog den Mund zu einem Grinsen. Unglaublich, was sich die alten Leute heutzutage alles im Drugstore besorgten. Das waren ja die reinsten Aufputschmittel.
    Meg, die so klein war, dass sie kaum über das Lenkrad schauen konnte, steuerte den Wagen mit Ach und Krach durch eine scharfe Kurve und kam dabei so weit auf die linke Fahrbahn, dass sie unweigerlich einen Frontalzusammenstoß verursacht hätte, wäre ihr in dem Moment ein anderes Fahrzeug entgegen gekommen. Als sich der wild ausbrechende Eldorado wieder gefangen hatte, raste er mit unverminderter Geschwindigkeit auf das Carillon Giles Memorial-Krankenhaus am Ende der Straße zu. Erst kurz vor dem dreistöckigen Gebäude trat Meg so heftig auf die Bremse, dass der schwere Wagen ins Schleudern kam, einen Laternenpfahl um Haaresbreite verfehlte und schließlich eine hüfthohe Hecke durchbrach, bevor er mitten auf der gepflegten Rasenfläche vor dem Krankenhaus endlich zum Stehen kam.
    Sheriff Paxton schaltete Blaulicht und Sirene aus und stieg leise fluchend aus dem Streifenwagen. Durch den prasselnden Regen rannte er zu dem Eldorado und klopfte an das beschlagene Seitenfenster auf der Fahrerseite. Die alte Frau, die sich immer noch mit beiden Händen ans Lenkrad krallte und durch die Windschutzscheibe nach vorne starrte, reagierte nicht. Erst als Stu mit seiner Taschenlampe ins Innere des Wagens leuchtete, drehte Meg ihm das Gesicht zu.
    Sie wirkte weder betrunken noch sonst wie benebelt, aber ihr Gesicht war zu einer Grimasse des Entsetzens verzerrt. Tränen hatten Meg den Lidschatten von den Augen gewaschen
und lange, schwarze Spuren auf ihre Wangen gezeichnet.
    »Was ist denn auf einmal in dich gefahren, Meg?«, fragte Paxton, nachdem sie ihr Fenster heruntergekurbelt hatte. »Ist dir klar, dass du gerade über drei rote Ampeln und an zwei Stoppschildern vorbei gerauscht bist?« Die alte Frau war nicht in der Lage zu antworten. Sie deutete lediglich mit dem Daumen auf die Rückbank, wo Stu im Licht seiner Taschenlampe Megs Ehemann Greg entdeckte, der seinen besten Sonntagsanzug trug. Jemand hatte ihm die Krawatte gelockert und den obersten Knopf seines weißen Hemds geöffnet. Der alte Farmer, der weitläufig mit Stu verwandt war, starrte mit aufgerissenen Augen zum Wagenhimmel hinauf und schnappte mit weit geöffnetem Mund nach Luft. Wie ein Fisch, den man aus dem
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