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Killerspiel

Killerspiel

Titel: Killerspiel
Autoren: Michael Marshall
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gehen, richtig? Hier ist die Rede von Leuten, die glücklich sind, dass sie ihre Nische in The Breakers haben und die ein Teil davon bleiben wollen.«
    »Und Sie wollen mir wirklich nicht den einen oder anderen Namen nennen?«
    Erneut legte ich eine Pause ein, diesmal, um den gerissenen alten Hund auf den Gedanken zu bringen, dass ich, unter ganz bestimmten Voraussetzungen,
möglicherweise
bereit wäre, ein, zwei Namen auszuspucken. »Tut mir leid«, sagte ich, »aber Sie kennen das ökonomische Klima genauso gut wie ich, Sir, ähm, viel besser natürlich. Die Stimmung ist ein bisschen gereizt. Alle lieben The Breakers. Sie haben hier eine erstaunliche kleine Gemeinschaft geschaffen. Selbst von den Leuten, für die ich verkaufe, würden neunzig Prozent ihre Immobilie liebend gerne behalten. Andererseits haben sie auch Erwartungen. Kaum lässt man den Wohlfühlfaktor außer Acht, schon … Das hier ist ein soziales Netzwerk – im alten Stil. Die Leute sitzen um den Pool und reden. Es ist wichtig, eine intakte Kerngemeinde zu behalten – und die braucht das Gefühl, dass man ihr zuhört und sie schätzt. Ansonsten kann es schnell beliebig wirken, und dann sagt jemand, ›Hey, diese neue Anlage auf Lido hat einen größeren Whirlpool und liegt nur einen Steinwurf vom St. Armands Circle entfernt …‹, und die Leute entscheiden sich um und gehen. En masse.«
    »Wollen Sie damit sagen, dass …«
    »An dem Punkt sind wir noch nicht. Noch sehr lange nicht, Sir. Aber das kann ja auch niemand wünschen.«
    »Worauf wollen Sie hinaus, Bill?«
    »Verzeihung?«
    »Wieso erzählen Sie mir das?«
    Ich setzte alles auf eine Karte. »Ich will, was Sie haben.«
    Thompsons Mund klappte auf und zu. Er legte den Kopf schief und starrte mich an. »Wie bitte?«
    »Wie viel sind Sie wert, Sir, finanziell, wenn die Frage gestattet ist?«
    »Ist sie ganz bestimmt nicht!«
    Die Haut in meinem Nacken fühlte sich trotz der eisgekühlten Luft heiß an. »Das respektiere ich, Sir, und ich weiß bereits, dass es ein zweistelliger Millionenbetrag ist. Je nachdem, wer fragt und wie man rechnet.«
    Er zog die Lippe auf einer Seite leicht hoch und erinnerte an einen Alligator, der überlegt, ob er etwas sofort fressen soll oder ob es sich lohnt, das Opfer erst noch eine Weile zu beobachten, um zu sehen, was es Komisches auf Lager hat.
    »Ich höre.«
    »Ich habe nicht vor, bis in alle Ewigkeit bei Shore zu arbeiten«, sagte ich. »Im Moment ist meine Kapitaldecke noch etwas knapp. Das heißt, ich konzentriere mich darauf, die zu unterstützen, die bereits was haben. Schütze ihre Position und Investments, bringe sie ein Stück voran. Manchmal sogar ein
gutes
Stück. Das heißt, vor allem The Breakers. Je besser es Ihnen geht und je zufriedener Sie sind, desto besser stehe ich da, und desto zufriedener werde ich früher oder später sein.«
    Der Alligator biss immer noch nicht an.
    »Kurz gesagt, das, was mir zu Ohren kommt, ist nicht das Problem von Shore Realty. Tatsächlich ist es so: Je mehr Leute verkaufen, desto mehr Provision kassiert meine Firma. Aber ich glaube, ich würde meinen Job nicht richtig machen, wenn ich
Sie
nicht darauf hinweisen würde, dass sich da was zusammenbraut.«
    Ich verstummte, keinen Moment zu früh.
    »Die Leute, von denen Sie so was hören …«
    »Gehören längst nicht alle zu der Sorte, die über jedes Kinkerlitzchen quengeln, nein. Sonst würde ich Sie nicht damit behelligen. Sie sind viel, viel länger als ich in diesem Geschäft. Es ist Ihr Spiel, und Sie bestimmen die Regeln. Aber wenn Sie wollen, kann ich mit ein paar von den Hauptakteuren sprechen. Das Gerede zerstreuen, auf den Pausenknopf drücken. Ihnen sagen, dass es sich lohnt, ein bisschen zuzuwarten, bevor sie sich über die Situation echauffieren.«
    Er überlegte einen Moment.
    »Ich werde die Sache mit Marie bereden«, sagte er und stand auf. »Mehr kann ich nicht versprechen. Aber das werde ich tun.«
    »Danke, Mr. Thompson.«
    »Ich heiße Tony«, sagte er und reichte mir die Hand, »wie Sie wissen. Sie können auch ebenso gut anfangen, meinen Namen zu benutzen.«
     
    Eine Viertelstunde später stand ich am Ende des Piers am Strand von The Breakers, inmitten des flachen Ozeans. Bis zu meinem Termin unten am Siesta Key, was in Wahrheit nicht mehr als ein belangloses Treffen war, etwas, womit ich Karren White sticheln konnte, hatte ich noch eine Stunde Zeit. Natürlich würde ich hingehen – es gehört zu den wichtigsten
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