Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Killerspiel

Killerspiel

Titel: Killerspiel
Autoren: Michael Marshall
Vom Netzwerk:
Glaubenssätzen eines Bill Moore, dass auf sein Wort Verlass ist –, auch wenn mir dieser Termin im Moment herzlich unwichtig erschien.
    Am Strand schlenderten einige Paare auf und ab, und zehn Meter entfernt wurde eine Gruppe Kinder dazu ermuntert, nach Muscheln zu suchen. Die meisten Gäste und Anwohner hielten sich jetzt drinnen auf, fernab der Mittagshitze.
    Inzwischen waren meine Hände ruhig. Nach der Unterredung hatten sie noch etwa zehn Minuten gezittert. Sicher, ich hatte mir vorgenommen, mit Tony irgendwann von Mann zu Mann zu reden und die Karten auf den Tisch zu legen, aber nicht heute.
    Die Flasche Wein sollte eigentlich nur so etwas wie der Eröffnungszug sein. Ich hatte den Namen und den Jahrgang gegoogelt und die Suche in einem Wein-Forum für Anfänger gepostet. Daraufhin hatte sich ein Mann gemeldet und behauptet, er sei in der Lage, mir einen solchen zu besorgen, und er besitze außerdem noch einen anderen Jahrgang, der ein noch besseres Schnäppchen darstelle und bei jedem Connaisseur, der nach Ersterem suche, ein sicherer Treffer sei. Ich hatte bei beiden Flaschen schnell zugegriffen – zu einem Preis, von dem meine Frau hoffentlich erst Wind bekam, wenn sich die Kosten amortisiert hatten – und hatte vor, mit der zweiten Flasche bei Thompson zur Sache zu kommen. Im Moment hatte ich ihm im Grunde nur wenig zu bieten. Als ich ihm die Unzufriedenheit der Eigentümer beschrieb, hatte ich mir die Freiheit genommen, ein wenig zu übertreiben, wobei ich wohl wusste, dass Tony ein Golf- und Trink-Kumpel von Peter Grant war, dem Gründer und Eigentümer von Shore Realty. Die beiden kannten sich schon seit den Jahren des Baubooms, hatten zusammen studiert und verkehrten häufig miteinander. Ich war Angestellter bei Shore und hatte mich indirekt erboten, diese Tätigkeit hintanzustellen, um dem Management von The Breakers den Rücken freizuhalten, eine höchst riskante Strategie.
    Andererseits hatte mir ein Gefühl gesagt, das sei das Gebot der Stunde.
    Zumindest hatte ich es getan, ohne dass es mir bislang um die Ohren geflogen wäre. Hätte Thompson sofort zum Telefon gegriffen und seinen Freund angerufen, hätte ich jetzt schon die Nachricht auf meinem Handy, ich solle meinen Schreibtisch räumen und meinen Arsch hier nicht mehr blicken lassen. Es hatte keine solche Direktive gegeben, und so hoffte ich, einen Riesenschritt in die richtige Richtung gemacht zu haben.
    Und ich rauchte noch nicht einmal, um das zu feiern. Sieh sich einer den Mann an, wie er über sich selbst hinauswächst.
    In meiner Tasche ertönte ein Furzgeräusch. Ich riss das Handy heraus und war erleichtert, dass es nur eine Terminerinnerung war.
    Doch dann fluchte ich – laut genug, um ein paar Kinder in der Nähe zu erschrecken und mir die empörten Blicke ihrer Aufpasserin einzuhandeln. Ich rannte den Pier zur Ferienanlage hinauf.

3
    G egen halb zehn war ich ziemlich betrunken. Das ist nun etwas, wovon einem sämtliche Blogs und Selbstvervollkommnungs-Gurus dringend abraten, doch ich hatte das Gefühl, es mir verdient zu haben. Zum einen hatte ich an diesem Tag dafür gesorgt, dass Tony Thompson mein Echosignal auf seinem Radarschirm künftig nicht mehr übersehen konnte, und zum anderen hatte ich allen Grund, darüber erleichtert zu sein, wo ich mich gerade befand – an einem phantastischen Tisch in einem phantastischen Restaurant, mit einem weiteren großen Glas Merlot, dessen Wirkung ich, wie ich fand, gut kaschieren konnte.
    »Du bist ziemlich betrunken«, sagte Steph.
    »Nein, ich bin nur high. Von der Aussicht auf die hinreißende, natürliche Schönheit mir gegenüber.«
    Sie lachte. »Wie schmalzig, selbst für dich. Trotzdem, zwölf Jahre zusammen. Acht davon verheiratet. Da soll einer sagen, wir hätten uns keine Mühe gegeben, was?«
    »Du bist immer noch die eine, Süße.«
    »Du auch.«
    Sie erhob ihr Glas. Wir stießen an, beugten uns über den Tisch und küssten uns so lange, bis es den Gästen um uns unbehaglich wurde. Sie war glücklich und ich auch. Ich hatte ihr etwas Hübsches in ihrem Lieblingsjuweliergeschäft gekauft und überschwenglichen Dank dafür bekommen, dass ich ihr den größten Wunsch erfüllt und einen Tisch auf einem der Balkons im Obergeschoss bei Jonny Bo’s ergattert hatte. Das ist das Spitzenlokal vor Ort, mit der – angeblichen – Ausnahme eines sagenumwobenen, nicht öffentlich zugänglichen Speiselokals, das keiner, den ich kannte, auch nur zu Gesicht bekommen hatte und das,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher